IRIST - Gloria (EP)
Mehr über Irist
- Genre:
- Post Metal / Sludge / Post Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 16.09.2022
- Gloria
- Heal
- III
- Surging Ablaze
- Watchful Eye
Filigranes Kraftpaket.
Ich muss gestehen, bei den ersten zwei, drei Durchläufen von "Gloria" habe ich mich von dem aggressiven Geschrei, das sich wie ein Teppich über die Songs legt, etwas abschrecken lassen. Doch dann erschloss sich mir die Scheibe nach und nach, und ich konnte feststellen, dass die rohen und vielleicht zunächst etwas stumpf wirkenden Facetten mit kompositorischer Tiefe und Variabilität, einer eindrücklichen Atmosphäre und einem in der Härte und Brachialität doch hervorragenden Gespür für die passenden Melodien gepaart sind. Und auch wenn der eröffnende Titeltrack sicherlich so etwas wie die Trademark-Wuchtbrumme der Band ist und als Auftakt der EP gleich mal ein Statement setzen soll, verbergen sich nach meinem Empfinden die beiden echten Highlights am Ende, weil hier die auf den zweiten Hör doch immense Bandbreite von IRIST und die Klasse des Songwritings am stärksten hervortreten.
'Surging Ablaze' sorgt mit kurzen postrockigen Verschnaufpausen für eine Achterbahnfahrt, die in treibenden und dennoch hochmelodischen Parts kulminiert und dann wiederum in eine monströse Midtempo-Walze mündet. 'Watchful Eye' eröffnet mit einem galoppierenden und düster anmutenden Riff, das einen in den Wahnsinn treiben könnte, aber durch kurze Intermezzi und Variationen des Mainriffs bleibt man als Hörer bis zum sphärischen Synthie-Ausklang (remember HYPOCRISY?) stets bei der Sache. Hinzu kommt noch die vorab ausgekoppelte Single 'Heal', die vor allem durch die hübschen melodischen Leads und die wilde Abfahrt im hinteren Drittel besticht. Auf diesen vier Songs ('III' ist lediglich ein kurzes Zwischenspiel von nur knapp einer Minute Länge) zeigt IRIST das Können und die gesamte Bandbreite, welches der Fünfer aus Georgia, USA, im Köcher hat. Und diese hat sich deutlich geweitet gegenüber dem Debütalbum "Order Of The Mind" aus dem Jahr 2020, welches ordentlichen Post-Hardcore mit melodischen Versatzstücken bietet, was sich auf der aktuellen EP am ehesten im Opener 'Gloria' wiederfindet. Doch auf vorliegendem Viererpack ist die Mischung aus Sludge, Post Metal und Post Rock noch ein gutes Stück ausgewogener und packender geraten und das Songwriting schlicht hochkarätiger ausgefallen. Fans von KYLESA oder THE OCEAN dürfen hier gern mal ein Ohr riskieren.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer