LINKIN PARK - From Zero (Deluxe Edition)
Mehr über Linkin Park
- Genre:
- Alternative / Nu Metal
- Label:
- Warner
- Release:
- 16.05.2025
- From Zero (Intro)
- The Emptiness Machine
- Cut The Bridge
- Heavy Is The Crown
- Over Each Other
- Casualty
- Overflow
- Two Faced
- Stained
- IGYEIH
- Good Things Go
- Up From The Bottom
- Unshatter
- Let You Fade
- The Emptiness Machine (Live)
- Heavy Is The Crown (Live)
- Over Each Other (Live)
- Casualty (Live)
- Two Faced (Live)
Starkes Bonusmaterial, unschöne Veröffentlichungspolitik ...
Manchmal ist die Veröffentlichungspolitik diverser Labels und Bands zum Verzweifeln. Beispielsweise erschien das LINKIN PARK-Comeback "From Zero" in diversen Sammlereditionen, die einem als Fan schon fast zu viel Auswahl geboten haben. Hatte man sich aber endlich entschieden und das Album in der favorisierten Aufmachung eingetütet und liebgewonnen, folgte schon die Ankündigung einer Deluxe Edition. Selbige steht nun als Doppel-CD im Digisleeve in den Regalen und stellt uns natürlich vor die Frage: Lohnt sich eine erneute Anschaffung des Albums nach gerade einmal sechs Monaten?
Nun, im Falle der physischen Aufmachung würde ich zu einem Nein tendieren, denn das Digisleeve ist zwar hübsch aufbereitet und auch das Coverartwork gefällt mir in etwas überarbeiteter Form auch nochmal besser, aber einen gigantischen Mehrwert im Vergleich zu den Special-Editions des regulären Albums bekommt man hier nicht. Und musikalisch? Nun, da wird die erste CD von den bereits bekannten Songs des Langspielers gefüllt, die auch keinerlei Überarbeitung erfahren haben. Warum auch, immerhin ist die Platte in Sachen Produktion, Mix und Mastering nach so kurzer Zeit noch lange nicht überholt. Musikalisch ist das Material dagegen unzweifelhaft großartig und holt mich auch heute noch genauso ab, wie beim Release im vergangenen November. Eine erneute Lobeshymne spare ich mir allerdings an dieser Stelle und verweise euch stattdessen auf meine ursprüngliche Rezension, die sich eingehend mit den Songs der ersten CD befasst.
Bleibt der zweite Silberling und das dort enthaltene Bonusmaterial, das konkret drei frische Songs aus dem Studio und fünf Live-Versionen von "From Zero" umfasst, die bei diversen Tourstops auf der ganzen Welt mitgeschnitten wurden. Star der Show sind hier aber mit Sicherheit die drei neuen Tracks, die allesamt problemlos auf dem hohen Niveau anknüpfen, mit dem sich LINKIN PARK in der Besetzung um die beiden Neuzugänge Emily Armstrong (Gesang) und Colin Brittain (Schlagzeug) zurückgemeldet hat. 'Up From The Bottom' ist dabei mit Sicherheit der große Höhepunkt, denn mit seinem unfassbar starken Refrain und Mike Shinodas tollen Raps ist die Nummer ein lupenreiner Hit, der sich vor den Großtaten des reichen Backkatalogs nicht verstecken muss.
'Unshatter' geht da schon etwas düsterer und herber zur Sache, wobei vor allem Emily mit ihrer herrlich bissigen und teils rauen Gesangsstimme dafür sorgt, dass der wieder einmal unheimlich prägnante Refrain sofort unter die Haut geht. Und 'Let You Fade' schließt den Reigen der neuen Songs schlussendlich ebenso stark ab, birgt aber doch einige Überraschungen. So übernimmt Mike den Großteil des Gesangs in dieser unheimlich melancholischen Nummer, in welcher der Verlust einer geliebten Person verarbeitet wird. Wenn Emily schließlich im Chorus, der mich übrigens an einen Mix aus der "The Hunting Party"- und "Minutes To Midnight"-Ära denken lässt, die Zeile "I won't let you fade" singt, fällt es schon schwer, nicht an den verstorbenen Frontmann Chester Bennington zu denken und den Song als ein Abschiedslied in seine Richtung zu interpretieren.
Nicht minder überzeugend präsentiert sich auch das Live-Material, wobei mir wie so oft die Songs in diesem Setting sogar noch etwas besser gefallen als in der polierten Studiofassung. Ganz besonders ist das der Fall bei 'Over Each Other', das live mit etwas präsenteren Gitarren aufwartet und so deutlich herber aus den Boxen schallt. 'Casualty' und 'Heavy Is The Crown' entfalten dagegen auf der Bühne die gleiche Energie wie im Studio und eine verlängerte Version von 'Two Faced' macht klar, dass wir es hier mit einem potentiellen neuen Live-Klassiker zu tun haben, der sich in eine Reihe mit 'One Step Closer' oder 'Papercuts' stellen kann. Die Nase vorne hat für mich aber am Ende der Mitschnitt von 'The Emptiness Machine', der vom "From Zero"-Livestream stammt und damit den emotionalen Moment einfängt, bei dem Emily erstmalig mit LINKIN PARK auf der Bühen stand. Die Energie und Anspannung im Raum ist dabei selbst Monate später vor dem heimischen Player greifbar, was den Track natürlich zu einem schönen Zeitdokument macht.
Und wie lautet nun die Antwort auf meine eingangs gestellte Frage? Nun, leider lohnt sich eine Anschaffung von "From Zero" in der Deluxe Edition dank der starken zweiten CD wirklich. Ich bleibe dabei, dass mit Sicherheit die gesamte Fangemeinde glücklicher gewesen wäre, wenn die insgesamt acht Tracks als separate EP erschienen wären. Ganz zu schweigen davon, dass das auch preislich die deutlich fairere Lösung gedesen wäre. Doch in Zeiten, wo Marketing und Verkaufszahlen noch immer König sind, werden wir wohl weiterhin damit leben müssen, dass des öfteren sehr lohnende Deluxe- oder Tour-Editionen kurz nach dem Release eines regulären Studioalbums ins heimische Regal wandern. Ärgerlich, aber als Sammler machmal dann doch nicht vermeidbar.
- Redakteur:
- Tobias Dahs