HALO EFFECT, THE - We Are Shadows (EP)
Mehr über Halo Effect, The
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 21.11.2025
- I Wanna Be Somebody
- Dance With The Devil
- If You Were Here
- Shoreline
- How The Gods Kill
Schöne und persönlich gefärbte Cover-EP.
Ob die Jungs von THE HALO EFFECT irgendwann auch mal schlafen oder eine Pause einlegen? Man könnte meinen nicht, denn nachdem die Supergroup aus ehemaligen IN FLAMES-Mitgliedern und DARK TRANQUILLITY-Fronter Mikael Stanne mit ihren bisherigen beiden Alben "Days Of The Lost" und "March Of The Unheard" in knappen drei Jahren die Melodic-Death-Metal-Welt ordentlich auf den Kopf gestellt hat, steht nicht einmal elf Monate nach dem Release des letzten Langsdrehers schon die EP "We Are Shadows" in den Startlöchern. Mit frischen Eigenkompositionen haben wir es hier allerdings nicht zu tun, denn für die Kurzrille hat jedes Bandmitglied jeweils einen Coversong ausgesucht, der in den Gothenburg-Sound transportiert und frisch aufgearbeitet wurde.
Den Anfang macht dabei Gitarrist Jesper Strömblad, der sich 'I Wanna Be Somebody' von W.A.S.P. ausgeguckt hat. Und ich muss zugeben, dass sich der locker-flockige Rocker vom Debütalbum der Truppe um Blackie Lawless auch im Melodic-Death-Kostüm hervorragend macht. Gerade Mikael Stanne treibt mit seinem Gesang den Track ordentlich nach vorne und das Aufgreifen der Refrainmelodie mit den Gitarren bringt dann auch die typischen Göteborg-Leads mit ins Spiel, die einen unterhaltsamen Einstieg in diese EP abrunden.
Gegenüber diesem Klassiker darf man Niklas Englins Auswahl dann durchaus als Deepcut bezeichnen, denn ich möchte bezweifeln, dass Leser und Leserinnen dieser Zeilen schon einmal von PHENOMENA oder dem Track 'Dance With The Devil' gehört haben. Doch schon beim Genuss des tief in den Achtzigern beheimateten und eher von Keyboards geprägten Originals lässt sich erahnen, dass die leicht folkigen Melodien gutes Futter für die THE HALO EFFECT-Gitarrenabteilung liefern könnten. Da kann man es fast schon als vertane Chance betrachten, dass sich die Schweden einer Geige bedienen, um die Gitarren beim Vortrag der Melodie zu unterstützen. Als reines Dual-Lead im MAIDEN-Stil hätte das hier mit Sicherheit noch mehr Spaß gemacht, doch auch so wird aus der eher verhaltenen Nummer im metallischen Gewand eine folkig-hymnische Achterbahn, die wunderbar funktioniert.
Mit 'If You Were Here' geht es danach in den poppigen Indie Rock, denn Bassist Peter Iwers hat scheinbar ein offenes Ohr für die schwedischen Kollegen KENT. Wirklich viel Potential für eine Melodic-Death-Aufarbeitung bietet die Nummer dabei nicht, sodass wir am Ende einen Gothic-Rocker serviert bekommen, der sich eher auf einem Album von Stannes Projekt CEMETERY SKYLINE gut gemacht hätte.
Da funktioniert die Umsetzung des Alternative-Rockers 'Shoreline' der Göteborger BRODER DANIEL schon deutlich besser, wird hier doch ein schöner Brückenschlag zwischen Gothic und MDM geschaffen, der sehr unterhaltsam ist. Schlagzeuger Daniel Svensson verdanken wir übrigens diesen weiteren Deepcut aus der schwedischen Musikszene.
Fehlt eigentlich nur noch Fronter Mikael Stanne, der bei seiner Wahl wieder zurück in bekannte Metal- und Rock-Klassiker-Gefilde geht. 'How The Gods Kill' von DANZIG sollte nämlich jedem halbwegs informierten Fan der rockigen Musikspielarten ein Begriff sein. Natürlich ist die düster groovende Halbballade auch kein Song, der sich eins zu eins in melodische Todesstahl-Gefilde befördern lässt, trotzdem funktioniert das Cover dank einer herausragenden Gesangsleistung von Mikael hervorragend und ist neben 'I Wanne Be Somebody' mein zweiter großer Anspieltipp auf "We Are Shadows".
Insgesamt kann man an dieser Stelle natürlich wieder über den Sinn oder Unsinn von Cover-Veröffentlichungen streiten, wenn man aber dieses Thema schon angeht, dann bitte so wie es THE HALO EFFECT hier tut. Ja, nicht jeder Song lässt sich wirklich perfekt in Melodic-Death-Klänge konvertieren, doch gerade der persönliche Bezug der einzelnen Musiker zu den jeweiligen Songs macht die EP doch zu einem interessanten Einblick in die Inspirationsquellen der Schweden, die lange nicht so offensichtlich sind, wie man das vielleicht bei Metalmusikern erwarten würde.
- Redakteur:
- Tobias Dahs


