EXIVIOUS - Liminal
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2013
Mehr über Exivious
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Season of Mist (Soulfood)
- Release:
- 08.11.2013
- Entrust
- One's Glow
- Alphaform
- Deeply Woven
- Triguna
- Movement
- Open
- Immanent
Spannender und entspannter Jazz-Frickel-Prog.
Instrumentale Metal- bzw. Rock-Musik gibt es mittlerweile wie Kies im Steinbruch. Die meisten dieser Truppen sind wirklich gut (ganz gleich, ob dabei der Post-Rock-Ansatz oder eher die wilde Technik-Orgie verfolgt wird), jedoch schaffen es die wenigsten, wirklich eigenständig zu klingen und einem dabei dauerhaft im Gedächtnis zu bleiben. EXIVIOUS, die Gruppe mit unter anderem ex-CYNIC-Mitgliedern, ist für mich so eine Band, die hier erfreulicherweise etwas herausragt.
Mit "Liminal" haben die vier Herren ein Album kreiert, welches sicher nicht so leicht zugänglich ist wie manch andere, dafür jedoch im Bezug auf Langzeitwirkung und Spannungsfaktor punkten kann. Denn erst einmal mögen die etwas schiefen Harmonien, scheinbar schrägen Melodien und insbesondere abgefahrenen Rhythmen nicht harmonieren. Mir ging sehr früh der Begriff "Prog-Jazz-Metal" durch den Kopf, aber das soll an dieser Stelle weniger eine genaue Verortung des Stils, als vielmehr Ausdruck des Gefühls beim Hören sein. Durch den Einsatz eines Saxophons ('Deeply Woven') wird dieser Eindruck allerdings natürlich noch verstärkt. Ansonsten bekommt man hier vor allem Frickel-Prog der allerfeinsten und (dankbarerweise) songdienlichen Sorte. Auffällig ist insbesondere der Bass, den man im Gesamtmix bei seinen interessanten Wanderungen durch das musikalische Alphabet immer wieder gerne verfolgt. Lange habe ich dieses sonst im Metal-Bereich so sträflich unterbewertete Instrument nicht mehr so gut eingesetzt erlebt.
Nach einigen Durchläufen kann man dann auch die verschiedenen Stimmungen besser wahrnehmen. Jene schwanken über die gesamte Spielzeit immer mal wieder: Mal tiefenentspannt, mal düster, mal luftig, mal wahnsinnig – hier gibt es so ziemlich alles. Die Linien der Musik kristallisieren sich mit der Zeit immer mehr heraus, jedoch benötigt das einfach Zeit. Ohne diese wird ein Zugang zu diesem Album wohl eh schwierig, denn einen wirklichen "Hit" besitzt "Liminal" nicht, dafür jedoch insgesamt ein verdammt hohes Niveau, welches (bei entsprechend aufmerksamer Beschäftigung) einen Genuss von Minute eins bis sechsundvierzig garantiert.
Wer keinen Sänger braucht, um glücklich zu werden, mit einer jazzigen Herangehensweise an Prog Metal kein Problem hat und Musik auch gerne mal im Lieblingssessel über Kopfhörer konsumiert, der ist bei EXIVIOUS genau richtig. "Liminal" ist ein spannendes und gleichzeitig entspanntes Werk, das einem den ein oder anderen Herbst- oder Winterabend versüßen kann.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang