KERRETTA - Vilayer
Mehr über Kerretta
- Genre:
- Instrumental/ Progressive/ Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Golden Antenna Records
- Release:
- 28.05.2010
- Sleepers
- Moven Fade
- The Secret Is Momentum
- Dinshah
- The Square Outside
- Nest Of Spies
- White Lie
- Bone Amber Reigns
Ein Debüt aus Neuseeland, was einen staunend süchtig macht.
Ich kenne bisher niemanden, der sich KERRETTAs "Vilayer" angehört hat und sich nicht von diesem Trio aus Neuseeland gefangen nehmen ließ. Immer sind es dieselben Worte in den Urteilen, die für dieses Instrumentalstück bemüht werden: "Kräftig, laut, nach vorne...". Aufregend, behende, spannend - das füge ich gleich hinzu, um diese Attribute letztlich nicht zu vergessen. Da würden mich nämlich Selbstvorwürfe quälen, nicht alles zu diesem unglaublich dynamisch-professionellen Erstling gesagt zu haben. Aber psst: um hier umfassend und richtig beschreiben zu können, müsste ein ganzer, siebzigseitiger Essay geschrieben werden - oder man ist Gott. Von dem erwarte ich nämlich, dass ihm zum richtigen Moment aus all der Fülle an trefflichen Beschreibungen immer sofort die richtigen und passenden einfallen.
Mir gelingt das nicht – ich kann nur auf acht Stücke voller Rumor, Herzblut, Rockgeschichte, Knalleffekten, Tränen, Freude am Leben und Freude an der Trauer hinweisen. Jedes Stück ist für sich ein sich drehender, eigener Kosmos, eine Andeutung auf ganz persönliche Erlebnisse dreier Männer vom anderen Ende des zivilisierten Planeten. Sie senden uns über diese unfassbaren Entfernungen hinweg ihre musikalische Aufarbeitung eines sich rund um die Uhr nur mit sich selbst beschäftigenden Eigenlebens. Dafür scheinen sie sich zu schämen, wie auch wir uns schämen, geht's uns doch eigentlich gut. Unterschied zu uns: Die drei Neuseeländer vermögen sich so auszudrücken.
'Dinshah' und 'Nest Of Spies' locken mit einschmeichelndem Beginn und reißen dann doch alles wieder ein, was so vertraut aufgebaut scheint. Aber leben müssen wir damit: 'The Secret Is Momentum' ist der eigene, stille Moment, den wir gleich wieder vergessen werden. Wie das gerade im gleichnamigen Beitrag umgesetzt wird, ist phänomenal. Nach einer spannenden Steigerung der Erregung prasselt eines jener Riffs auf den Hörer, welches ausgeschnitten und an die Trockenwand gehängt werden sollte. Mit Inbrunst wird also gespielt und natürlich auch gehörig lärmender Radau erzeugt, der dabei unablässig ästhetisch und nie dumpf herüberklingt.
Durch die vielen Variationen in den acht Beiträgen kommt es insgesamt zu keiner einzigen öden Minute. Das Trio aus Auckland kann aber auch nur dadurch berühmt werden, weil das in Deutschland ansässige Label Golden Antenna Records mal wieder die Fingerohren ausgefahren hat und es möglich macht, solche Smaragde des Glücks über die Ozeane zu holen. Genau wie im Falle MY EDUCATION übrigens, eine weitere wortlose, andere Dimension.
So steigen wir mit hinunter vom musikalischen Olymp und hoffen sehr, diesen Emotionskünstlern schnellstens von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben