INTEGRITY - Palm Sunday
Mehr über Integrity
- Genre:
- Hardcore
- Label:
- Spook City/Cargo
- Release:
- 05.05.2006
- Those Who Fear Tomorrow
- Judgement Day
- Harder They Fall
- Wings Tear
- Dawn Of A New Apocalypse
- In Contrast Of Sin
- Rebirth
- Die Hard
- Lundgren Crucifixion
- Live It Down
INTEGRITY haben ihren geräumigen Platz in der Hardcore-Geschichte sicher. Und sie haben ihn zu Recht. Mit ihrem äußerst dreckigen, mit massiver Metal-Schlagseite durch die Botanik holzenden Sound etablierten sie die Cleveland-Hardcore-Szene im musikalischen Paralleluniversum. Wenn es um Einflüsse der Ami-Truppe geht, fiel und fällt gerne der Name BLACK SABBATH, was vor allem an der Sludge-Doom-Kante des Songmaterials liegt. Alles könnte perfekt sein, wenn Sänger Dwid van Hellion im Verlauf der Jahre den guten Ruf der Combo nicht arg ramponiert hätte. Er feuerte komplette Line-ups, was zu namensrechtlichen Streitereien führte und schließlich zu mehrfachen (!) Umbenennungen der Band. Und zwischendurch gab's immer wieder halbgare Compilations und Raritätenkopplungen auf zig verschiedenen Labels (zuletzt erschien zum 15-jährigen Jubiläum des Erstlings "Those Who Fear Tomorrow" eine "Anniversary Edition"), die ein wenig Geld in die Kassen spülen sollten.
In dieser "Tradition" steht leider auch "Palm Sunday". Die CD beinhaltet einen Live-Mitschnitt von 1992 und zeigt INTEGRITY in einem kleinen Club ihrer Heimatstadt – was man allerdings zugeben muss: in absoluter Topverfassung. Die Combo war zum damaligen Zeitpunkt noch hungrig und hatte erst ein Jahr zuvor ihr Debüt veröffentlicht. Dementsprechend sind die Studioversionen von acht der zehn hier vertretenen Nummern auch dort zu finden. Mit 'Rebirth' gesellt sich ein Track hinzu, der später auf der Split-7" mit MAYDAY erschien, während 'Live It Down' von der ersten Single "In Contrast Of Sin" stammt. Die Songauswahl kann man insgesamt als absolut gelungen bezeichnen, und die Soundqualität ist auch schön kacke; trotzdem sind das alles keine Kaufargumente für den Dreher.
Wesentlich interessanter – und da kommt man dann doch wieder ins Grübeln und überlegt, ob man das Teil eventuell haben sollte – ist die beiliegende DVD, auf der man das gesamte Programm der Audio-Scheibe noch mal in bewegten Bildern bewundern kann. Wer da allerdings 'ne High-Class-Produktion erwartet, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Mir ist es aber völlig egal, dass bei dieser Show nur zwei Kameras zum Einsatz kamen (eine mit Stativ vor der Bühne, eine in der Hand eines Kumpels auf der Bühne); das ist ausreichend, um seinen Spaß an dem Gig zu haben.
Klarer Mittelpunkt der Ereignisse auf den Brettern ist Shouter Dwid, der in bester Phil-Anselmo-Manier durch die Gegend zuckt; wohingegen seine Mitstreiter größtenteils wie angewurzelt dastehen und sich auf gelegentliche Mosh-Einlagen beschränken. Immer wieder feuert der Frontmann die Zuschauer an, ordentlich "violent" zu sein, was insofern von Erfolg gekrönt ist, als dass Stagediving-Kunststückchen auch mal unsanft mit dem Gesicht gebremst werden. Ebenfalls zu bewundern ist die dämliche Unart, mit den Füßen zuerst ins Publikum zu springen. Alles in allem ist die Pit-Action aber gar nicht mal sooo heftig.
Um der Show und der Band zusätzlich einen Hauch von Gefährlichkeit zu verleihen, kursieren noch einige Gerüchte, wonach ein Besucher im Umfeld des Konzerts erstochen wurde und Dwid van Hellion höchstpersönlich jemanden erschossen haben soll. Das Ganze wird auf der DVD von einem kurzen Amateur-Video angeheizt, auf dem generell nix zu erkennen ist, aber irgendwann aus der Ferne Schüsse ertönen. Whatever...
Für mich bleibt "Palm Sunday" 'ne zweischneidige Sache, und mir wäre ein neues Studioalbum allemal lieber gewesen als diese erneute Resteverwertung. Ihr entscheidet!
Anspieltipp: das "Those Who Fear Tomorrow"-Debüt
- Redakteur:
- Oliver Schneider