IGGOR CAVALERA / SHANE EMBURY - Neon Gods / Own Your Darkness (EP)
Mehr über Iggor Cavalera / Shane Embury
- Genre:
- Dark Ambient
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Cold Spring Records
- Release:
- 21.03.2025
- Neon Gods
- Own Your Darkness
Vertonte Schwärze - Cavalera und Embury im Tandemflug durch den Weltraum.
Schlagwerker IGGOR CAVALERA (u.a. Ex-SEPULTURA) und Tieftöner SHANE EMBURY (u.a. NAPALM DEATH) haben sich zusammengetan und gemeinsam zwei Stücke auf Tonträger gepresst. Wobei das Wörtchen "gemeinsam" hier nicht so ganz richtig gewählt ist, denn jeder der beiden hat letzten Endes einen für sich stehenden Song in kompletter Eigenregie geschrieben. Dass ausgerechnet diese beiden Herren sich für ein musikalisches Projekt gefunden haben, ist im Übrigen nicht besonders überraschend, wenn man bei den Metal Archives mal grob überfliegt, in wie vielen (auch außermetallischen) Projekten die beiden Herren ihre Finger schon so alles im Spiel hatten und immer noch haben.
"Neon Gods / Own Your Darkness" schimpft sich die Split, welche wir im weiteren Verlauf aufgrund der Spielzeit von knapp über einer halben Stunde mal in die Schublade "EP" packen wollen.
Mit der Musik der (ehemaligen) Hauptbands der beiden Mucker hat das hier Vorgetragene mal so überhaupt nichts zu tun, denn die beiden betreten auf dem vorliegenden Werk das weite und breite Feld des Dark Ambient. Mit diesem Genre sollte man grundsätzlich also schon halbwegs etwas anfangen können, andernfalls würde ich doch eher dazu raten, die Lektüre gleich hier geschmeidig abzubrechen.
Cavalera darf dann auch als erster ran und bietet auf seinem Beitrag 'Neon Gods' dunkelschwarzen, weltraumkalten Dark Ambient mit allerlei Synthie-Einsprengseln, die mich von der Geräuschkulisse her oft an frostige Winde erinnern. Mit Hilfe atonaler und dissonanter Tonfrequenzen steigert sich die beklemmende Spannung, die die dystopischen Klanglandschaften erzeugen, gerade zum Ende hin immer mehr, um schließlich im von Noise- und Drone-Elementen dominierten Songfinale ihre finstere Vollendung zu finden.
Kosmisch und düster-frostig bleibt es auch in 'Own Your Darkness', dem von Shane Embury komponierten Stück, allerdings braucht dieser für seine interstellare Klangvision lediglich "nur" dreizehn Minuten und geht grundsätzlich eher kompakter, aber auch introspektiver und dichter im Songwriting vor. Scheppernde Ambient-Synthies und hypnotische Basswände, welche geradezu physisch durch die Haut zu dringen scheinen, dominieren hier das Klangbild.
Obwohl mir als alten "Call Of Cthulhu"-Rollenspieler (Dark) Ambient-Klänge alles andere als unbekannt sind (weil beste und passendste Hintergrundmusik), muss ich ehrlich gestehen, dass mich die Durchläufe hier und da schon ein wenig Überwindung gekostet haben und ich nach dem einen oder anderen Spin ganz glücklich war, mir im Anschluss erst einmal ein paar anständige Stromgitarren-Riffs auf die Lauscher hauen zu dürfen. Auf der anderen Seite bin ich aber immer ganz froh und dankbar, wenn Musiker auch mal ihr gewohntes musikalisches Terrain verlassen und gänzlich neue Wege einschlagen. Als erste kleine Fingerübung und Etüde betrachtet, macht "Neon Gods / Own Your Darkness" sicherlich Sinn, auf einer eventuellen nächsten VÖ darf es dann aber auch gerne ein wenig abwechslungsreicher zur Sache gehen, denn auch das ist im vermeintlich engen Ambient-Korsett durchaus möglich. Und wer bis dahin wissen will, wie eine Vertonung eines niemals endenden Gleitfluges durch die Weiten der Galaxie ohne jegliche Hoffnung auf Rückkehr klingen mag, führt sich einfach mal ganz in Ruhe die beiden Stücke zu Gemüte.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Stephan Lenze