GLASS HAMMER - Double Live (2-CD / DVD)
Mehr über Glass Hammer
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Arion Records / Just For Kicks
- Release:
- 30.10.2015
- Nothing, Everything
- So Close, So Far
- Mythopoeia
- Third Floor
- The Knight Of The North
- If The Stars
- Time Marches On
Mal wieder 'ne Live-Scheibe!
Immerhin hat GLASS HAMMER sieben Jahre respektive sechs Studioalben durchgehalten, bevor der Drang nach einem weiteren Live-Release wieder zu stark wurde. Diesmal im Angebot: ein Mitschnitt vom RoS-Festival, welcher im Mai 2015 aufgezeichnet wurde und auf "Double Live" sowohl als Doppel-CD als auch in der audiovisuellen Fassung enthalten ist. Aber in Sachen Value for Money war die Band schon immer ein Garant, das muss man ihr lassen.
Der musikalische Output von Carl Groves und seinen Mannen ist indes eine schwankende Achterbahnfahrt durch langatmige Art-Rock-Variationen und ab und an dann doch wieder packende Prog-Rock-Sequenzen. Der bislang letzte Output war es schließlich auch, der die Fans davon überzeugen konnte, dass bei GLASS HAMMER immer noch Qualitäten lauern, die man nach Tiefschlägen wwie "Cor Cordium" und "IF" längst nicht mehr vermutet hätte.
Dementsprechend angenehm ist der Umstand, dass man den Schwerpunkt der Performance auf "The Breaking Of The World" gelegt hat, welches man insgesamt als die beste Produktion der letzten Dekade bezeichnen darf. Und dennoch ist das livehaftige Vergnügen immer noch so eine Sache bei GLASS HAMMER, die schon abverlangt, dass man sich der Band und ihrem Material voll hingeben kann. Material wie das hier in 26 Minuten wiedergegebene 'The Knight Of The North' oder das vertrackte 'Third Floor' sind die Antithese zu Easy Listening, aber selbst für Prog-affine Kandidaten ziemlich schwer verdauliche Brocken. Würde der Wechselgesang von Groves und seinem weiblichen Sidekick Susie Bogdanowicz nicht so stark harmonieren, könnte es tatsächlich geschehen, dass man irgendwann den Faden verliert.
Und dabei bemüht sich die Band redlich, die Live-Atmosphäre auch ins heimische Wohnzimmer zu transferieren. Overdubs sind auf "Double Live" löblicherweise Fremdkörper, was vor allem den Keyboard-Improvisationen in 'The Knight Of The North' gut tut. Aber irgendwie will sich keine echte Stimmung inszenieren lassen, was mitunter daran festzumachen ist, dass sich GLASS HAMMER für einige der sperrigsten Kompositionen im Bandkatalog entschieden hat. Ein paar Dodsenöffner aus seeligen "Chronometree"-Tagen hätten hier womöglich Wunder gewirkt.
Insofern gilt für diesen neuen Doppeldecker das gleiche wie für all seine Vorgänger: Diese Truppe ist nicht zwingend für die Bühne gemacht, auch wenn sie in ihrer Performance keine echten Schwächen zeigt. Aber mangels Stageacting und echter Interaktion verkommt die Kunst hier schnell zum Produkt, das in der Studiofassung einfach noch mehr hergibt als in der Live-Präsentation. Fans mögen das anders sehen, und das soll auch so sein. Doch auch wenn GLASS HAMMER trotz einiger Ausrutscher immer noch zu den besten des Faches gehört, so gibt "Double Live" quantitativ wesentlich mehr, als der Release es in puncto Leidenschaft tut.
- Redakteur:
- Björn Backes