ESOX - Watery Grave
Mehr über Esox
- Genre:
- Atmospheric Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 09.05.2025
- As I Descend Above The Water
- The Unbearable Cry Of The Sea
- Livyatan Melvillei (Watery Grave Version)
- Esox Iucius
- Walden
- The River Nihilist
Ambitioniert und spannend - aber nicht bis ins letzte Detail.
Fish Black Metal? Nun, die Genre-Bezeichnungen, die sich manche Acts für ihren Sound aussuchen, werden vielleicht immer absurder. Dabei ist ESOX musikalisch gar nicht so tief in irgendwelchen Subgenres verwurzelt, dass man keine passende Schublade für das Soloprojekt von Mastermind F.S. finden würde - sofern man dies überhaupt möchte. Im Kern wird auf dem Debütalbum nämlich melodischer, düsterer, meist atmosphärisch aufgeladener Finsterstoff geboten, der durch seine melancholischen Neigungen immer wieder auch mal im Dunstkreis solcher Combos wie ALCEST landet, unterdessen aber auch mit erweitertem Storytelling aufwartet, da sich hinter "Watery Grave" ein spannendes Konzept befindet.
Die Platte beschreibt die Geschichte eines verzweifelten Menschen, der sich dazu entschließt, in die Tiefen des Ozeans abzutauchen und sich auf diese Weise zu suizidieren. Währenddessen zieht sein Leben an ihm vorbei, er reflektiert falsche Weggabelungen, die schließlich zu seinem Selbstmordentschluss geführt haben, verurteilt aber auch die Rahmenbedingungen, unter denen er leben musste, und fällt dabei auch ein fatales Urteil über die Gesellschaft. Musikalisch wird diese rückwärtige Zeitreise wirklich spannend aufbereitet, soll heißen die tiefe Traurigkeit des Openers 'As I Descend Above The Water' weicht im weiteren Verlauf einer immer größer werdenden Wut, die sich in Songs wie 'Lyviatan Melvillei' und dem durch und durch verträumten 'Esox Iucius' entlädt, bevor F.S. schließlich in 'The River Nihilist' zu einem knapp 20-minütiges Epos ansetzt, in dem sich neben all der Frustration auch das ganze gedankliche Chaos widerspiegelt, dem der Protagonist zu Lebzeiten ausgesetzt war.
Was sich hier gewaltig und auch sehr bewegend anfühlen mag, bekommt in der Darbietung jedoch nicht immer den entsprechenden Raum. Dies mag darin begründet sein, dass "Watery Grave" soundtechnisch relativ instabil ist und über weite Strecken nicht das Volumen bekommt, das die Platte verdient. Es hängt aber auch damit zusammen, dass ESOX verschiedenen Irrwegen nachläuft, sich in einen zunehmenden Struggle reinschiebt, am Ende aber nicht mehr alle losen Ende gekonnt auflösen kann. Zwar bleiben viele träumerische Melodien, gerade in den Longtracks, bestehen, und bisweilen gelingt es auch ganz gut, die Gedankengänge so zu formulieren, dass man darin abtauchen kann, aber die passenden Konklusionen findet ESOX leider nicht immer. Und so fehlt dem ambitionierten Projekt zum Ende hin auch ein majestätisches Finish, das dieser Release so dringend gebraucht und auch verdient hätte.
Wer atmosphärischen Black Metal mit depressiver Note mag, aber auch post-metallischen Klängen gegenüber offen ist, sollte sicherlich mal ein Ohr riskieren. Das fabelhafte Meisterwerk, das "Watery Graves" hätte sein können, ist am Ende aber nicht dabei herausgekommen. Zumindest nicht vollständig.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes