LOVING TONGUE, THE - Distant Dreams
Mehr über Loving Tongue, The
- Genre:
- Hard Rock
- Universal Love
- Going Crazy
- Why Did You Cry Tonight
- Queen Of The Night
- Loving Ways Today
- Crying For My Woman
- Evil In The Sky
- Lady In Black
- King Of The Darkest Night
- Lost Princess
- Sacred Winds
- Indian Chief
- Death
- Warriors Of Enchantement
- Lady Of The Sea
- Soft Lonely Love
Habe ich eben noch über RAVEN BLACK NIGHT abgeschwärmt, so bietet uns deren Kopf Jim Petkoff mit THE LOVING TONGUE heute sein zweites musikalisches Standbein an. Und das hat es ebenso in sich, wie es die rabenschwarze Nacht schon hatte. Und zwar im doppelten Sinne des Wortes: "Distant Dreams", so der Titel des Machwerkes, entpuppt sich nämlich als wunderschön aufgemachter Doppeldecker.
Bereits die Optik des Booklets bietet allen Grund zur Euphorie und Vorfreude auf die akustische Darbietung von THE LOVING TONGUE, denn das psychedelische Artwork im 70er-Stil entführt den Betrachter schon vor den ersten Takten in eben jene Zeit. Ganz toll.
Auch die Mucke wandert eher in besagter Dekade (und früher) umher und hat nur wenige Elemente momentan angesagter Rockmusik in sich. Vielmehr wird dem Hörer ein farbenprächtiges Puzzle geboten, welches sich aus einem stilistischen Allerlei die jeweils interessantesten Elemente heraus pickt und daraus magische Momente bastelt. Und diese Magie kommt sowohl in vermeintlich banalen Rockern wie 'Why Did You Cry Tonight', wie auch in recht harten Kompositionen der Marke 'Lady In Black' (keine Coverversion) zum Vorschein.
THE LOVING TONGUE beherrschen nämlich die Kunst ohne Scheuklappen zu komponieren und hierbei immer wieder genau ins Schwarze zu treffen. Dabei ist es faszinierend festzustellen, wie vielseitig man als Trio agieren kann. Gut, es gibt ein paar Gäste, wie den Hausproduzenten Gavin O'Loghlen, der vor allem mit seinem gekonnten Einsatz keltischer Instrumente für Überraschungen sorgt, aber den Löwenanteil haben die Drei im Alleingang zusammengeschraubt.
Während die erste Disk - schön betitelt mit "When Angels Sing ..." - acht Songs bietet, die ich als psychedelischen Hardrock bezeichnen würde, gibt es auf Disk zwei ("... Warriors Cry") oben beschriebene Bandbreite. Könnte 'Lost Princess' auch ganz hervorragend auf "Long Live Rock'n'Roll" von RAINBOW passen, umwabern uns im nachfolgenden Doppel 'Sacred Winds / Indian Chief' völlig spacige Klänge. Wah-Wah-Klampfen über einem Percussion-Teppich, zurücklehnen und wegschweben. Bevor man aber total ausklinken kann, tackert einem das bedeutungsschwangere 'Death' ein paar tonnenschwere Riffs in die Hirnrinde. Bei jener Komposition beweist Tom Petkoff, Bruder des Leaders und hauptamtlich für den Viersaiter zuständig, was es heißt zu grunzen. Dazu gibt es im sphärischen Mittelpart Gregorianische Chöre als Untermalung. Schräg? Klar! Aber gerade das macht ja den Spaß dieser Scheibe aus.
Und weil wir gerade beim schönen Thema "schräg" sind: Bulgarische Texte ('Soft Lonely Love' und 'Death'), der Einsatz von Flöten ('Lady In Black') und einer Zither ('Crying For My Woman') sollten weitere Indikatoren für eine gewisse, sympathische Schrägheit sein.
Insgesamt sicherlich ein Album, das leider nur eine sehr begrenzte Hörerschaft ansprechen wird, diese wird es aber abgöttisch lieben. Allein die Tatsache, dass die Band bereits im Jahr 1995 ein erstes Lebenszeichen namens "Is Anyone Listening?" unbeachtet veröffentlichen konnte und auch der vorliegende Tonträger gute drei Jahre auf seinem Buckel hat, ist Indikator genug für diese These.
Wer aber grundsätzlich auf Bands wie KANSAS, URIAH HEEP, JETHRO TULL, BLACK SABBATH, JIMI HENDRIX EXPERIENCE, HAWKWIND, alte RUSH oder KING CRIMSON steht, sollte zumindest mal ein paar weit geöffnete Ohren in das liebevoll dargebotene Material halten und dann selbst entscheiden, ob man im Zeitalter wuchtiger Produktionen, kurzer Hits und stereotypen Musikformen noch aufnahmenfähig genug für eine großartige Band wie THE LOVING TONGUE sein kann.
Anspieltipps: Death; Lost Princess; Lady In Black; Evil In The Sky; Crying For My Woman; Universal Love; Going Crazy
- Redakteur:
- Holger Andrae