LEAF - Circle Of Ways
Mehr über Leaf
- Genre:
- Modern Rock
- Label:
- Locomotive Records
- Release:
- 24.05.2004
- Impressions
- Breakable
- Circle Of Ways
- Swimming
- 81
- Floatin
- Burned Eyes
- Changin
- Not Enough
- Stolen Childhood
- Thank You
- Inside Me
- Temple Of Love
Mann, das ist schon irgendwie komisch. Da spielt irgendwann Ende März dieses Jahres eine junge Nachwuchstruppe bei einem Underground-Event in unserer 500-Seelen-Gemeinde Brüggelchen und einen guten Monat später liegt auch schon das erste Album von LEAF auf meinem Schreibtisch. LEAF sind also die erste von mir rezensierte Band, die von sich behaupten kann, 300 Meter von meiner Haustür entfernt aufgetreten zu sein - und die mich auch damals schon völlig wegblasen konnte.
Ja, ihr Mix aus harten Riffs, einer gesunden Portion Melancholie und dem wunderschönen melodischen Gesang von Jamie Scholz funktionierte auf der Bühne ausgezeichnet, und so ist es mir nun eine Freude, die bereits bekannten Nummern auch auf CD begrüßen zu dürfen.
Grob gesehen, könnte man LEAF dabei als eine Mischung aus SOUNDGARDEN, CREED und den DEFTONES bezeichnen, wobei mir das Material von "Circle Of Ways", so der Name des Debüts, kein bisschen schlechter gefällt als die letzten Releases der genannten Combos. Im Gegenteil, LEAF liefern hier einen Ohrwurm nach dem anderen ab und schaffen es dabei immer wieder mit ihren emotional geladenen Sounds unter die Haut zu gehen.
Im Mittelpunkt steht hauptsächlich Sänger Jamie, mit dessen kraftvollem Organ die Musik von LEAF steht und fällt. Einfach wunderbar, wie dieser Mann zwischen aggressiven Shouts (eher selten) und herzzerreißenden Gesangslinien hin- und her wechselt und dabei jede einzelne Note genau trifft. Erinnert sich vielleicht jemand an das leider stark unterbewertete Debüt der britischen Hopefuls FUNERAL FOR A FRIEND aus dem vergangenen Jahr? Rein gesangstechnisch sind LEAF mit dieser Gruppe durchaus vergleichbar, wobei ich der deutschen Truppe im Zweifelsfalle aufgrund der stärkeren Songs definitiv den Vortritt geben würde.
Dass die insgesamt dreizehn Kompositionen durchaus kommerzielles Potenzial haben, soll dabei nicht verschwiegen werden, hält die Band aber nicht davon ab, ihre Platte mit einigen experimentellen Sounds anzureichern. So finden sich bei `Changin´ diverse elektronische Spielereien, die sich im weiteren Verlauf noch des Öfteren einschalten sollen, jedoch nur der jeweiligen Stimmung des Songs angepasst wurden. Die Basis ist aber ganz klar moderner Rock, und in dieser Hinsicht kann man der urspünglich als Soundtrack-Act gestarteten Truppe nur zu einem Album gratulieren, das mit dynamischen Songstrukturen, tiefgreifendem Gesang und genügend Abwechslung zu jeder Sekunde zu überzeugen weiß und dabei auch noch ein knappes Dutzend exzellenter Ohrwürmer enthält.
Locomotive Records scheinen in den letzten Monaten den deutschen Underground nach neuen hoffnungsvollen Bands zu durchforsten und haben neben den SHITHEADZ nun den zweiten Glücksgriff getätigt, der es problemlos schaffen sollte, die Fans der oben genannten Gruppen auf Anhieb zu begeistern. Überzeugt euch selbst von diesem starken Album, das lediglich mit dem abschließenden SISTERS OF MERCY-Gassenhauer `Temple Of Love´ einen kleinen Schwachpunkt besitzt.
Anspieltipps: Breakable, Circle Of Ways, Swimming, 81, Stolen Childhood, Inside Me
- Redakteur:
- Björn Backes