HULL, SCOTT - Requiem
Mehr über Hull, Scott
- Genre:
- Ambient
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 16.06.2008
- La Bocca Del Cielo
- Conseguenze
- Vista All'ospedale
- Il Funerale Di Bonnie
- Morte Sul Treno
- E' La Colpa Nei Suoi Sogni
- Conseguenze (alternate)
- Shootout
- Incubi E Sogni
- Santificato (en titles)
- In Pardisum Deducant Te Angeli
Ausgefallener Ambient-Soundtrack von einem außergewöhnlichen Künstler<br />
Immer einhundert Prozent: Scott Hull kennt in seinem Arbeitsleben keine Kompromisse, geschweige denn Ruhepausen. Wenn er nicht gerade bei AGORAHOBIC NOSEBLEED oder PIG DESTROYER für extremere Klangfacetten sorgt oder das Studio für einige namhafte Underground-Gäste öffnet, arbeitet der gute Mann im Dienste der Regierung als Spezialist für Computertechnik. Vollkommen ausgelastet scheint Hull aber dennoch nicht, wie sein neues, namenloses Projekt beweist. Unter eigener Fahne hat Hull in den letzten Monaten einen recht außergewöhnlichen Ambient-Soundtrack kreiert, der so gar nicht zu seinem bisherigen Fundus als Musiker und Produzent passen will. Doch genau dies macht "Requiem" mitunter interessanter als jegliche weitere Prügel-Combo unter seinem Kommando.
In einer leicht überstiegenen halben Stunde lässt sich Hull in ein becken aus sanften, beruhigenden Noten fallen und drängt die allgemeine Stimmung seiner Kompositionen stark in Richtung Melancholie und Träumerei. Leichte Nuancen aus Klassik und Prog-Rock werden eingeflochten, während parallel mit Ingredienzen von traditionellen Film-Score-Instrumentals gearbeitet wird. In diesem Sinne ist sicher nicht verwunderlich, das sich der Songschreiber in der Tradition von Legenden wie Morricone sieht, zu dem er hier aber weder inhaltlich noch qualitativ aufschließen kann. Daür sind die malerischen Klanglandschaften auf "Requiem" nämlich wiederum zu unspektakulär gestaltet.
Die Aufnahmen sind im weitesten Sinne mit einem stillen Herbsttag zu vergleichen. Dies mag im Großen und Ganzen zuwar klischeehaft klingen, spiegelt die Atmosphäre in den elf Stücken aber dank des warmen Gesamtklangs sehr authentisch wieder. Diesbezüglich passt auch der Verlauf der Platte wie die Faust aufs Auge, denn gerade zum Schluss nimmt die Musik gar depressive Züge an, nachdem gerade in den von leichten Rhythmen getragenen Anfangsnummern noch ein dezenter Hoffnungschimmer durch die Arrangements floss. Emotional ist dementsprechend auch einiges geboten, was natürlich in erster Linie der sehr stimmigen Inszenierung zu verdanken ist. Unabhängig von den hoch trabenden Amitionen des Komponisten darf man das Unterfangen Soundtrack daher auch als weitestgehend geglückt bezeichnen.
Nichtsdestotrotz hat Hull hier Musik geschrieben, die ein sehr spezielles Publikum anspricht, welches sich weiderum nur sehr bedingt aus der Hörerschaft seiner eigentlichen Betätigungsfelder rekrutiert. Offene, tolerante Ohren sollten aber defintiv mal einen Angriff wagen. "Requiem" beschreibt nämlich recht spannend, warum in der Ruhe die Kraft liegt.
Anspieltipps: Il Funerale Di Bonnie, In Paradisum Deducant Te Angeli
- Redakteur:
- Björn Backes