LEAVING SPIRIT - Guide To The Spirit World
Mehr über Leaving Spirit
- Genre:
- Blues / Rock / Country
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 23.02.2024
- Freak Show
- Golden
- Holy Mountain Man
- Bad Dream
- Ride A Wild Horse
- I Don't Care
- Ol' Frina
- Night Of Justice
- Old Austin
Unterhaltsamer Blues-Rock-Country-Grenzgang aus deutschen Landen.
Hörte man die Musik von LEAVING SPIRIT erstmalig, dann würde man sofort denken, dass wir es hier mit einer Band aus dem Süden der Vereinigten Staaten zu tun haben. Doch weit gefehlt, denn das von Gitarrist Florian Eppel angeführte Sextett stammt aus der bayerischen Stadt Würzburg und macht von dort aus bereits seit 2019 die hiesige Rockmusik-Landschaft unsicher. Das heuer erscheinende dritte Album "Guide To The Spirit World" wurde dabei erneut in kompletter Eigenregie von der Band produziert und aufgenommen und wird in den kommenden Monaten auf einer ausgiebigen Tour durch Europa vorgestellt.
Wie genau klingt denn eigentlich LEAVING SPIRIT? Nun, würde man Roots Rock, Blues und Country in einen großen Topf werfen und einmal kräftig umrühren, dann würde dabei wohl der staubtrockene Sound des Sextetts herauskommen, der praktisch sofort vor dem geistigen Auge die dürren Landschaften einer amerikanischen Wüste heraufbeschwört. Schon der Opener 'Freak Show' macht dabei schnell klar, dass die größte Stärke der Band ganz klar Fronterin Paula Frecot ist, die eine eindringliche und gleichzeitig vielseitige Stimme ihr Eigen nennt. Noch wohltuender als die qualitative Darbietung ist dabei die Tatsache, dass Paula ohne jeglichen deutschen Akzent singt, was mir sonst leider bei vielen ähnlich gelagerten Kollegen aus unseren Gefilden etwas den Spaß verdirbt. So tiefst amerikanische Musik mit Denglisch-Anflügen, das funktioniert einfach nicht. Ohne jene Problematik ist der Opener ein durchaus gelungener und entspannter Rocker, der mich mit einem sehr holprigen Übergang in der Mitte zwar etwas vor den Kopf stößt, trotzdem insgesamt Lust auf die restlichen Nummern von "Guide To The Spirit World" macht. Einzig die Sechsaiter könnten für meinen Geschmack ein paar mehr Akzente setzen, wie es für das Genre eigentlich zum guten Ton gehört.
Habe ich gerade noch über die etwas stiefmütterliche Gitarrenarbeit gemeckert, hat 'Golden' an zweiter Stelle der Trackliste sofort ein feines Gitarrenlead im Gepäck, das den Song fast sogar noch mehr trägt als die erneut starke Gesangsleistung von Paula. Und auch über den Rest der insgesamt neun Kompositonen hinweg musiziert die Truppe aus Bayern auf hohem Niveau und serviert uns meist mit dezentem Backbeat und entspannter Atmosphäre versehene Tracks, bei denen auch immer genügend Platz für kleine Solo-Ausflüge der einzelnen Instrumente bleiben. Mal darf sich dabei das Piano mehr inden Vordergrund spielen ('I Don't Care'), mal sind es eher die Gitarren-Leads, die sich nach meiner anfänglichen Kritik mit fortschreitender Spielzeit immer mehr trauen und Akzente setzen ('Night Of Justice', 'Ride A Wild Horse'). Und auch die Produktion, die wie eingangs erwähnt von der Band im Alleingang gestemmt wurde, passt mit ihrem erdigen und eher schlichten Sound hervorragend zum eher klassisch angelegten Songmaterial.
Warum steht dann hier am Ende keine noch bessere Note unter dieser Rezension? Nun, so gut und eingängig das gesamte Songmaterial auf "Guide To The Spirit World" ist, so sehr fehlt mir am Ende diese eine große Hookline oder dieses eine herausragende Gitarrenlick, das mich eben auch noch nach dem Verklingen der letzten Töne der Platte nicht loslässt und meine Neugier auch langfristig weckt. In diesem Punkt haben moderne Kollegen wie ROBERT JON & THE WRECK einfach noch die Nase vorne, dennoch ist das LEAVING SPIRIT-Drittwerk ein Album, das eure Aufmerksamkeit verdient und viel Potential für die Zukunft aufzeigt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs