LANDSCAPES - Modern Earth
Mehr über Landscapes
- Genre:
- Melodic Hardcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Pure Noise Records
- Release:
- 01.04.2016
- Mouths Of Decadence
- Observer
- Death After Life
- Embrace
- Remorser
- Neighbourhood
- Escapist
- Aurora
- Radiance
- Transient
- Heaven Ascended
Kopf hoch!
In Schönheit und erfüllt von Weltschmerz zu sterben scheint nicht allein im Sound von Melodic- und Post-Hardcore-Bands angelegt zu sein. Die melodischen Untersparten der ursprünglich beinharten, punkigen Körnermucke und ihre Vertreter pflegen traditionell ein langes Siechtum - vielleicht, weil selbst Fans der jeweiligen Bands die saftig aufgetragene Düsterstimmungs-Mucke immer nur phasenweise ertragen können? Die Briten LANDSCAPES haben sich mit ihrem ersten Langspieler "Life Gone Wrong" vor vier Jahren jedenfalls eine ordentliche Fanbase erarbeitet, mit dem Nachfolgewerk "Modern Earth" aber viel Zeit gelassen. Sich rar zu machen ist bei so viel Melancholie vielleicht eine kluge Strategie, zumal so auch die Hoffnung auf Weiterentwicklung in einem von Natur auf wenig innovativem Genre geweckt wird.
Und "Modern Earth" klingt tatsächlich erwachsener, reifer, wie... naja, wie eine Melodic-Hardcore-Band eben, die älter geworden ist, Erfahrung gesammelt hat, sich aber klar zu ihren Wurzeln bekennt. Prinzipiell ist alles beim Alten geblieben: Im Schnitt dreiminütige Songs, meist im Midtempo angesiedelt, alles in allem aber recht abwechslungsreich gehalten mit häufigen Wechseln zwischen besinnlichen Akustik-Parts und rauer Hardcore-Energie. Zur Mitte des Albums schleppen sich die Jungs aus Somerset vorübergehend ausgesprochen elegisch und schwer durchs Tal der Trauer, mit der balladenhaften Erzählung 'Remorser' oder dem eindrücklich grimmigen Seelenspiegel 'Escapist'. Eingerahmt wird diese Nachdenkphase natürlich von etwas flotter gehaltenen Post-Hardcore-Rockern wie 'Observer' oder 'Radiance'. Der Albumabschluss 'Heaven Ascended' fällt schließlich aber wieder so schwermütig und verzweifelt aus, dass eine Fortentwicklung von der melancholisch-pessimistischen Genreursuppe getrost ausgeschlossen werden kann.
Zu beanstanden sind an "Modern Earth" nur die typischen Melo-Hardcore-Problemfelder: Das heisere Geschrei fällt auf Dauer ermüdend aus, die trostlose Grundstimmung wird auch Album Nr.2 von LANDSCAPES am Dauerrotieren in vielen CD-Playern hindern. Etwas mehr Licht, etwas mehr Zuversicht, und diese Band könnte sich einem viel größeren Publikum stellen als - böse gesagt - den üblichen Verdächtigen aus latent depressiven Emo-Kids und chronisch missverstandenen Teenagern. Aber dann finden sich mit überwältigend traurigen Songs wie 'Death After Life' oder 'Neigbourhood' eben auch wieder so packende, großartige Nummern, dass am Ende klar wird: Ein bisschen Emo sind wir doch alle - denn selbst wenn die Tränendrüsendramatik von LANDSCAPES auch auf "Modern Earth" gelegentlich etwas nervig ausfällt, kann mir doch niemand erzählen, von diesem intensiven Klangerlebnis nicht zumindest ein klein wenig ergriffen zu sein. Auf diesem Niveau gönne ich mir jedenfalls gerne gelegentlich eine Ladung Weltschmerz.
Anspieltipps: Radiance, Death After Life
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause