KARA DELIK - All The Singularities (I-IV)
Mehr über Kara Delik
- Genre:
- Post-Punk / Art Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 08.12.2023
- Strange Attractor
- Iterations
- Dogs
- Hayvan
- Eclipse
- Kisa Hava
- Matilda
- Counting Time
- Nereden Nereye
- Stones
- Keep It Business
- Gece
- Attack And Defend (Dogs Version)
Außergewöhnliches Songwriting, außergewöhnliche Band.
Die Möglichkeiten der digitalen Welt sind den Musikern von KARA DELIK nur allzu geläufig - und ebenso ihre Schnelllebigkeit. Folglich hat das Ensemble aus Berlin auch gar nicht gewartet, bis genügend Material für eine vollständige Scheibe vorhanden war, sondern im vergangenen Jahr eine Reihe von EPs herausgegeben, die den aktuellen Stand zeitnah dokumentieren sollten. Insgesamt viermal schlug KARA DELIK mit unterschiedlichen Releases namens "Singularity" auf, und jedes Mal zeigte die Truppe dabei wieder ein anderes ihrer zahlreichen Gesichter. Zum Jahresabschluss zieht das Trio nun Bilanz und fasst alle vier Shortplays noch einmal zu einer Compilation zusammen, die auch in physischer Form erhältlich sein soll. Keine schlechte Vorgehensweise!
Um sich mit dem eigenwilligen Mix aus Krautrock, Post-Punk und verschiedenen Elementen aus dem Art Rock jedoch anzufreunden, ist auf alle Fälle etwas mehr Zeit vonnöten, denn einen linearen Strang hat das an sich eher heterogene Werk am Ende nicht. KARA DELIK gibt sich betont experimentell, arbeitet mit vielen hypnotisch aufgebauten Wiederholungen, streift dabei auch verschiedene Regionen der weltlichen Musik und schöpft dabei aus so unterschiedlichen Fragmenten die Kraft für kreatives Songwriting, das gleichzeitig aber eben auch enorm fordernd ist. Sind die Tracks von "Singularity I" doch eher zum Aufwärmen geeignet und gefallen mit einer vergleichsweise straighten Vorgehensweise, in der genau jenes hypnotische Momentum gerne mitgenommen wird. Einige Spoken-Word-Passagen werden hier mit minimalistisch instrumentiertem Post-Punk kombiniert und strahlen noch eine sehr angenehme Ruhe aus, die in den späteren Tracks aber immer wieder durchbrochen wird. Mitunter geht es sogar ein wenig hektisch, wenn nicht sogar hysterisch zu, so etwa im sehr eigensinnigen 'Counting Time', das aber trotz einiger Ausbrüche nie die Kontrolle verliert.
Und da haben wir es auch, dieses schwer zu erklärende Phänomen, das die Tracks von "All The Singularities (I-IV) so gut zusammenhält. KARA DELIKs Experimentierfreude geht in viele Richtungen, man kann keinen roten Faden erkennen, und somit bleibt auch der Compilation-Charakter erhalten. Aber mit allem was sie tun und anpacken halten die Musiker die Fäden in der Hand, geraten nicht ins Chaos und erhalten somit auch die Spannung und letztlich das Interesse des Publikums aufrecht. Dies ist zwar definitiv nicht gleichbedeutend damit, dass die 13 Kompositionen irgendwann leicht konsumierbar oder gar halbwegs in die Easy-Listening-Sparte einsortiert werden können, aber das ist auch nicht der Anspruch. Es geht vielmehr darum, stets wachsam zu sein, die vielen Details aufzusaugen, Kontraste zu spüren und zu schätzen und sich irgendwann ein Bild davon zu machen, wie es KARA DELIK gelingen kann, die Effekte auch auf der Bühne zu reproduzieren, um diesen Mix aus spirituellem Feeling und außergewöhnlichem Songwriting auch hier zum Leben zu erwecken. Man darf sehr gespannt sein, ob und wie der Band dies gelingen wird - doch angesichts dieses großen kreativen Fundus', der hier zusammengetragen wird, bleiben auch diesbezüglich wenige Zweifel bestehen!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes