EXODUS - British Disaster: The Battle of '89 (Live at the Astoria)
Mehr über Exodus
- Genre:
- Thrash
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 31.05.2024
- The Last Act Of Defiance
- Fabulous Disaster
- 'Til Death Do Us Part
- Corruption
- The Toxic Waltz
- A Lesson In Violence
- Chemi-Kill
- Piranha
- Like Father, Like Son
- Deliver Us To Evil
- Parasite
- And Then There Were None
- Verbal Razors
- Brain Dead
- Strike Of The Beast
Livealben braucht kein Mensch mehr? Facking falsch!
Ich bin im Normalfall schon lange kein Freund mehr von Livealben, aber bei manchen Bands und zu manchen Tourneen oder Zeitspannen der Diskographie muss auch ich mal wieder Ausnahmen machen. Eine davon hört auf den Namen EXODUS und den Zeitraum vor 1990. Ich hatte das große Vergnügen, die Band in dieser Zeit mehrfach in Hamburg erleben zu können und ich muss sagen, dass es zu diesem Zeitpunkt keine intensivere Thrash-Performance für mich gab. Die bisher erhältlichen Liveaufnahmen finde ich allesamt eher mäßig gut, da sie nicht diese unfassbare Energie wiedergeben. Umso mehr freue ich mich also über "British Disaster", auf welchem wir das Konzert vom 08.03.1988 in London serviert bekommen.
Schauen wir uns die fünfzehn Songs lange Setliste an, so lesen wir einen in Buchstaben geformten feuchten Traum. Die besten Songs der ersten drei Alben "Bonded By Blood", "Pleasures Of The Flesh" und der damals brandneuen "Fabulous Disaster"; dargeboten von einem klassischen Line-up. Das Tripple-H-Team Gary Holt und Rick Hunolt an den giftigsten Gitarren des Planeten und Tom Hunting als humanoider Zerstörungsknüppel deluxe. Dazu Rob McKillop am Bass und Steve Souza am Mikro. Warum schreibe ich nicht "von dem klassischen Line-up"? Nun, diese Bezeichnung bekommt von mir nur die Besetzung mit Paul Baloff (RIP). Da bin ich stur.
Wirft man den cool ummantelten Tonträger nun in seinen Player, bekommt man das wundervolle Intro des rattenscharfen Openers des zweiten EXODUS-Scheibchens vorgeflüstert bis die fünf jungen Wilden ohne Umschweife alles niederreißen, was nicht bei Eins auf den Bäumen ist. 'The Last Act Of Defiance' ist der Einstieg in ein Konzerterlebnis der Sonderklasse! Der Sound ist herrlich roh, brutal und trotzdem nicht matschig. Weiter im Takt geht es mit dem Titelsong der brandneuen Scheibe und man hat hier bereits das Gefühl, das Wohnzimmer wäre zum Tollhaus geworden. Die Atmosphäre ist so grandios eingefangen, dass ich schon jetzt komplett verschwitzt unter meinem Kopfhörer sitze und im Kopfkino alte EXODUS-Shows abspiele.
Überraschend früh im Set gibt es den damaligen Video-Smasher 'Toxic Waltz' und ich ahne, dass in der Halle jetzt etliche Körper fliegen werden. Auf jeden Fall scheinen die Herrschaften alle Nummern noch einen Zacken energischer und schneller zu spielen als ursprünglich im Studio festgehalten, ohne dabei an Präzision zu verlieren. Daran anschließend dann die erste Nummer vom Fabel-Album "Bonded By Blood", nementlich 'A Lesson In Violence'. Diese Nummer beschreibt wunderbar das Gefühl beim Anhören dieser Liveaufnahme.
Nun folgt mein absoluter Favorit der "Pleasures Of The Flesh" – 'Chemi-Kill' – der in dieser Version noch grandioser klingt als auf dem Album. Für mein Befinden klingt Steve noch nicht ganz so arg nach AC/DC, sondern ziemlich angepisst, was den Songs natürlich sehr gut zu Gesicht steht. Obendrein ist der zu hörende Stereo-Effekt der Gitarren ganz exzellent. Während H1 grandiose Soli friemelt, schrawenzt H2 riffgottig eben jene aus den Speakern. H-Team galore!
Die Band scheint mit einem riesengroßen Ego angereist zu sein, denn hintereinander mit 'Like Father, Like Son' und 'Delver Us To Evil' zwei Sieben-Minuten-Brecher zu spielen, zeugt von einem hohen Maß an Selbstbewusstsein. Ist aber auch mehr als gerechtfertigt, denn lange Songs bedeuten bei EXODUS damals noch immer maximale Energie!
Zum vorzeitigen Finale gibt es mit 'Parasite', 'And Then There Were None' und dem giftigen 'Verbal Razors' noch drei Nackenschläge fürs Beatmungszelt, bevor die Jungs mit 'Brain Dead' und dem besten Thrash-Song aller Zeiten – 'Strike Of The Beast' – dieses Gemetzel amtlich beenden.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae