LEGEND(UK) - Still Screaming
Mehr über Legend(UK)
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- Monster Records
- Release:
- 11.04.2003
- I'm Not Angry
- GHB
- Eden Massacre
- Still Screaming
- Take A Man
- Born In Chaos
- Generations Underground
- Maybe This Time
- Living In Your Nightmare
- Pompeii
- Hiroshima 2003
LEGEND wurden - für die, die das nicht wissen - im Jahr 1980 gegründet und entwickelten sich mit ihrem ziemlich eigenen Stil zu einer der einflussreichsten Bands der New Wave of British Heavy Metal. Als sich LEGEND 1984 auflösten, hinterließen sie drei offizielle Veröffentlichungen, und zwar die Alben "Legend" (1981) und "Death In The Nursery" (1982) sowie die "Frontline"-EP (1982).
In 2001 kam es zu einer Zusammenarbeit zwischen Monster Records und LEGEND, um mit "Anthology" das 'ultimative' LEGEND-Tribute-Album zusammenzuschustern. In diesem Zuge trafen auch Sänger Mike Lezala und Gitarrist Pete Haworth erstmals nach etwa 20 Jahren wieder zusammen. Und nachdem die Reaktionen auf die "Anthology"-Veröffentlichung überall sehr gut waren, begannen diese beiden Musiker, neue Songs zu schreiben. Das Ergebnis dieser erneuten Zusammenarbeit kann man nun auf dem Reunion-Album "Still Screaming" nachhören...
LEGEND steigen mit 'I'm Not Angry' recht ungewöhnlich in das Album ein, da dieser Opener im Wesentlichen ziemlich ruhig ausgefallen ist. Insbesondere die Strophenteile sind sehr verhalten angelegt, doch zu Bridge und Chorus wird das Tempo dann doch angezogen, so dass auch Petes Gitarre Akzente setzen kann. Ansonsten wird 'I'm Not Angry' vor allem von Mikes variablen Gesang geprägt, der sowohl in den ruhigeren Passagen als auch in den Power-Parts eine gute Figur macht.
'GHB' kommt anschließend ohne diese Wechsel aus und bewegt sich über die gesamte Distanz im Midtempo-Bereich. Die Gitarrenarbeit, die hier in bester Hard Rock-Tradition daher kommt, weiß aber auch diesmal durchaus zu gefallen.
Bei dem langsameren, fast schon als Ballade durchgehenden 'Eden Massacre' ist die Gitarre etwas zurückgenommen und dafür der Gesang weiter im Vordergrund. Die Melodieführung lässt hier jedoch etwas Abwechslung vermissen, so dass dieser Song relativ gleichförmig an einem vorüberplätschert.
Bei dem achtminütigen Titeltrack 'Still Screaming' kommt dann wieder etwas Abwechslung ins Spiel, da sich bei diesem erneut langsame, balladeske Teile mit flotteren, kraftvolleren Passagen abwechseln. LEGEND agieren aber auch hier noch immer mit angezogener Handbremse.
Etwas druckvoller gehen die NWoBHM-Recken dann bei 'Take A Man' zu Werke, was zum Teil daran liegt, dass hin und wieder auch das Schlagzeug in den Vordergrund rückt. Dadurch wird Pete hörbar angespornt, was dem Song nur gut tut.
Auch 'Born In Chaos' stellt im Vergleich zum Vorgänger in punko Heaviness eine Steigerung dar. Doch auch Mikes Gesang kommt hier eine Ecke härter daher, auch wenn das teilweise an der während der Strophen verzerrten Stimme liegt.
'Generations Underground' ist dann aber bereits wieder deutlich verhaltener - wenn man mal von dem recht aggressiven (für LEGENDs Verhältnisse) instrumentalen Schlussteil absieht. Dementsprechend geht der übrige Song zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder hinaus, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.
Das anschließende 'Maybe This Time' gehört dann mit acht Minuten wieder zu den längeren Stücken des Albums und weist dementsprechend auch einige Längen auf. Pete kann zwar immer wieder das eine oder andere Gitarrenriff einstreuen, doch im Wesentlichen plätschert diese Ballade vor sich hin, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten.
Ein wenig anders sieht das bei 'Living In Your Nightmare' aus, bei dem Pete wieder etwas kräftiger in die Saiten greift und auch die Rhythmusabteilung nachzieht. Doch beim Refrain scheinen dann die Ideen ausgegangen zu sein, denn dieser ist schon sehr simpel gestrickt.
Diese Schwäche offenbart auch 'Pompeii', doch wenn der Refrain nur aus einem Wort besteht, dann lässt sich das nur schwerlich vermeiden. Ansonsten gehört dieser Song auch wieder in die Rubrik "ganz nett anzuhören, aber nicht mehr".
Zum Abschluss des Albums folgt das Remake eines alten LEGEND-Klassikers, nämlich 'Hiroshima'. Man mag mir vielleicht Bösartigkeit unterstellen, aber für mich ist diese Neuauflage der Höhepunkt von "Still Screaming". Man könnte deshalb in diesem Zusammenhang natürlich über den Sinn bzw. Unsinn von Re-Unionen philosophieren, aber lassen wir das...
"Still Screaming" ist sicherlich kein wirklich schlechtes Album und die musikalischen Fähigkeiten eines Mike Lezala und eines Pete Haworth sind sowieso über jeden Zweifel erhaben. Doch songwriterisch offenbaren LEGEND einige Schwächen. Die Songs an sich sind im Großen und Ganzen schon sehr ordentlich, aber insgesamt einfach zu gleichförmig. Wenn man sich zwei oder drei Songs anhört, ist "Still Screaming" für Hard-Rock-Fans eine prima Sache, aber beim gesamten Album stellt sich doch ein gewisser Gähn-Faktor ein.
In der momentanen Veröffentlichungsflut dürfte es für LEGEND daher schwer werden, sich auch nur annähernd durchzusetzen. Ich kann jedenfalls allen nur raten, sich "Still Screaming" vor dem (eventuellen) Kauf unbedingt anzuhören (auch wenn alte LEGEND-Fans sicherlich blind zugreifen werden).
Anspieltipps: Take A Man; Living In Your Nightmare; Hiroshima
- Redakteur:
- Martin Schaich