INFINITAS - Infernum
Mehr über Infinitas
- Genre:
- Heavy Folk Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Metal Message
- Release:
- 06.12.2019
- Afanc
- A Manifested Nightmare
- Antahkarana In Flames (Avnas Prelude)
- Avnas
- Utukki
- Infernum Overture (Lilith Prelude)
- Lilith
- Rahu
- A Starless Universe (Tiamat Prelude)
- Tiamat
- Vadatajs
- The Seeker Of Truth
- Consultus (Memoria I)
In der Hölle ist noch Platz
Vor knapp zweieinhalb Jahren erschien mit "Civitas Interims" ein gutes Debüt unserer INFINITAS-Freunde aus der Schweiz. Durch einen in sich stimmigen Mix aus melodischem Schwermetall und Folk-Klängen blieben bei mir Frontfrau Andrea Böll und ihre Mannen an den Instrumenten auch nachhaltig hängen, auch wenn mir an einigen Ecken und Enden letztendlich die finale Konsequenz gefehlt hat. Der zweite Streich folgt sogleich, mit "Infernum" wird eine äußerst interessante Geschichte erzählt: Dieser Höllentrip, den die Muotathaler hier nach allen Regeln der Kunst intonieren, ist einer von drei möglichen Wegen, die der Protagonist im INFINITAS-Universum einschlagen kann. Es geht um die Abgründe der Dunkelheit, die inneren Dämonen, ein fast nicht enden wollender Ritt also durch die persönliche Hölle, die jedoch mit vielen großartigen Melodien, der einen oder anderen Harmonie und so manch Ruhephase nicht ganz so stilbrechend und rabiat dargestellt wird wie vielleicht vermutet.
Musikalisch gibt es dennoch einen Anstieg in Sachen Härte im Vergleich zum Vorgänger. Gemäß des tollen Artworks und der nun etwas düsteren Fortführung des Konzepts, agieren die Muotathaler konsequenter und zielstrebiger als sie es noch auf dem Debüt taten. Selbstverständlich kann man das Hörspektakel noch immer unter dem Banner Melodic Metal mit Folk-Einschlag erklären, doch oft wagt sich INFINITAS in durchaus härtere Gewässer. Ja, ab und an machen sich auch dezente Death- und Thrash-Tendenzen bemerkbar. Hierbei werden die großen Stücke des Albums durch entsprechende Intros eingeleitet, damit das Konzept auch an Vorstellungskraft und an Dynamik gewinnt. Insbesondere die fabelhafte Frontdame weiß sich und ihren Gesang sehr gut in Szene zu setzen, auch wenn die Instrumentalfraktion dadurch ein wenig in den Hintergrund treten muss. Doch gemeinsam sind beide Parteien noch immer stark, haben mit dem bereits bekannten 'Rahu', dem Aushängeschild 'Tiamat', sowie den Highlights 'Avnas' und 'Lilith' auch wirklich bockstarkes Songmaterial am Start, von dem der geneigte Hörer nicht so einfach wegkommen kann. Es ist der feine Spagat zwischen Melodie und Härte, zwischen Bodenständigkeit und Theatralik, zwischen Schwermetall und Folk, zwischen Himmel und Hölle.
Und selbst die Hinzunahme einiger schweizerdeutschen Passagen wirkt alles andere als fehl am Platz und passt hervorragend zur stilistischen Ausrichtung des Gesamtwerks. Ich bin auf die anderen beiden Wege des Protagonisten gespannt, denn dieser Höllentrip macht definitiv Appetit auf mehr. Eine mangelnde Konsequenz kann man der Mannschaft jedenfalls nicht nachsagen. Jedoch könnte den Instrumenten künftig noch ein wenig mehr Freiraum und Platz zur Entfaltung geboten werden, denn "Infernum" fordert den Hörer sehr. Auch wenn es zur Überforderung noch ein weiter Weg ist, hätte so manche Verschnaufpause Andrea sicherlich auch gut getan. Doch im Endeffekt gefällt das INFINITAS-Zweitwerk fast durch die Bank weg gut bis sehr gut, man darf sich auf die nächsten Schritte der Band freuen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp