EPISTULUM - Cantiga Psychotica
Mehr über Epistulum
- Genre:
- (Modern) Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Release:
- 24.10.2025
- Prologue (Hel)
- Behold The Carcass Messiah
- Black Lotus Cannibal
- Unearth The Dark Mother
- Omen
- Voidwalker
- Vedic Detrimentum
- Eye Of Dukkha
- Invocation Of Insanity
- Jungian Armageddon
- The Pathless Wrath
- Initiation Complete
Moderner und verspielter Melo Death.
Der zweite Langspieler einer Band ist immer ein Gradmesser, bleibt man der bisherigen Linie treu oder wagt man den stilistischen Befreiungsschlag? Drei Jahre nach dem Debüt "From The Dead Masses" melden sich die niederländischen Melodic-Death-Metaller EPISTULUM mit "Cantiga Psychotica" zurück und zeigen, dass sie beides können: evolutionär wachsen, ohne ihre DNA zu verleugnen.
Bereits die ersten Songs machen deutlich, dass die Truppe an Reife gewonnen hat. Die Produktion klingt wuchtiger, transparenter und druckvoller als auf dem Vorgänger. Wo früher der rohe Charme dominierte, schimmert nun eine deutlich ausgeprägte Dynamik durch. EPISTULUM setzt auf ein breiteres Klangspektrum, treibende Passagen wechseln sich mit sphärischen Keyboards und melodischen Gitarrenharmonien ab. Dabei geraten die Keys deutlich prominenter als zuvor und übernehmen phasenweise fast die Rolle des Protagonisten.
Gerade in der ersten Albumhälfte verlangt "Cantiga Psychotica" jedoch einiges an Aufmerksamkeit. Die Songs präsentieren sich komplex, verschachtelt und reich an Themen. Diese leicht verkopfte Struktur mag anfangs sperrig wirken, entfaltet aber mit jedem weiteren Durchlauf mehr Tiefe. Hier zeigt sich, dass EPISTULUM ihren Sound mit progressiven Elementen anreichert, ohne die melodische Grundausrichtung aus den Augen zu verlieren.
Die zweite Hälfte des Albums wirkt kompakter und fließender. Das vorab veröffentlichte 'Eye Of Dukka' entpuppt sich als echtes Highlight. Ein melodisches Brett mit packenden Hooks, starken Growls und einer fast hymnischen Bridge. Auch 'Jungian Armageddon' überzeugt mit feinen Twin-Guitar-Leads, die an die glorreichen Tage der Göteborger Schule erinnern, kombiniert mit modernen Synth-Akzenten und einem rhythmisch pointierten Midtempo-Groove.
Unterm Strich liefert EPISTULUM ein reifes, ambitioniertes und detailverliebtes Werk, das sowohl Freunde klassischer Melodic-Death-Tugenden als auch Hörer progressiver Klangexperimente abholen dürfte. "Cantiga Psychotica" ist kein leicht verdauliches Fast-Food-Album, sondern ein facettenreicher, fordernder Brocken, der mit jedem Hördurchgang wächst.
Nicht zu engstirnige Genrefans des melodischen Death Metal, dürften mit diesem Hybriden aus HYPOCRISY, IN FLAMES und einer ordentlichen Portion Todesstahl definitiv glücklich werden, da die Niederländer von EPISTULUM es ausgezeichnet verstehen, die genannten Einflüsse zu etwas Neuem verschmelzen zu lassen. Die Band zeigt eindrucksvoll, dass im Melodic Death Metal auch 2025 noch Raum für Kreativität und Tiefgang besteht. Würde sich mir die erste Hälfte des Albums ebenso leicht erschließen, wie die zweite, dann könnten auch noch mehr Punkte eingefahren werden. Ich bleibe gespannt auf das nächste Werk.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Norman Wernicke


