KILLBODY TUNING - Hello! Welcome, So Far...
Mehr über Killbody Tuning
- Genre:
- Post Rock / Instrumental
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Hummus Records
- Release:
- 24.10.2014
- Hello! Welcome, So Far... (part 1)
- Hello! Welcome, So Far... (part 2)
- This Life Could Be The Last
- Green Is The New Red
- Italian Football Legend
- Power Out...
- ...Farewell
Kleine Schwächen verhindern eine Post-Rock-Offenbarung
KILLBODY TUNING ist für mich eine jener seltenen Ausnahmen von der Regel, dass rein instrumentale Rockmusik nur selten Tiefenwirkung bzw. den Eindruck von Vollständigkeit erreicht. Oft muten entsprechende Veröffentlichungen an wie Instrumentalspuren einer Platte, der vergessen wurde, den Gesang beizufügen, oder wie experimentelle Spielwiesen von Musikern, die sich ohne den Anspruch auf Vollständigkeit frei von den Zwängen einer klassischen Bandbesetzung austoben wollen. Das Schweizer Quartett hingegen lebt seit zehn Jahren eine anspruchsvolle musikalische Tradition: Nachdenklicher Post Rock in einem aufregenden Spannungsfeld zwischen Ambient und Metal, in hoher Qualität, musikalischer Dichte und einer für das Instrumental-Rock-Genre bemerkenswerten Geschlossenheit. Daneben Soundtrack-Produktionen sowie die (Live-)Begleitung eines Theaterstückes – KILLBODY TUNING scheint eine Nische zu besetzen, ohne dass sich die Band jemals musikalisch einengen ließ.
Mit "Hello! Welcome, So Far..." folgt zwei Jahre nach dem Erfolg des letzten Langspielers "47°0'40.00''N / 6°42'20.00''E" eine weitere "herkömmliche" Veröffentlichung. Sieben Tracks, die leider nur für knapp 40 Minuten Laufzeit reichen, spiegeln das Können von KILLBODY TUNING und die Erfahrungen der Eidgenossen wider. Der doppelte Opener 'Hello! Welcome, So Far... (1+2)' beginnt dabei so verhalten, dass man unwillkürlich die Lautstärke des Verstärkers hochdrehen möchte. Hauchzarte, echoende Gitarrenklänge und Ambient-Trommeln breiten einen schwermütigen Klangteppich aus, bevor nach etwa sechs Minuten die vollständige Instrumentierung einsetzt und die aufgebaute Spannung ihre Auflösung findet. Bis hier hat "Hello! Welcome, So Far..." tatsächlich Soundtrack-Charakter, erinnert mitunter an die effektvolle Arbeit eines Brian Tyler. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes großes Kino! 'This Life Could Be The Last' kommt dagegen deutlich flotter daher, mit leichtem Prog-Rock-Einschlag und durchgedrücktem Gaspedal; eine ebenso atemlose wie nachdenkliche Hatz inklusive TOOLscher Düsternis und der verspielten Verklärtheit von LONG DISTANCE CALLING. Faszinierend ist der immer wieder gemächlich vollzogene Schwenk zwischen ruhigen Post-Rock-Passagen und harten Metalriffs. Diese Übergänge vollziehen sich in einem natürlichen, fast unmerklichen Fluss, die eine unterschwellige Spannung erzeugen und sich in den aufbrausenden Parts auflösen. Nie wird jedoch zu dick aufgetragen; der vom Kollegen Backes in der Besprechung des Vorgängeralbums erwähnte Spagat zwischen Minimalismus und Intensität gelingt mit faszinierender Leichtigkeit. So pendelt auch 'Green Is The New Red' zwischen diesen Polen und wühlt Emotionen mit einer Unwiderstehlichkeit auf, wie es sonst meist nur Musik inklusive Gesang vermag.
Leider lassen die Schweizer im letzten Drittel etwas nach. Gegen eine ruhige Ambient-Nummer wie 'Italian Football Legend' ist zwar nichts einzuwenden, aber der eben gepriesene Spannungsbogen fehlt diesmal trotz Steigerung zu einem heftigen post-metallischen Ende fast gänzlich – und geht auch dem unspektakulären Albumausklang, den vermeintlichen Prog/Indie-Rock-Interludes 'Power Out...' und '... Farewell' großteils ab. Für die Verhältnisse von KILLBODY TUNING fällt "Hello! Welcome, So Far..." somit in Teilen vielleicht sogar leicht enttäuschend aus. Im Vergleich mit anderen Instrumental-Rockbands muss sich die Platte aber keineswegs verstecken, sollte den Konkurrenten vielmehr als Vorbild dienen, wie instrumentaler Post Rock zu klingen hat. Schönes Ding mit kleinen Mängeln.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause