KARTHAGO - Love Is A Cake (Re-Release)
Mehr über Karthago
- Genre:
- Rock / Country / Easy Listening
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Made In Germany
- Release:
- 20.01.2012
- Rock'n' Roll Man
- The Friend
- Rosie
- Remember
- I Will Live
- Love Is A Cake
- Woman
- Dreams Of Love
- Doing The Best I Can
- Crazy Woman
- Ira Lee
Das Ende Karthagos.
Wir schreiben das Jahr 1978. Der Rock war national wie international in eine Schwächephase geraten. Bands der ersten Stunde wie DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN, URIAH HEEP oder GENESIS befanden sich in einer teilweise nie wieder überwundenen Krise. Etliche anspruchsvolle deutsche Bands, die kaum einmal international Erfolge verbuchen konnten, standen vor dem Aus. Der im Rückblick überschätzte Punk und die - für die Hörgewohnheiten des Mainstreams - oft unterschätzte Discomusik hatten zusätzlich Schaden angerichtet.
So war die Lage der talentierten deutschen Gruppe KARTHAGO. Nach drei gelungenen Studioalben und einem starken Livemitschnitt war die Band zerbrochen. Der zurückgebliebene Gitarrist Joachim "Joey" Albrecht übernahm nun auch den Bass und vollständig den Leadgesang. Mit ex-ATLANTIS Ringo Funk (d) und dem Chilenen Chico de los Reyes (k) hatte er eine Minibesetzung zusammen. In dieser Situation entstand das letzte Bandalbum "Love Is A Cake", das soeben neu auf den Markt gekommen ist.
Joey Albrecht, der die Platte auch produzierte, wollte unbedingt kommerziellen Erfolg, ließ die Scheibe sehr amerikanisch klingen und befand sich damit in einer denkbar ungünstigen Lage. So wie es in Deutschland die ungute Tendenz gibt, dass alles, was musikalisch zu breiten Erfolg hat, in Schlagerrichtung abdriftet, wartet in den USA als großer Magnet der Kommerzcountry. "Love Is A Cake" ist entsprechend voll von Funk und Country, angereichert mit damals modischen Disco- und Soulanleihen; Rock hingegen ist spärlich gesät. Dieser Eintopf ist auf Radiotauglichkeit und Massengeschmack seiner Zeit hin produziert, dass er irgendwo zwischen den zur Selbstkarikatur verkommenen DR. HOOK und dem bierseligen Countryschlager der BELLAMY BROTHERS landete. In typischer Mainstreammanier ist alles glattgebügelt, der Gesang ist gegenüber den Instrumenten stark nach vorne gemischt, und weibliche Hintergrundstimmen überzuckern alles. Dabei hat die Scheibe durchaus Pluspunkte, in vielen Liedern sind gute Soli, verzerrte Rhythmusgitarren und sogar eine Voice-Box zu hören, aber fast alles ist durch den Kommerzweichzeichner zu Tode gelangweilt. Als Beispiel sei nur 'Crazy Woman' genannt: Mit dem ruppigen Bass und den präsenten Gitarren hat das Teil Potential, wird aber so präsentiert, dass nur ja kein Schlagerfreund am Radio verschreckt wird. Ein Lichtblick ist trotz der artfremden lateinamerikanischen Rhythmen im Refrain 'Remember' mit seinen melancholischen Gitarrenläufen. Außerdem 'Woman': Das ist zwar eine typische Countrymelodie, aber hier wurde wenigstens dieses Konzept klar durchgezogen, und eine hübsche Instrumentalpassage gibt's noch obendrauf.
Rockinteressierte, die in ihrer Musiksammlung nicht nur Topalben haben müssen, sondern auch mittelprächtige Scheiben oder solche, die rockhistorisch Aussagekraft haben, können diese Neuveröffentlichung antesten, zumal der Sound gegenüber der Original-LP verbessert ist. Doch letztendlich wurde "Love Is A Cake" zum musikalischen 3. Punischen Krieg, danach gab es kein KARTHAGO mehr.
Anspieltipps: 'Remember', 'Woman' und mit seinen Stärken wie auch Schwächen 'Love Is A Cake'
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser