HIM - Deep Shadows And Brillant Highlights
Mehr über HIM
- Genre:
- Gothic Rock
- Salt In Our Wounds
- Heartache Every Moment
- Lose You Tonight
- In Joy And Sorrow
- Pretending
- Close To The Flame
- Please Don\'t Let It Go
- Beautiful
- Don\'t Close Your Heart
- Love You Like I Do
Da ist er nun, der von der Fachwelt bereits im Vorfeld kritisch beäugte Nachfolger des dreifach vergoldeten Silberlings „Razorblade Romance“ – und nach 2 Tagen bereits Goldstatus und auf den zweiten Platz der Albencharts eingestiegen. Mit „Deep Shadows And Brilliant Highlights“ wird ein neues Kapitel in Ville Valos persönlichem Tagebuch aufgeschlagen, ein Blick in die emotionale Welt seiner Gedanken gewährt, die wie immer konzentriert sind auf Romantik und Beziehungsfragen – Herzschmerz eben, wie es im Bereich des Gothic ja nicht unüblich ist. Man sollte also von vornherein auf reichlich schwulstige Texte und romantisch-melodiösen Herzensbrechergesang gefasst sein; wessen Linie hiermit verfehlt wird, sollte gleich einen Bogen um dieses Album machen.
Das wäre aber wirklich schade, denn trotz aller negativer Kritik ist musikalisch nichts am wirklich angenehmen Hörgenuss der Scheibe auszusetzen. Wie so oft wird da mit Vorgängern verglichen und irgendwie gewinnt man den Eindruck, dass eine gewisse Härte erwartet und als ausschlaggebendes Kriterium für ein Wohlwollen zugrunde gelegt wird, aber ich versuche einmal, den Inhalt der CD ohne großartige Bezüge auf die genannten Kriterien zu betrachten:
Wirklich harte Klänge und metallene Einflüsse sucht man hier in der Tat vergebens, das Album ist aber recht rockig gehalten, von dahinschmachtenden Balladen wie „Pretending“ (zu der Single muss ich wohl nichts mehr schreiben), „In Joy And Sorrow“ (typische HIM-Halb-Ballade), „Beautiful“ (Achtung, extreme Schmalzabsonderung *g*) oder „Close to the Flame“ (wunderschön ergreifend) einmal abgesehen. Dafür geht es bei „Please Don’t Let It Go“, „Don’t Close Your Heart“ oder „Heartache Every Moment“ um so rockiger zu und gewisse stilistische Einflüsse der 70er werden erkennbar, nur der Gesang passt sich diesem Stil nicht an. Oftmals wird die metallische Gitarre durch eine Akustik-Klampfe ersetzt, was dem Grundcharakter des Albums in passender Weise zugute kommt und mir sehr zusagt. Auch die Keyboards kommen nicht zu kurz und unterstützen mit einem angenehmen Klangteppich und Geräuschspielereien, die das Ohr erfreuen und dem Sound Tiefe verleihen.
Die Musik ist der Stimmung nach eher als lebensfroh und gut gelaunt zu bezeichnen, was oft im Kontrast zu den Texten steht, aber auch dies trägt dem Titel „Deep Shadows And Brilliant Highlights“ Rechnung, zeigt die Zweiseitigkeit der musikalischen Philosophie, die Ville Valo versucht, in Wort und Ton aus seinem Innern sprechen zu lassen.
Am Album – für dessen Fertigstellung mehr als ein halbes Jahr benötigt wurde – haben diverse Produzenten und Klangbastler der oberen Liga mitgewerkelt: T.T. Okasala (THE 69 EYES), Kevin Shirley (AEROSMITH, SILVERCHAIR), Randy Straub (METALLICA) und John Fryer (DEPECHE MODE). Gerade die DM-ähnlichen Einflüsse sind durchaus herauszuhören.
Das Booklet hat einen angenehm nostalgischen Touch, die Songtexte sind in Handschrift dargestellt - die leider nicht gut lesbar ist, erst beim Hören der CD sind die Texte nachvollziehbar für mich. Das arg gestellt wirkende Cover-Foto begeistert mich nicht so richtig, und die Jungs auf dem Band-Foto im Booklet schauen bis auf den Cheffe etwas deppert in die Welt – aber na ja, das tut dieser sehr schönen und besinnlich-rockigen Scheibe keinen Abbruch. Zudem ist der etwa 40 Minuten langen Scheibe ein „Multimedia“-Part beigefügt – für jene, denen nicht kotzübel wird von dem Geschwanke im Video zu „Pretending“, ist eben dieses Musikvideo auf dem PC abspielbar, mit einem ansprechenden Rahmen verziert.
Fazit: Musikalisch ohne merklichen Makel, sehr angenehmes Klangerlebnis, aber stilistisch sicherlich eine Frage des Geschmacks und der Erwartungshaltung.
Anspieltipps:
Salt In Your Wounds; Close To The Flame; Please Don’t Let It Go
- Redakteur:
- Andreas Jur