GLASS HAMMER - Rogue
Mehr über Glass Hammer
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Sound Ressources / Just For Kicks
- Release:
- 11.04.2025
- What If
- The Road South
- Tomorrow
- Pretty Ghost
- Sunshine
- I Will Follow
- The Wonder Of It All
- One Last Sunrise
- Terminal Lucidity
- All Good Things
Erschreckend kitschig, erschreckend lahm.
Einer Band wie GLASS HAMMER in all ihren unterschiedlichen Inkarnationen die Stange zu halten, ist sicherlich nicht jedem Fan symphonischer Prog-Kost gelungen. Seit mehr als 30 Jahren veröffentlichen Steve Babb und seine wechselnden Mitstreiter bereits konzeptionell recht aufgeblähte Epen, haben dabei auch so manche düstere Zeit in der progressiven Rockmusik entscheidend geprägt, zwischenzeitlich aber auch wieder Platten veröffentlicht, auf denen spürbar zu dick aufgetragen wurde. Die mächtigen Qualitätsschwankungen kann man selbst aus der Fanboy-Brille nicht verleugnen, und just in dem Augenblick, in dem die Band mit einem grandiosen Geschoss wie "Arise" wieder zu alter Stärke gefunden hat, musste sich das Besetzungskarussell ein weiteres Mal drehen und hat der Band auch wieder eine Riege neuer Sänger beschert.
Dieser Umstand ist jedoch nicht dafür verantwortlich, dass "Rogue" in der Gesamtbetrachtung mal wieder ein bisschen zurückfällt. Vielmehr offeriert GLASS HAMMER auf dem neuen Konzeptalbum über weite Strecken keinen echten Prog mehr, sondern überwiegend poppig aufgeladenen Melodic Rock, dem man seine wunderschönen Melodien zwar nicht absprechen mag, der aber keine echten Challenges liefert, mit denen sich der Hörer langfristig auseinandersetzen könnte.
"Rogue" driftet sehr oft in den balladesken Bereich ab, nutzt dabei in üppigem Ausmaß Babb's Keyboardspuren, schafft dabei aber von Anfang an auch recht viele Längen, die das Album im Gesamtverlauf nicht mehr so recht ausmerzen kann. 'What If' und 'The Red South' deuten das sich daraus ergebende Dilemma bereits an, doch erst mit dem kitschigen 'Tomorrow' bekommt man zu spüren, dass bei GLASS HAMMER anno 2025 der Kitsch über dem eigentlichen Anspruch steht und das schunkelige Treiben seinen Reiz recht bald einbüßt. Mit 'The Wonder Of It All' und 'Terminal Lucidity' gibt es im späteren Verlauf zwar durchaus hörenswerten Stoff, der sich nicht nur auf den flockigen Melodien ausruht, doch bei einer vergleichsweise so geringen Trefferquote muss man sich ernsthaft fragen, ob Babb und seine Kollegen diesmal nicht etwas vorschnell ins Songwriting eingestiegen sind. Bei der eigentlichen Tiefe des Konzepts scheint aber auch das nicht gegeben, sondern einzig und alleine auf dem Fakt zu beruhen, dass "Rogue" in der immensen Serie an GLASS HAMMER-Releases nicht den Anforderungen gerecht werden kann, die die Band sich in der Vergangenheit selbst erarbeitet hat.
Immerhin: die neuen Sänger machen einen sehr guten Job und können die Emotionen prima transferieren. Aber da das Songmaterial zumeist doch erschreckend lahm ist und der Charakter des Bandsounds sich mal wieder sehr weit verschoben hat, ist das nur noch eine Randnotiz eines in Gänze enttäuschenden Releases. Sorry Mr. Babb, aber das können sie deutlich besser!
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes