EVERFROST - Winterider
Mehr über Everfrost
- Genre:
- Euro Metal / Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 3.00
- Label:
- Rockshots Records
- Release:
- 06.09.2019
- Winterider
- Juhannus in January
- Chainlace Angel
- Actraiser
- Cold Night Remedy
- Above the Treeline
- Brandy And Antifreeze
- Die Young [Kesha Cover]
- Darkwoods Drain Backwaters
- A Wisper In A Frozen Tale
Kitsch-Pop-Metal für die ganz Harten.
Frisch auf dem Markt ist "Winterider" [sic!] von EVERFROST. Die aus Lappland stammenden Finnen bringen damit ihr zweites Album auf den Markt. Das ultrakitschige Cover mit starken japanischen Einflüssen fällt sofort auf. Dass die Digipack-Deluxe-Ausgabe dabei ein (mir nicht vorliegendes) Manga beinhaltet, überrascht daher nicht. Die beiden am Coverartwork beteilgten Künstler sind davor noch nie in der Metalszene in Erscheinung getreten. Die Band selbst besteht aus fünf Herren, die bislang nicht nennenswert bekannten Bands angehörten, bevor sie SNOWKID in EVERFROST umbenannten. Die Konstante, Schlagzeuger Benjamin Snowkid, lebte damals noch in Australien. Ich muss übrigens zugeben, dass das unheimlich kitschige Cover der Grund war, mich auf diese Rezension zu bewerben. Sicher wird es auch dazu führen, dass manche diese Band bei YouTube oder Spotify anhören oder im CD-Laden einen Hörversuch starten.
Jetzt lassen wir uns aber auf das knapp einstündige Album ein, das kommerziellen, poplastigen Symphonic Metal bietet. Bei 'Winterider' wird sofort deutlich, dass die Keyboards überpräsent sind, während die Refrains noch poppiger sind als bei SONATA ARCTICA. Handwerklich ist alles gut gemacht, aber die überragenden Instrumentalisten sind hier anders als zum Beispiel bei RHAPSODY (in allen Versionen) oder TWILIGHT FORCE dennoch nicht am Werk. Noch prägnanter wird das Keyboard in 'Juhannus In January'; leichte Schlageranleihen lassen sich hier nicht von der Hand weisen. Traditionsmetaller nehmen beim Refrain sicher den Ausgang und schließen spätestens hier mit dem Album ab. Wir machen aber natürlich weiter. Wer dachte, dass es nicht noch kitschiger werden kann, sollte 'Chainlace Angel' anhören. Meine Güte, das ist schon unfassbar, was hier mit dem Keyboard so getrieben wird! Sehr wohlwollend könnte man hier AOR-Einflüsse hinein interpretieren, aber selbst biederer Achtziger-Pop ist meist deutlich stärker als dieses Material. Wer auf Euro-Pop der Neunziger steht und sich das mit harten Gitarren vorstellen kann, dürfte hier aber Freude haben. Kindergeburtstags-Keyboards folgen dann bei 'Actraiser'. Auch die Chöre sind wirklich fürchterlich. Der Refrain erinnert in seinen besseren Momenten zumindest leicht an schwächeren AOR.
Auch bei 'Cold Night Remedy' gibt es wieder Keyboards zum Grußeln. Handwerklich ist das fein eingespielt, aber mit einem so zuckersüßen, künstlichen Sound versehen, dass NIGHTWISH oder EQUILIBRIUM plötzlich hart wirken. 'Above The Treeline' erinnert von der Melodieführung an einen Fantasy-Film für Teenie-Mädchen. Weiter muss ich den Musikern attestieren, dass sie an ihren Instrumenten gut agieren. Die Produktion ist allerdings fürchterlich. Dass ausgerechnet 'Brandy And Antifreeze' der bisher härteste Song ist, ist wirklich krass. Dieser Titel! Trotzdem sind starke Elektro-Einflüsse da, die auch STRATOVARIUS-Fans abschrecken dürften. 'Die Young' ist schließlich das KESHA-Cover, das hier noch fehlte. Sorry, die Umsetzung ist wirklich nicht der Knaller, denn KESHA kann bekanntlich durchaus singen. Das hätte man sich wirklich sparen können. Gehen wir also weiter zu 'Darkwood Drain Blackwaters', einem Keyboard-Monster. Es wird einfach nicht besser. Zum Abschluss gibt es 15 Minuten 'A Whisper In A Frozen Tale'. Dieser Song ist in der Tat stark aufgemacht.
Trotzdem werdet ihr ahnen, dass es hier kein allzu positives Fazit geben wird. Wer auf ganz viel Kitsch steht, kann sicher mal den ein oder anderen Song antesten. Aber die Gesamtdosis ist einfach unerträglich - und das, obwohl die Jungs handwerklich alles gut machen.
Anspieltipps: Chainlace Angel, Brandy And Antifreeze, A Whisper In A Frozen Tale.
- Note:
- 3.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer