IMPALED NAZARENE - Pro Patria Finlandia
Mehr über Impaled Nazarene
- Genre:
- Nuclear Metal / Black Metal
- Label:
- Osmose / Twilight
- Release:
- 31.03.2006
- Weapons To Tame A Land
- Something Sinister
- Goat Sodomy
- Neighbourcide
- One Dead Nation Under Dead God
- For Those Who Have Fallen
- Leucorrhea
- Kut
- This Castrated World
- Psykosis
- Contempt
- I Wage War
- Cancer
- Hate - Despise - Arrogance
Bei IMPALED NAZARENE handelt es sich ohne Frage um eine der ältesten und wichtigsten, aber auch um eine der kontroversesten extrem-metallischen Kapellen aus Finnland. Dennoch konnten sich die Jungs um Frontschreihals und Berufsprovokateur Mika Luttinen seit den frühen Neunzigern eine treue Anhängerschar erspielen, die von ihren Helden eigentlich nie enttäuscht wurde. Und ich wage schon an dieser Stelle die Prophezeiung, dass sich das auch mit dem nunmehr neunten Studioalbum "Pro Patria Finlandia" kein bisschen ändern wird.
Die Scheibe mit dem wirklich sehr schönen Cover ist nämlich ein ziemlicher Hammer vor dem Herrn geworden: Sehr druckvoll produziert, rasend schnell und knüppelhart wie eh und je schaffen es die Jungs dennoch, in ihre Kompositionen auch jede Menge griffiger Melodien einzubauen, was für Musik dieses Härtegrades und Geschwindigkeitsbereiches durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Schon der völlig geniale Opener 'Weapons To Tame A Land' zeigt die Wodka-Liebhaber von ihrer stärksten Seite und lässt im Intro mit seinem ultra-klassischen Riff und den dramatischen Passagen auf Bass und Schlagzeug eine Hommage an den guten alten Heavy Metal vom Stapel, der mehr als nur dezent an alte Helden wie IRON MAIDEN und MANOWAR erinnert. In der Folge bricht aber natürlich umgehend der typische Stil unserer finnischen Kameraden durch: Black Metal, Punk und Rock'n'Roll in irrsinniger Geschwindigkeit und eben Songs, die immer voll auf die Zwölf gehen, ohne den Hörer dabei zu ermüden.
IMPNAZ stressen nicht, sie überfordern nicht, sondern sie reißen mit. Es wird nämlich nicht nur geprügelt, sondern auch gespielt! Jarno Anttila und Tuomio Louhio riffen sich die Finger wund und hauen uns dazu noch Leads um die Ohren, die sich gewaschen haben. Egal ob beim wirklich infernalisch schnellen 'Something Sinister' oder beim dramatischen 'Goat Sodomy' - das ist es, was IMPALED NAZARENE meilenweit über so viele artverwandte Combos erhebt: Sie sind nicht nur schnell oder nur brutal, sondern sie haben ein untrügliches Gespür für eingängige Hooks und dynamische Aggro-Hymnen, die ihresgleichen suchen und nicht finden. Eben diese Hymnen sind es, die IMPNAZ dieses Mal wirklich am Fließband raushauen, so dass ich gar nicht auf alle Stücke einzugehen brauche. Während uns die Rhythmusgruppe um Basser Arkki und Schlagzeuger Reima Kellokoski fein säuberlich die Nackenwirbel einzeln ins Hirn drückt, zaubern die Gitarristen Monsterriff um Monsterriff aus dem Hut und geben Mika Luttinen die Basis für die genialen Refrains zu 'Neighbourcide' und vor allem zum totalen Überflieger 'One Dead Nation Under Dead God'. Bei 'Kut' gibt es dann jede Menge rock'n'rollige Einsprengsel, bevor die Finnen noch ein paar mal den Hammer in Ventilator-Manier kreisen lassen. Doch auch ein Knüppelstück wie etwa 'Psykosis' hat Breaks, Soli und Stimmungswechsel, die eben die nötige Spannung, Dramatik und Schwere mit einbringen, und verhindern, dass ein Song wie der andere an des Hörers Ohr vorbei rauscht. Das gilt hier für wirklich fast jeden Titel, so dass ich die Formel von "Pro Patria Finlandia" kurz auf den folgenden Nenner bringen würde: IMPALED NAZARENE ist es gelungen, das reine Inferno mit Hooks zu versehen.
Die einstige Chaoskapelle besteht inzwischen aus gereiften Musikern, die allesamt mächtig viel auf ihren Instrumenten zu bieten haben. Das Besondere dabei ist aber nicht in erster Linie die technische Klasse der Protagonisten, sondern die Tatsache, dass es das Quintett locker schafft, den musikalischen Anspruch von Album zu Album in die Höhe zu schrauben, ohne dabei die urtypische räudige Attitüde zu verlieren, die ein Album von IMPALED NAZARENE einfach haben muss. Für Fans von Mika & Co. müsste "Pro Patria Finlandia" eigentlich die totale Offenbarung sein, und darüber hinaus bringt der Silberling meiner Ansicht nach locker das Potential mit, der Band eine ganze Menge neuer Anhänger zu bescheren. Außerdem ist sogar die Spielzeit mit 38 Minuten recht passabel, so dass ich die Scheibe ohne Zögern bedingungslos weiterempfehlen kann.
Anspieltipps: Weapons To Tame A Land, Neighbourcide, One Dead Nation Under Dead God, Kut
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle