INHUMAN ARCHITECTS - Paradoxus
Mehr über Inhuman Architects
- Genre:
- Deathcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Vicious Instinct Records
- Release:
- 16.07.2021
- In Adventu Deorum
- Behold The Creator
- Defying The Gods
- Nephilim
- Nibiru's Wrath
- Interplanetary Suffering
- Astra Natus Est
- The Great Deceiver
- Night Intruders
- Vortex
Deathcore auf die alte Weise!
Da scheint aber jemand mit der Abkehr der Deathcore-Institution WHITECHAPEL von ihren rasend-brutalen Wurzeln alles andere als einverstanden zu sein. "Paradoxus", das Debütalbum der Portugiesen INHUMAN ARCHITECTS, klingt nämlich wie eine ätzend böse Erinnerung daran, dass der Sechser aus Tennessee einst für überschallschnelle Doublebass-Attacken und wüste Brutalo-Grooves stand, ehe Phil Bozeman und Konsorten mit der eigenen musikalischen Basis brachen und in gesittetere Metal-Welten wechselten. Vielleicht wollen die unmenschlichen Architekten aber auch nur ohne Rücksicht auf Verluste ihrer Lieblingsmusik frönen – und, mein lieber Herr Gesangsverein, "Paradoxus" ist wahrlich ein kompromisslos metzelnder Hassbrocken, der zur Strafe über jede stumpfsinnige Schlagerveranstaltung kommen sollte.
Nach einem kurzen Intro geht's mit 'Behold The Creator' in die Vollen: Die rasenden Rhythmusattacken aus dem Fundus alter WHITECHAPEL, tonnenschwere Downbeats, der Grindfaktor von DESPISED ICON sowie eine Prise moderner Death-Metal-Anleihen Marke NEAERA, fertig ist der Schlachtcocktail, mit dem der niedergehenden Deathcore-Szene noch einmal neues Leben eingehaucht werden soll. Ob "Paradoxus" dies gelingt, ist fraglich – Fakt ist jedoch, dass die Südeuropäer ihr Handwerk meisterlich verstehen. Der Zehntracker ist das erste "klassische" Deathcore-Album seit Langem, das mir einfach wieder richtig Spaß macht. Nur vordergründig metzelt die Truppe dabei schlicht alle musikalischen Konventionen platt wie anno dazumal WHITECHAPEL und ABORTED. Wohl dosiert eingesetzte rhythmische Abwechslung und die herrlich oldschoolig morbide Atmosphäre bereiten uns hier ein kurzweiliges, höllisch fieses Hörvergnügen.
Klar wird's an der einen oder anderen Stelle auch mal etwas eintönig, aber dann gibt es auch durchaus wieder eingängige Momente, wie das mitreißend groovende 'Nephilim', oder einfach kompromisslos harte Core-Attacken wie 'Interplanetary Suffering'. Die Vokalarbeit ist genrekonform im Wechsel aus tiefen Growls und heiseren Schreien gehalten, fällt für diese Art von Krach aber einigermaßen abwechslungsreich aus. Die Instrumentalfraktion ist mit ihren technisch feinen Rasereien ebenso über jeden Zweifel erhaben wie die satte, stets auf den nächsten Breakdown schielende Aggro-Produktion. So lässt man sich bereitwillig eine knappe Dreiviertelstunde das Fell über die Rübe ziehen – und käme der obligatorische, melodisch-nachdenkliche Ausklang des abschließenden 'Vortex' nicht so platt runtergenudelt daher, wäre den INHUMAN ARCHITECTS auf ihrem Erstling eigentlich nichts vorzuwerfen.
Vielleicht nicht so durchgängig stark wie 91 ALL STARS' "Retour Vers La Lumière", aber ähnlich mitreißend-kurzweilig ist "Paradoxus" ausgefallen. Es gäbe an der Arbeit der INHUMAN ARCHITECTS tatsächlich auch wenig zu bemängeln, wenn, ja wenn nicht FIT FOR AN AUTOPSY schon vor Jahren das Genre revolutioniert hätte und WHITECHAPEL nicht längst in reifere Gefilde übergesiedelt wäre. So verbleiben die Iberer mit einem beachtlichen Debüt in einem bereits angestaubten Genre hängen – ob sich dort auf Dauer noch viel reißen lässt, bleibt offen.
Anspieltipps: Nephilim, Interplanetary Suffering, Behold The Creator
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause