GIFT OF GODS, NOCTURNO CULTO'S - Receive
Mehr über Gift Of Gods, Nocturno Culto's
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.75
- Label:
- Peaceville Records / Edel
- Release:
- 28.10.2013
- Enlightning Strikes
- Receive
- Looking For An Answer (UNIVERSE-Cover)
- Last Solstice
Der DARKTHRONE-Frontmann lässt das klassische Riff regieren.
GIFT OF GODS ist Ted Skjellums neues Forschungsprojekt, und es führt ihn tief in eine Höhle namens Heavy Metal - und das im ganz klassischen Sinne, zwischen Doom, traditionellem Kauzstahl und einem Hauch CELTIC FROST. Damit ist die archäologische Unternehmung vielleicht nicht ganz so weit entfernt von dem, was Ted zusammen mit seinem Waffenbruder Fenriz in den letzten Jahren bei DARKTHRONE ergründete, doch wer sich an Ausgrabungen in steinzeitlichen Höhlen macht, der wird nur in den seltensten Fällen darauf hoffen können, dass das, was er zu Tage befördert, brandneu und blitzblank ist.
So verhält es sich auch mit Nocturno Cultos GIFT OF GODS, denn das Geschenk der Götter ist in diesem Falle zwar durch und durch klassisch und archaisch, aber es klingt eben doch anders als das, was der Mann unter dem DARKTHRONE-Banner veröffentlicht. Ted, der auf dieser Scheibe im wesentlichen alle Instrumente selbst eingespielt hat und auch für die erdigen, organischen und definitiv nicht modern klingenden Aufnahmen verantwortlich war, nutzt auf "Receive" vor allem die Magie des Riffs. Er lässt die Gitarre wirken, wuchten, walzen und sägen, ohne dabei ins Prätentiöse zu verfallen. Mit einem natürlichen, druckvollen und warmen Klampfensound, für welchen der zuletzt auch für DARKTHRONE tätige Jackontroll (Enormous Door Audio) verantwortlich zeichnet, zelebriert der Mann das Riff, das Lead und das Solo, und zwar in schlichter Urgewalt.
Teds neue Spielwiese unterscheidet sich in diesem einen Punkt zwar kaum von den neueren DARKTHRONE-Werken, beleuchtet aber dennoch ganz neue Facetten im musikalischen und gesanglichen Auftreten des Mannes. So serviert er uns hier vier neue Stücke, die keine Langeweile aufkommen lassen. Nach einem mystischen Intro legt der Opener 'Enlightning Strikes' mit einem trabenden Midtempo-Riff der Extraklasse los, zum marschierenden Groove kreist das Haupt, und Teds kommandierend knurrende Stimme gibt den Ton an. Doch es finden sich auch ausgedehnte Instrumentalpassagen, welche die Macht des Riffs und die Brillanz eines schlichten, ungekünstelten Solos einfach wirken lassen.
Dieses Wirken der Gitarre setzt sich im instrumentalen Titelstück fort, was mir eindrucksvoll beweist, dass meine generellen Manschetten gegen Instrumentalmusik doch unbegründet sind. Man muss es nur die richtigen Leute machen lassen, und davon Abstand nehmen, dem Hörer die Ohren wund zu fiedeln. Mit brachialer, monumentaler Heavyness, dabei dennoch melodischen Leadgitarren und einem beinhart rockenden Drive, da kann auch ein Instrumental eine feine Sache sein, was man ja kaum für möglich halten mag.
Für das folgende Cover 'Looking For An Answer', das ursprünglich von der dieser Tage relativ unbekannten schwedischen Achtziger-Combo UNIVERSE stammt, hat sich Nocturno Culto gesangliche Unterstützung geholt, war doch eine cleane Stimme gefragt. Diese wird von Stein Åge Hubred (FJELLDVERG) beigesteuert, der stellenweise verdächtig nach Bobby Wright von BROCAS HELM klingt. Zusammen mit seinem Bruder Kjell Arne Hubred (Hudbreider, ebenfalls FJELLDVERG), der einige Rhythmusgitarren beisteuert, hilft er so Meister Skjellum dabei, diese weithin vergessene oder übersehene Perle zu neuen Ehren zu führen.
Das Minialbum wird sodann beschlossen von 'Last Solstice', das sich doomig und episch präsentiert. Nicht unähnlich den entsprechenden Songs auf "The Underground Resistance", doch weniger schräg und irgendwie ernsthafter, mit weitaus mehr BLACK SABBATH als man bei DARKTHRONE jemals hören konnte. Wie Ted im Booklet festhält, plant er mit GIFT OF GODS weitere Veröffentlichungen, und das ist eine gute Sache. Zum einen ist "Receive" ein sehr schöner Einstand geworden, und zum anderen kann nicht oft genug betont werden, dass für guten Metal nichts wichtiger ist als schlichte, feine und schwere Gitarren, die einfach alles können.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle