DER WEG EINER FREIHEIT - Stellar
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2015
Mehr über Der Weg einer Freiheit
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood)
- Release:
- 27.03.2015
- Repulsion
- Requiem
- Einkehr
- Verbund
- Eiswanderer
- Letzte Sonne
Der Weg eines funken Lichts durch das ewige, schwarze Nichts.
DER WEG EINER FREIHEIT hat sich in den letzten Jahren zu einem der Emporkömmlinge in Sachen (deutschem) Black Metal entwickelt – aus meiner Sicht völlig zurecht. Das selbstbetitelte Debüt (2009), die EP "Agonie" (2011) und das 2012er-Werk "Unstille" sind allesamt wahnsinnig starke Alben, die "schön" und "schwarz" in einem Zug atmen, leben, definieren. Nun ist mit "Stellar" endlich das neue Album am Start, auf dem nebenbei bemerkt das erste Mal Gitarrist Nikita singt, der live schon seit längerem die Vocals übernimmt.
Bis es auf der neuen Scheibe aber mal so richtig losgeht, wundert man sich über die ersten viereinhalb geschleppten Minuten von 'Repulsion', die mit gequältem, klarem (!) Gesang zwar eine Neuerung darstellen, aber selbst nach einer gewissen Eingewöhnungszeit nur bedingt Atmosphäre erzeugen. Das gelingt im Anschluss auf der gewohnten Schiene dann gleich viel besser: Getacker auf den Drums, (deutsches) Gekeife am Mikrofon, dunkles Geschrubbe mit Lichtblick auf den Saiteninstrumenten. Die Nummer endet mit ruhigen Tastentönen und leitet zu 'Requiem' über, einer weiteren guten, jedoch nicht überragenden Nummer der Würzburger Band. Wie unglaublich gut DER WEG EINER FREIHEIT sein kann, zeigt dann 'Einkehr', bei welchem die melodische Note wunderbar herauskommt, ohne dass dies zulasten der groben Kelle geht. Da wird einem der ganze Weltschmerz förmlich in die Seele geblastet. Mit Blick auf den Titel der Platte ist dies genau die Musik, die man sich für einen nächtlichen Spaziergang bei klarem Himmel mit gehobener Lautstärke auf die Lauscher geben sollte. Die Augen werden zwangsweise nach oben oder innen anstatt nach vorne wandern. Riesig.
Beim knackigen 'Verbund' ist für kurzes Atmen und Vearbeiten, welches die anderen Tracks zumindest hin und wieder zulassen, überhaupt keine Zeit. Der fieseste Track auf "Stellar" will einfach zerstören – und tut dies ganz hervorragend. Blastbeats gibt es zwar auch in allen anderen Songs, trotzdem bläst einem dieser Song noch einmal so richtig schön die Birne frei. Das ist ganz wunderbar, denn so kann man den zweiten Übertrack, der auf den Namen 'Eiswanderer' hört, voll und ganz genießen, dessen Titel im Übrigen gut als Anspielung auf seine Einflüsse aus nordischen Landen ausgemacht werden kann. Wieder sind es die kleinen, feinen Leads, die einen durch das Gewitter führen. Dieses scheint sich im Laufe des Songs zu beruhigen, nur um dann drei Minuten vor Schluss noch einmal so richtig zu explodieren. Sensationeller Moment! Im finalen 'Letzte Sonne' passiert ganz ähnliches wie im Highlight zuvor, doch schafft es die Band hier nicht ganz so gut, einen "magischen Bogen" zu spannen. Da geschieht in 12 Minuten eine ganze Menge, auch viel richtig Feines, doch so vollends mitgerissen ist man nach dem post-rockigen Schlussteil nicht.
Zwei überragende und vier "nur" gute Nummern: Ich komme leider nicht umhin, angesichts meiner hohen Erwartungshaltung von einer kleinen Enttäuschung zu sprechen. Die Zutaten sind alle vorhanden, die harrschen Momente sind eher mehr als weniger geworden, und doch ist "Stellar" nicht ganz so packend wie seine großen Vorgänger. Ob es nun an dem Fehlen weiterer tiefschürfender Melodien oder von ruhigeren Momenten liegt, vermag ich nicht zu beurteilen, da mir die Ausrichtung als solche sehr gut gefällt. Die unten stehende Bewertung sollte jedoch trotz allem klarmachen: Das ist Kritik auf Champions-League-Niveau. Denn in genau der spielt DER WEG EINER FREIHEIT nach wie vor mit, auch wenn es in diesem Jahr wohl nicht zum Titel reicht.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang