IRONWOOD - :Fire:Water:Ash:
Mehr über Ironwood
- Genre:
- Pagan Metal / Epic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 28.03.2009
- Önd Ascending
- The Oncoming Storm
- The Raven Song
- Jarnvidr Gallows
- The Serpent Seeks Its Tail
- Tide Of Memory
- Love In Death
- River Of Fire
- Eihwaz Descending
Starke, tiefgrüdige und völlig klischeefreie Mixtur aus Progressivität, Naturmystik und Epic Metal
Die Bewerbungsmappe trägt ja schon mal ganz dick auf: Es ist von der besten Band ohne Plattenvertrag die Rede, von den australischen Erlösern des Pagan Metals, von majestätischer Schönheit. Die Band hat gute Referenzen, und auch der Digipack der Eigenpressung ist wunderbar aufgemacht, so dass meine Erwartungen an die mir bis dato gänzlich unbekannte Truppe vom anderen Ende der Welt schon ordentlich nach oben geschraubt werden. Doch auch eine gesunde Skepsis ist vorhanden: Zu viel gesichtsloses Schunkeln und Schlachtengegröle wird heutzutage unter dem Banner Pagan Metal auf den Markt gespült. Doch schon beim Durchblättern der Pressefotos und des Booklets ist eigentlich klar, dass IRONWOODs Interpretation von heidnischen Sounds mit der ganzen Mischpoke nichts zu tun hat.
Die ruhigen und farbigen Naturbilder des wunderschönen vierundzwanzigseitigen Booklets wirken auf den Betrachter beruhigend und heimelig, dabei aber erfrischend klischeefrei und befreiend. Die vier Australier lassen sich nicht in irgendwelche unsinnigen Genreformen zwängen, sondern sie spielen frei von der Leber weg. Dabei wird sehr viel Wert auf eine ausgewogene Laut-Leise-Dynamik und das Wechselspiel zwischen ausgedehnten akustischen Passagen und metallischer Wucht gelegt. Den vielseitigen Gesang teilen sich die Gitarristen Phil Brown und Matthew Raymond mit Basser Henry Lauer, woraus sich eine Bandbreite von nachvollziehbar artikuliertem Keifen bis hin zu verschiedenen Arten des Klargesangs ergibt. Das akustische Elemente bekommt sehr viel Raum, ebenso der klare Gesang, welcher meist zwischen beschwörend-meditativem Raunen und sehnsüchtig-verträumter Elegie pendelt. Wer in Anbetracht dieser Beschreibung an AGALLOCH denken muss, der liegt mit Sicherheit nicht ganz verkehrt.
Die Oregon-Mystiker sind wohl der naheliegendste Vergleich, doch auf diese Assoziation kann das Quartett aus Neusüdwales auf keinen Fall reduziert werden, denn auch die Einflüsse traditioneller Epic-Metal-Helden lassen sich an vielen Stellen ausmachen. Die Art und Weise des Zusammenspiels zwischen Akustik- und E-Gitarre, sowie die hierzu oft im Hintergrund erklingenden Chöre und Naturklänge lassen den Geist Quorthons ganz dezent durchschimmern ('The Serpent Seeks Its Tail'), und beim harten und relativ traditionell ausgerichteten 'The Oncoming Storm' klingen Sachen wie BROCAS HELM und SLOUGH FEG einerseits und PRIMORDIAL andererseits an. Der akustische Opener 'Önd Ascending' und der mehrstimmig gesungene 'The Raven Song' lassen auch ULVERs "Kveldssanger" und TENHI aufblitzen, während der vielseitige Zwölfminüter 'Jarnvidr Gallows' mit dem progressiven Death-Metal-Einschub im Mittelstück gar in Richtung DEATH ausschlägt, nur um im folgenden, akustisch dominierten Part mit seinem flüsterndem bis krächzendem Gesang wieder eine gänzlich neue Stimmung zu verbreiten und letztlich in ein Finale zu münden, das in Sachen Gitarren an die Arbeit Mark Sheltons auf "Atlantis Rising" und gesanglich gar ein kleines bisschen an John Blackwing gemahnt. Solch voluminöser, tiefer Klargesang taucht auch und vor allem bei 'River Of Fire' auf, welches zudem von starken Basspassagen aufgewertet wird.
Durch die oft getragenen und ausladenden Arrangements kommt es dazu, dass ":Fire:Water:Ash:" ein sehr stark stimmungsabhängiges Album ist, das sich nur voll entfalten kann, wenn man die Zeit und Muse hat, sich darauf einzulassen. Beim hastigen Nebenbei-Hören können sich durchaus gewisse Längen einstellen, doch das spricht keineswegs gegen die Jungs aus Sydney. Denn es ist sicherlich volle Absicht, dass sich die Scheibe nicht als musikalisches Fastfood-Mahl eignet. Sie ist eine tiefgründige Collage aus Elementen der verträumten Naturmystik, der fordernden Progressivität und der metallischen Epik, die intensiv gehört werden will. Dann offenbart sie ihre ganze Schönheit und ihren vollen Reiz.
Anspieltipps: The Oncoming Storm, The Raven Song, Jarnvidr Gallows, River Of Fire
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle