KING GIZZARD & THE LIZARD WIZARD - Polygondwanaland
Mehr über King Gizzard & The Lizard Wizard
- Genre:
- Psychdelic Rock / Space Rock/ Kraut Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Flightless
- Release:
- 17.11.2017
- Crumbling Castle
- Polygondwanaland
- The Castle In The Air
- Deserted Dunes Welcome Weary Feet
- Inner Cell
- Loyalty
- Horology
- Tetrachromacy
- Searching...
- The Fourth Colour
Kein Burn Out in Down Under!
Auskenner-Kollege Björn Backes durfte ja bereits im September 2017 erstaunt ausrufen, welch ein tolldreistes Stück Musik dieses Album "Murder Of The Universe" geworden ist. Und eigentlich bedarf es weiterer drei Ausrufe, denn vor genau einem Jahr begann der Veröffentlichungsmarathon dieser sieben Australier: Nehmen wir demnach noch "Nonagon Infinity" aus dem Sommer des letzten Jahres mit dem ungeheuerlich schönen Durchrauscher 'Gamma Knife' hinzu, dann noch "Sketches Of Brunswick East" und "Flying Microtonal Banana" aus der Jahresmitte, und zack! sind wir bei vier Alben, voll geprallt mit Stücken, Stücken, Stücken. Alle mit zwei immer präsenten Schlagzeugern, die sich wunderbar ergänzen, mit einer breiten Gitarrenreihe und wahlweise auch Tasteninstrumenten, die zur fülligen Vernebelung dienen, oder gar, um ein Stück schön käsig nach vorn zu schieben. Bluesy Mundharmonika, gefärbte Gesichter, Videos fern jeder Vernunft, was will man mehr?
Es lohnt sich sehr, sich das alles mal auf der Sammlungsseite der Melbourner zum Gemüte zu führen. Hier soll es jetzt als Abschluss dieses Gizz-Wiz-Liz-Jahres 2017 um "Polygondwanaland" gehen, ein Album, bunt bebildert und entspannt artenreich, das gleich mal mit einem amtlichen Zehnminüter beginnt. Schon allein darin passiert so viel, dass es bei anderen fast zu einer EP gereichen würde. 'Crumbling Castle' groovt, wechselt die Farben und verändert sich unentwegt und trotzdem wird eigentlich ein Motiv voll durchgezogen. Zum Ende dann wird die Rockaxt herausgeholt und das Ganze auch noch mit einem Doom-Part abgewickelt. Die scheren sich um gar keine Grenzen. Hippe Hippies eben, bis zur Haarwurzel voll von Ideen und mit Texten, fast fragt man sich, wie die sich das alles merken können. Denn auch auf „Polygondwanaland“ gibt es so viele kleine Stricke, Ecken, Verstecke, zu lüftende Keller und Böden, lichtdurchflutete Fenster, nassen Wiesentau zwischen den Zehen und Sternenschauen. Denn trotz vieler Irrungen und Wirrungen, die zum Dahinschleichen und sich Umdrehen reizen, schaffen es vor allem die Rhythmussektionen, krachig-krautige Strukturen immer wieder aufzuploppen und voranzutreiben.
Das Titelstück ist so einer. Ein fast zärtlicher Gesang fährt spazieren, neben ihm sitzt ein Basser, der sein Hemd nicht zugeknöpft hat, nach und nach steigen die Kumpels dazu, bringen Flöten, Akkustikgitarren aus Walnussholz mit, die beiden Trommler lassen sich mal gar nicht stressen. Hinten im Anhänger ist das Synth der Achtziger festgenagelt und schickt grinsend seine Töne in das Fest. Großes Kino, dieses 'Polygondwanaland'. Und wer sich Zeit nimmt, und ganz ganz genau hinhört, bemerkt all die kleinen Feinheiten, Einstreusel, Handclaps, Doppelgesänge, Instrumentenwechsel – es ist ein wahres Panoptikum, was hier herniederregnet. Da gibt es in Leipzig diese überdachte Tropenwelt gleichen Namens, da sollte das eigentlich rauf und runter laufen. Und die Totenkopfäffchen tragen bunte Hemden, wenn sie den dicken Touristen die Kekse klauen.
Im Ernst: dieses Album ist wiederum so herrlich bunt und variabel, dass es als ein eigenes Qualitätslabel in die Psychedelische Musik einzug halten sollte, dieses "gizzern". Diese tolle Band kommt im nächsten Jahr auf einen kleinen Abstecher zu uns – wer kann, der sollte. Muss!
Und das Beste kommt zum Schluss: "Polygondwanaland" haben die bunten Australier ganz hippiesk für alle zur Verfügung gestellt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben