KERTSMAN, MIGUEL - Paradoxes
Mehr über Kertsman, Miguel
- Genre:
- Progressive Rock / Art Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 10.10.2025
- Enclosed Pathways
- Postlude, Letting Go
- Still Currents
- Red Blue Sky
- Jubilant Anxiety
- Fanfare In Quietude
- Liquid Fire
- Atemporal Ocean
- Postlude, Waterverse
- Then Is Now
- I-Clock
- Postlude, Nostalgic Future
- Postlude, De-clocking
Zwischen Art-Rock und Filmscore.
In den vergangenen jahren hat sich Miguel Kertsman vor allem als klassischer Komponist und Verfasser von Independent-Soundtracks hervorgetan, abseits der brasilianischen Heimat aber noch keine großen Fußspuren hinterlassen. Der versierte Keyboarder und Songschreiber hat zwar hin und wieder auch stilübergreifend den Jazz- und Art-Rock-Sektor gekreuzt, aber auch hier noch keinen durchdringenden Erfolge feiern dürfen.
Mit dem Release von "Paradoxes" soll sich dies nun grundlegend ändern, öffnet er diesmal doch die Welt zum meist instrumentalen Retro-Prog und dürfte vor allem Fans von Tasten-affinen Acts wie YES so manche Freude bereiten, sind seine ständigen Improvisationen und sein Hang zur klassischen Musik doch zumindest Parallelen, die Fans der Briten zu schätzen wissen dürften. Aber ganz so leicht ist das aktuelle, rund einstündige Werk des südamerikanischen Künstlers dennoch nicht zu knacken.
Kertsman geht nämlich auch diesmal nur selten Kompromisse ein und lässt sich ausschließlich von seinen ambitionierten Visionen leiten, die nicht selten auch wieder Vergleiche zum Filmscore-Business schaffen. Die wechselnden Stimmungen, die manchmal recht düsteren, minimalistischen Soundscapes und die gelegentlich auch etwas schrägeren Arrangements zeigen sehr klar auf, aus welchem Genre der Musiker eigentlich stammt, und das will er auf "Paradoxes" auch nicht verleugnen.
Ist es im abwechslungsreichen 'Liquid Fire' eher die Science-Fiction-Reminiszenz, erschafft er in 'Atemporal Ocean' und 'Still Currents' auch einige höchst theatralische, gelegentlich jazzige Exkurse, die so manchem Drama gut zu Gesicht stehen würden. Wenn dann auch noch ein paar Vocals addiert werden, ist man plötzlich im erweiterten, experimentellen YES-Kosmos, den Kertsman vielleicht nicht zwingend adaptieren möchte, in dem er sich kompositorisch aber durchaus heimisch zu fühlen scheint.
Leider ist das Gros des letzten Albumdrittels dann von einigen Postludien gefüllt, die den Spannungsbogen nicht mehr ganz so weit strecken können, doch auch hier entpuppt sich der Brasilianer als versierter Musiker und echter Visionär, der sicherlich noch einiges zum instrumentalen Prog beitragen kann. "Paradoxes" ist allerdings mehr als nur ein Appetizer für zukünftige Arbeiten, sondern eine klare Standortbestimmung eines Musikers, der im vermeintlichen Herbst seiner Karriere noch mal richtig durchstarten möchte. Meinen Zuschlag hat er, das ist bereits fix!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes