LOGAR'S DIARY - Book II: Parlainth - The Forgotten City
Mehr über Logar's Diary
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Metal Fortress Entertainment
- Release:
- 27.02.2006
- Parlainth
- The Restless Troll
- Hirob's Words
- The Spells
- Casked Of The Last Resident
- Dark Destiny Of Parlainth
- Seance - Rebirth
- Cursed Soul
- Torgak's Speech
- Bearer Of Light
- Circle's Last Link
- Parlainth's Discovery
- Under One Sky
Logar aus dem Earthdawn-Universum tut kund und zu wissen, dass vertont ward von sechs Barden aus Berlin, die Mär von der vergessnen Stadt Parlainth. So merket auf all ihr Rollenspieler, Fantasten und Freunde holder Melodei, denn LOGAR'S DIARY sind wiedergekehrt, um euch aus desselben Tagebuch zu künden. Der Bandinfo zufolge sieht sich dieses 1998 in Berlin gegründete Sextett als reinrassige Konzeptband, die sich vollständig dem Universum des Earthdawn-Rollenspieles widmet und aus den Abenteuern des Zauberers Logar abgeschlossene Konzeptalben schmiedet. Bei einem derart ausgeprägten Fantasy-Hintergrund kann es kaum verwundern, dass die Sorte von "Power Metal", die LOGAR'S DIARY spielen weniger mit dem ursprünglichen Power-Metal-Begriff zu tun hat, als vielmehr mit dem modernen aus der zweiten Hälfte der Neunziger. In meist hypermelodischen Gefilden und oft in gehobenem bis schnellem Tempo schreiten die Recken zur Tat und versehen ihr metallisches Grundgerüst mit vielen dominanten Keyboardklängen, die sowohl orchestrale Arrangements als auch mittelalterlich-folkloristische Klänge beisteuern, die von Flöten über Drehleiern bis hin zu Dudelsäcken reichen. Da auch die Melodiebögen selbst sehr häufig ein ordentliches Mittelalter- und Folk-Flair versprühen, finden wir uns auf "Parlainth" grob in der Schnittmenge zwischen orchestralem Power Metal und mittelalterlich angehauchtem Folk Metal, wobei das erstere Element deutlich überwiegt.
Ein ausführliches Erzähler-Intro mit Hörspiel-Elementen leitet das Album stilecht ein, bevor eine flotte Leadmelodie mit dominantem Dudelsack-Synth den hochgradig schunkelbaren Opener 'The Restless Troll' anfacht. Sehr eingängig und technisch auch gut umgesetzt. 'Hirob's Words' ist kaum weniger hüpf- und tanzkompatibel. Das erste Hauptriff würde auch RUNNING WILD zur Ehre gereichen, doch mit Einsetzen der Flötenklänge geht die Reise natürlich wieder in eine andere Richtung. Die Tempodrosselung bei 'The Spells' setzt einen willkommenen Kontrastpunkt und lässt ein wenig mehr Dramatik aufkommen, was der Scheibe sehr gut tut. Auch das etwas höhere Aggressionsniveau in der zweiten Hälfte von 'Casket Of The Last Resident' sorgt für ein wenig wohltuende Abwechslung. Schön dramatisch wirkt das Kirchenorgel-Intro zu 'Dark Destiny Of Parlainth', wobei der Song an sich wieder recht locker und fröhlich ausgerichtet ist. 'Seance / Rebirth' gefällt mir als eines der härtesten und dunkelsten Stücke des Albums mit am besten, vor 'Cursed Soul' sich vornehmlich auf Perkussion, Keyboards und romantischen Gesang konzentriert. Dann gibt sich das Sextett mit 'Torgak's Speech' wieder härter und mit rifftechnischer Hamburg-Schlagseite. Auch Hagens Gesang kommt hier etwas rauher und kantiger rüber als üblich, was ich uneingeschränkt als Pluspunkt sehe. Das Niveau hält die Band im letzten Drittel des Albums, indem sie auf allzu beschwingte Schunkelpassagen verzichtet. Bei 'Bearer Of Light' schimmern die blinden Wächter durch und bei 'Circle's Last Link' gehen die Jungs streckenweise sogar richtig aggressiv und hart zu Werke, inklusive einer Passage mit fast schwarzmetallischem Gesang. In 'Parlainth's Discovery' treffen noch mal Mittelalter und eine leicht dunkle Atmosphäre aufeinander, bevor die aus dem Konzept herausgenommene Friedenshymne 'Under One Sky' mit etwas modernerer Rhythmik noch einen neuen Akzent setzt.
So weit, so gut, doch kommen wir nun auch zu den Schattenseiten der Scheibe: Die Berliner haben sich ein Genre ausgesucht, das gut zehn Jahre nach den Anfängen des noch immer anhaltenden großen Power-Metal-Trends ziemlich übersättigt wirkt. So ist es sehr schwierig, dort noch effektiv auf sich aufmerksam zu machen, wenn man keine wirklich hervorstechenden Momente in seine Musik einbringt. Trotz der evidenten musikalischen Klasse und eines schönen Konzepts, fehlt es den Berlinern leider an besonders individuellen Zügen. Dazu kommt - und das ist sicher mein persönliches Problem mit dem Stil - ein Übermaß an Keyboards und fröhlichen Melodien, welches das Ganze phasenweise etwas zu sehr ins Pompös-Kitschige abdriften lässt. Dadurch geht das, was ich mit Metal allgemein und vor allem eben auch mit Power Metal verbinde, ein wenig verloren. Es fehlt an etlichen Stellen einfach an der Schwere und der Härte, an der ursprünglichen Kraft der Musik - Pomp verdrängt die Dramatik. Das mag ein wenig boshaft formuliert sein, soll aber keineswegs die musikalische Leistung von LOGAR'S DIARY schmälern. Es gibt genügend Stücke und Passagen, die auch mit gediegener Härte dienen können. So ist "Book II: Parlainth - The Forgotten City" ein gut gemachtes Album, dessen Zielgruppe aber weniger die Leute sein dürften, deren traditionell metallisches Weltbild von den rauhen und ungestümen Achtzigern geprägt wurde, sondern eher Fans von ELVENKING, RHAPSODY und BLIND GUARDIAN. Wer auf bombastischen Melodic Speed Metal steht und dabei kein Übermaß an Originalität erwartet, der dürfte bei Logar und seinen Freunden ganz gut aufgehoben sein.
Anspieltipps: The Restless Troll, The Spells, Seance - Rebirth, Torgak's Speech
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle