KOM - Berry White
Mehr über KOM
- Genre:
- Ambient/ Akustik/ Psychedelik
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Denovali Records / Cargo Records
- Release:
- 04.06.2010
- Hoist
- Fruits
- Fifteen
- Exobeat
- Citrinus
- Eightteen
- Teer
- Twenty
- Fittings
- Polyester Day
- Dart
- Seek
Süß und auch bitter. Und schön.
Ananassüss und beerenbitter, was uns hier an Musik entgegenebelt. KOM sind drei junge Männer aus drei deutschen Städten, die alle zwei Jahre regelmäßig und gemeinsam eine kleine Waldhütte aufsuchen, um hier ihre Musik zu schreiben, zu kredenzen und mit gaaaanz viel Herzschmerz der letzten Monate zu beträufeln. Ganz und gar nicht bemüht wirkt das und ganz und gar nicht langweilig ist das, eher wird "Berry White" zu einem der Herbstbegleiter gekürt werden müssen. Da aber auch diese Einschätzung viel zu klischeebelastet klingt und ist, geben wir uns der Analyse der Dutzend Beiträge hin. Wobei auch das hier schwer fällt: wie ein Nieselschauer, wie eine Hand, die einen darniederhält, zum Sitzenbleiben zwingt. Und zum Zuhören zwingt.
Die verhaltene, fast schüchterne Art, wie hier Befindlichkeiten in Töne umgegossen werden, verstärkt sich in einigen Phasen zu gelebter Melancholie, verläßt sich an einigen Stellen aber auch zu sehr auf diese gewollte Wirkung, wenn es nämlich des Hauches zu viel wird. Hier kann der eine oder auch andere kräftigere Part, der folgen könnte, sehr spannungsförderlich werden. Die Musik von KOM steht deutlich ausserhalb der gängigen Entscheidungskriterien. Zuschreibungen wie "energetisch, aufregend, unterhaltend" vermögen nicht einzufangen, was die Waldliebhaber zu schaffen gedenken. Leidenschaftlich leidend oder beschämt zurückhaltend kann da vielleicht schon eher zutreffen.
Kolorit der KOM'schen Kosmos sind die Farben der Vergänglichkeit, das "Weiße" des Titels, dieses in unserer Kultur so zerrissene unschuldige Weiß wird mit der Tatsache kombiniert, dass es auch die schönste Frucht, die lebensstrotzendste Beere einmal erwischen wird, dass sie welkt, verdirbt, vergehen wird. Auch wenn sie bildhaft sehr gern vervielfacht, vergrößert, attraktiver gestaltet wird. Das Cover des feinzart und strikt instrumentierten fünfunddreissig Minuten langen Albums ziert eben solch eine Fiktion. Aber auch das ebenfalls vervielfachte Insekt da hinten im Beerenbusch, ganz schwarz und gierig, langt in das volle Leben hinein und nimmt ganz und gar keine Rücksicht auf das so schöne feiste und augenblickliche Leben.
Und wieder einmal Denovali. Das Label kann auch mit diesem Beitrag wieder viel dazu tun, dass sich unsere musikalischen Toleranzen provoziert fühlen wird oder eben weiter öffnet.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben