GRAND SHEEP, THE - Nightwatch
Mehr über Grand Sheep, The
- Genre:
- Progressive Rock / Art Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 01.11.2024
- Intro
- In Case Of Insanity
- Far From Cure
- Cloud X
- Nightwatch
- Suitable Pills
- Landamar, The Mandrill King
- Catatonia
- Final Day
Anspruchsvolle, aber nicht zu verkopfte Prog-Scheibe.
Das Aschaffenburger Quartett THE GRAND SHEEP lässt es ruhig angehen. Fast ein Jahrzehnt nach dem Debüt ist nun das zweite Album "Nightwatch" erschienen. Während der Erstellung der Scheibe gab es einen Wechsel an der Gitarre. Dass "Nightwatch" einen stimmigen Eindruck hinterlässt, kann man als Indiz nehmen, dass die Band klare Vorstellungen von ihrer Musik hat, die durch die Umbesetzung nicht beeinträchtigt wurden.
Das Schafblöken im Intro namens 'Intro' mag man als Anspielung auf den Bandnamen oder als Verweis auf 'Sheep' von PINK FLOYD interpretieren, danach fängt die Musik an. Jeder weitere Track dauert fünf bis über elf Minuten, was hier bedeutet, dass die Musik Zeit bekommt, sich zu entwickeln und neue Facetten auszubilden. So startet 'In Case Of Insanity' mit einem markanten Gitarrenriff, gleitet aber unversehens in einen freien Fluss wechselnder musikalischer Ideen. Durchweg zeigt sich das Gespür der Gruppe für Dramaturgie und ihr Talent, die Stücke nicht in simpler Liedform zu gestalten, aber dennoch angenehme, zugängliche Melodien zu spielen. Man höre sich die instrumentalen Partien von 'Far From Cure' oder des Titelstücks als längster Nummer an.
Die Gitarre spielt kraftvolle Riffs ebenso wie luftige oder orientalisierende Soli und zeigt bisweilen ein schwerblütiges Spiel, das die Musik an den entsprechenden Stellen prägt. Daneben kommen verschiedene Tasteninstrumente zum Einsatz. Unbedingt erwähnenswert ist die abwechslungsreiche Darbietung des Schlagzeugs, das dennoch nicht wie bei einigen anderen jüngeren Bands, die sich zwanghaft interessant machen wollen, gegen die Stücke agiert, sondern sie durch interessante Rhythmusarbeit aufwertet. Auch der Bass tritt gelegentlich hervor, etwa beim erwähnten 'Far From Cure' oder im Intro zu 'Cloud X'. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die eher hohe und leicht schwammige Stimme das Sängers, die sich aber nach einigen Durchläufen durchaus als passend erweist, jedoch vermutlich nicht allen Hörerinnen und Hörern zusagen wird.
Ein Einfluss auf die Musik von THE GRAND SHEEP dürfte die gehaltvolle deutsche Rockmusik der 70er sein, die mit mehr oder weniger Recht als "Krautrock" bezeichnet wird, was sich u.a. zum Ende des Albums hin aufgrund des zunehmenden Einsatzes der Orgel annehmen lässt. Seit dem ersten Anhören geht mir bei 'Landamar, The Mandrill King' ELOY durch den Kopf, während mich die Orgel im abschließenden 'Final Day' an FRUMPY erinnert.
THE GRAND SHEEP gibt es als Ziel an, "den Hörer in eine Welt aus Visionen und Wahnvorstellungen, in der die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen", zu entführen. Das sind große Worte, aber eine dafür offene Hörerschaft vorausgesetzt, schafft es die Band in der Tat, einen mit "Nightwatch" zu packen. Die Musik rockt, ist melodisch, originell, gut arrangiert und hält die Waage zwischen Anspruch und Eingängigkeit.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser