LAUTREAMONT - Silence Of The Deceased
Mehr über Lautreamont
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 07.05.2018
- Evil
- Father
- Silence Of The Deceased
- The Hour
- Psalm
- Epitaph
- Coda
Fetter Stoff, aber Defizite beim Sound
Mich nervt es hin und wieder, wenn frisch gestartete Bands schon Inhalte in ihren Sound hineininterpretieren, die dort eigentlich gar nicht hingehören. Vor allem der avantgardistische Begriff ist bisweilen überstrapaziert und wird partiell schon dann verwendet, wenn nur ein paar unverhoffte Breaks in ein ansonsten doch recht stringentes Songgefüge hineingeraten. Insofern tun sich die Musiker von LAUTREAMONT sicherlich keinen Gefallen, allerhand Kunstbegriffe für ihren durchaus extremen Sound zu benennen. Denn am Ende des Tages ist "Silence Of The Deceased" nicht mehr oder weniger als ein ziemlich brutales Album im Grenzgebiet von Death Metal (mehr) und Black Metal (weniger).
Hat man sich damit einmal arrangiert, gibt es eigentlich nur noch einen strittigen Punkt, und das ist der offenbar maßlos getriggerte Schlagzeug-Sound, bei dem man sich nicht sicher sein kann, inwieweit er vielleicht auch programmiert wurde. Die Band führt zwar einen Drummer in ihren Reihen, alelrdings will bis zuletzt der Eindruck nicht weichen, hier wurde im Studio noch einmal massiv nachgeholfen, um das Tentakel-gleiche Spiel dann auch in dieser form zu inszenieren. Und dieses Klinische zieht sich schließlich auch durch die übrigen Details und verwässert das Album zumindest dann, wenn es ein bisschen technischer wird.
All das hat LAUTREAMONT eigentlich gar nicht nötig, denn das neue Material ist erstklassig, zwar auch verdammt brachial, aber nicht einfach nur plump radikalisiert, sondern wirklich auch kompositorisch anspruchsvoll. Die russische Kapelle trümmert in allen Geschwindigkeitslagen auf sehr hohem Niveau, schafft auch sphärisch Reizpunkte und ist immer wieder für einen überraschenden Break oder eine unverhoffte, umso krassere Attacke gut. Handwerklich ist "Silence Of The Deceased" ebenfalls bärenstark, vor allem die Gitarrenarrbeit, die erst bei näherer Detailbetrachtung so richtig ins Licht rückt und dort mit vielen verspielten Passagen einen sehr angenehmen Kontrast zum vordergründigen Geballer liefert. So darf technischer Death Metal, der immer noch heftigst knallt, gerne immer klingen.
Insofern ist es schade, dass der überproduzierte Sound die Atmosphäre ein wenig trübt und der künstliche Charakter des Albums damit natürlich auch nicht verschwindet. In Sachen Songwriting ist LAUTREAMONT nämlich absolut nicht angreifbar. Und hat man sich erst einmal an den etwas sterilen Rahmen gewöhnt, ist die Erfahrung immer noch intensiv genug, der Band den sofortigen Supporrt zuzusagen!
Anspieltipps: Silence Of The Deceased, Psalm
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes