INFINITE DREAMS - Touch My Skin
Mehr über Infinite Dreams
- Genre:
- Melodic Hard Rock
- Label:
- TTS / Alive
- Bad Devotion
- Touch My Skin
- Irresistible
- Shelter From The Storm
- Lost In Your Arms
- Afraid To See The Light
- Is It A Sin?
- Everything Has An End
- Falling
- Restless Heart
- Addicted To Fire
- Call Of The Road
Melodischer Hard Rock ist nicht unbedingt mein Steckenpferd, da viele Bands auf diesem Sektor für mein Empfinden häufig zu glatt klingen. Oft werden Scheiben solcher Truppen schnell langweilig, da die Künstler gern in endlosen Refrain-Wiederholungen rotieren, die dem Hörer nach mehrmaligem Durchlauf rasch aus den Ohren heraus hängen. Es gibt auch hier Ausnahmen – ich verweise auf solch grandiose Acts wie JOURNEY, BAD ENGLISH oder LILLIAN AXE –, aber meistens erscheint mir diese Art von Musik bereits nach wenigen Drehungen banal. Trotzdem bin ich mir der Tatsache bewusst, dass es einen nicht allzu kleinen Fankreis für AOR in (Süd-)Deutschland gibt, der mindestens so agil ist wie der True Metal Unterground in unserer gesamten Republik. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich immer wieder gerne an das Z Rock Festival 2001, wo ich so viele Spandexhosen und Fönfrisuren wie nie zuvor – und das beinhaltet meine kompletten Konzertbesuche der 80er! – im Zuschauerraum gesehen habe. Bevor sich jetzt der geneigte Leser fragt, warum ich denn bitte den weiten Weg nach Mannheim angetreten war, um mir dieses Bild zu geben, oute ich mich jetzt mal eben zum ENUFF`Z`NUFF-Fan. Die besagte Band spielte dort neben DEMON und (unglaublich schlechten – ich habe jetzt noch Tränen in den Augen) TYGERS OF PAN TANG zum Tanze auf.
Warum diese unglaublich lange Einleitung? Nun, INFINITE DREAMS aus der Schweiz hätten mit ihrem melodischen Hard Rock sicher eine gute Figur auf dieser Veranstaltung gemacht. Die Kapelle um Frontfrau Miriam Pürro liefert auf ihrem Debüt "Touch My Skin" handwerklich solides Material ab, das vor allem durch bombastisch angelegte Choruspassagen gut im Gehörgang stecken bleibt. Die selbst auferlegten Vergleiche zu BON JOVI, DORO, LITA FORD und LEE AARON kann ich nur bedingt nachvollziehen. An die Klasse alter BON JOVI Nummern reichen die Kompositionen natürlich noch nicht heran, aber LEE AARON gefällt mir als Parallele ganz gut. Vor allem, da die Gesangsleistung bei INFINITE DREAMS den üblichen Rahmen sprengt. Miriams Stimme ist angenehm tief und wandert selten auf den sirenenhaften Pfaden ihrer Kolleginnen. Dabei kommt sie noch ausgesprochen kraftvoll `rüber, was den teilweise etwas zu melodischen Arrangements ausgezeichnet zu Gesicht steht.
Außerdem möchte ich das vorbildlich im Hintergrund agierende Keyboard hervorheben, welches niemals mit schmalzigen Akkordteppichen aufwartet. Vielmehr rockt die Gitarre an einigen Stellen gewaltig nach vorne. Ich gebe nur mal das mächtig treibende Titelstück als Beispiel mit auf den Weg. Diese Nummer wird live sicher kräftig abgehen. Überhaupt scheint mir hier die Stärke von INFINITE DREAMS zu liegen, da ein Großteil der Stücke im Midtempo angelegt sind, sodass sie zum spontanen Mitwippen verleiten. Eine Tatsache, die sich in der Livesituation sicherlich positiv bemerkbar machen wird. Auf einem Silberling vermisse ich hingegen etwas Abwechslung in Sachen Tempo. Der eine oder andere flottere Song würde ganz gewiss nicht nur mir zusagen.
'Falling' spricht eine deutliche Sprache. Nach mehreren Nummern ohne Beschleunigung haben INFINITE DREAMS nun einen Gang hochgeschaltet und besitzen damit wieder meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ein Fakt, der sich vielleicht auch von der Tatsache ableitet, dass im Vorfeld mit 'Everything Has An End' eine Superschmacht-Ballade auf mich und meine Tränendrüsen eingewirkt hat. Dieser Song hat es in sich! Kuschelrock der Extraklasse! Davon hätte ich gerne mehr beim nächsten Werk.
Summa summarum ein sehr solides Hard Rock Album, das Liebhaber der genannten Bands sicherlich antesten sollten, Freunde härterer Klänge aber eher unbeachtet lassen dürfen. Aufgeschlossene Hörer, die sich aus jeder Schublade ihre Lieblinge herausziehen, oder sonstwie Musiksüchtige können mit INFINTE DREAMS sicherlich einige kurzweilige Stunden erleben und sollten die Band auf jeden Fall auf ihrem `Mal-Live-Guggn`-Zettel notieren. Ich vermute, dass die Schweizer dabei weitaus positiver auffallen werden.
Anspieltipps: Touch My Skin, Everything Has An End, Falling, Afraid To See The Light
- Redakteur:
- Holger Andrae