LUN - Chamanes
Mehr über Lun
- Genre:
- Neoklassik / Weltmusik / Neo Folk
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Autoproduction
- Release:
- 27.02.2021
- 1. Chamanes
- 2. Prāṇa
- 3. Sedna
- 4. Seve
- 5. Lặsteio
Neoklassik mit verschiedenen volkstümlichen Einflüssen
LŮN, das Projekt der Sängerin, Geigerin und Tänzerin Mayline Gautié (ehemals ADAGIO und IDENSITY), veröffentlicht heuer als Erstling die EP "Chamanes". Hierfür wurde die Französin vom Cellisten Raphaël Verguin (RÏCÏNN, SPECTRALE, PSYGNOSIS) begleitet. Das Debütwerk enthält fünf Lieder, welche sich mit Natur, den Elementen, Lebensenergie und Mystik auseinandersetzen. Der Versuch, die Texte zu verstehen, ist jedoch zum Scheitern verurteilt, weil sich LŮN einer erfundenen Sprache bedient. "Chamanes" ist eine EP, die Anhängern schamanischer Musik und von Heavenly Voices gefallen dürfte. Die verwendeten Streichinstrumente halten den Hörer vom Anfang bis zum Ende in zauberhafter Art und Weise bei Laune.
Der Titeltrack beginnt mit einem kurzen Percussion-Intro, in welches sich sodann ansprechend Streicher und Stimmen mischen. Kurzzeitig meint man, ein Didgeridoo wahrzunehmen, bevor 'Chamanes' etwas wilder wird, u.a. durch Nutzung nordischer Stimmtechnik und auch Vibrieren der Stimme. Gegen Ende entsteht der Anschein mehrstimmigen Gesangs à la LABORATORIUM PIEŚNI. Mayline Gautié sagt über den zweiten Song: "Prāṇa (auch Qi genannt) ist jene mysteriöse Energie, die jedes Element im Universum komponiert. Dieses Lied ist als vibrierender Tanz gedacht, während dessen Angelegenheiten kontemplativ und zur Quelle des Lebens werden." Mir persönlich treibt die Percussion ein kleines bisschen zu intensiv, doch die Geige führt betörenderweise mal mehr, mal weniger dramatisch durch das Instrumentalstück.
'Sedna' wird von Meeresrauschem eskortiert und wirkt auch im Ganzen betrachtet bedächtiger als die ersten beiden Lieder. Sowohl die Stimme der Musikerin als auch die Melodie erinnern stark an Künstler des ehemaligen Hyperium-Labels aus München oder des französischen Labels Prikosnovénie. 'Seve' wird allein von Piano, Streichinstrumenten und Maylines schönem Gesang getragen. Leichte rhythmische Unterlegung erfolgt erst innerhalb der letzten halben Minute. Mit 'Lặsteio' bietet die EP zum Abschluss einen Song mit mehreren stilistischen Wechseln. In ihm wurde der Herzschlag als Rhythmus verarbeitet. Anfangs wird noch ein dramatisch-trauriger Eindruck erweckt, mit einsetzender Percussion und später Gitarre geht der Song aber in ein beschwingtes Tanzstück im Sinne von IRFAN über.
Die gekonnte Untermalung aller Tracks mit Streichinstrumenten verbunden mit nordischen, keltischen und orientalischen Prägungen verleiht "Chamanes" einen charmanten Charakter. Mayline Gautié scheint mit LŮN ehrgeizige Ambitionen zu verfolgen, denn die EP wirkt zeitlos, traumhaft und spirituell. Man darf gespannt bleiben, was diesem Werk nachfolgt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt