DEATH SS - The Entity
Mehr über Death SS
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Lucifer Rising
- Release:
- 09.05.2025
- Ave Adonai
- Justified Sinner
- Possession
- Dr. Jekyll Sister Hyde
- Two Souls
- Out To Get Me
- Hell Is Revealed
- Love Until Death
- The Whitechapel Wolf
- The Evil Painter
- Cimiteria
- Evil Never Dies
Wunderbares Horror-Rock-Theater, das es mit den Großen des Genres aufnehmen kann.
Die bereits anno 1977 gegründeten Horrorrocker DEATH SS sind eine der dienstältesten italienischen Bands in unserem Musikuniversum, und an sich ist auf die Truppe um Sänger und Frontmann Steve Sylvester absolut Verlass, was die Musik angeht. Ganz gleich, ob er sich in der Frühphase doomiger, später metallischer, in den Neunzigern und frühen Zweitausendern eher gruftrockig mit elektronischen Einsprengseln, oder zuletzt breitwandiger und hardrockiger präsentiert hat: Die Hooks stimmten immer, und jede Scheibe der Band hatte ihre veritablen Hits an Bord.
Dass die Truppe gleichwohl hierzulande nicht noch erfolgreicher ist, liegt ein gutes Stück weit sicher am nicht für jedes Album tadellosen Vertrieb, denn einige Scheiben finden sich nur schwer über die üblichen Kanäle, und es ist halt nicht jeder bereit, das zusätzliche Porto in Kauf zu nehmen, um sich ein Werk wie beispielsweise den Vorgänger "X" direkt in Italien zu bestellen. Trotz der Zollfreiheit innerhalb der EU verteuert sich auf diese Weise eine CD nämlich schnell mal auf den doppelten Preis. Es bleibt die Hoffnung, dass dies beim neuen Album "The Entity" besser läuft, denn laut Promotionabteilung sollen dieses Mal auch Online-Händler in Deutschland im Verteilernetz sein. Ein Engpass wäre aber auch äußerst ärgerlich, denn die neue Scheibe hat es neuerlich in sich und präsentiert DEATH SS ähnlich stark wie auf den drei direkten Vorgängern, die den Shock Rock von Steve und seinen Spießgesellen in der besten Tradition von ALICE COOPER präsentieren.
Getragen von Steves fieser und unverkennbarer Stimme, reiht sich nämlich vom Kirchenorgenintro zu 'Ave Adonai' an eine Mitsinghymne an die andere. Präsentiert sich die Atmosphäre dabei beim Opener noch keyboardschwanger, spacig und bombastisch orchestriert, mit mehrstimmigen Chören und einem heftigen Touch von "The Addams Family", wird das Ganze bei 'Justified Sinner' etwas gitarrenlastiger und doomiger, doch auch hier wird nochmal dick auf die Keyboard-Tube gedrückt und an Chören nicht gespart. Ein gewisser Frühachtziger-DIO-Vibe ist vorhanden (man denke an 'Rainbow In The Dark'), aber auch eine unverkennbare Nähe zu LORDI. Was für ein Refrain der verschärften VAN HALEN-Liga! Was für ein tolles Solo von Ghiulz Borroni!
Erstmals richtig hart wird es dann beim punkigeren, hackenden und schnellen 'Possession', das zwar auch seine gruftrockigen Momente und einen ordentlichen Schuss Synth von Tastenmann Freddy Delirio abbekommen hat, doch hier wird wirklich der Metal groß geschrieben und Drummer Unam Talbot darf sein Schlagzeug ebenso ordentlich verprügeln wie Demeter den Bass. 'Dr. Jekyll, Sister Hyde' steht dann wieder zu hundert Prozent in der COOPER-Tradition und räumt den weiblichen Backing Vocals, die sich durch das gesamte Album ziehen, ordentlich Raum ein, kommt daneben jedoch auch mit sauber eingepassten Hörspiel-Parts und tollen Soli um die Ecke. 'Two Souls' zieht Geschwindigkeit und Härtegrad nochmal ordentlich an, und Gitarrist und Keyboarder liefern sich wunderbare Duelle in bester HEEP/PURPLE-Manier, bevor sich 'Out To Get Me' mit mehrstimmigen Akustikgitarren- und Bass-Arrangements als erste Ballade entfalten kann.
Damit sind wir tatsächlich erst zur Hälfte durchs Album gewandert, und jeder Song hat Widerhaken und Wiedererkennungswert. Das geht auch in der zweiten Hälfte genauso weiter, denn auch der so bissige wie hymnische Stampfer 'Hell Is Revealed', das erneut teilweise balladesk und ebenso creepy arrangierte 'Love Until Death' (grandioses Solo!) und das heavy-metallische 'The Whitechapel Wolf' haben es in sich. Im Finale furioso hat Herr Sylvester dann mit 'Cimiteria' den finster-gruftigen Hit der Scheibe schlechthin eingerahmt. Das locker-flockig-folkrockigen 'The Evil Painter' scheint den okkulten Folk Rock der Sechtziger und Siebziger zu zitieren (SPRIGUNS OF TOLGUS, anyone?), während der synthmächtig eingeleitete, danach jedoch brettharte, schnelle Nausschmeißer 'Evil Never Dies' einen speedmetallischen Schlussstrich unter die Scheibe zieht.
So bleibt am Ende einmal mehr wunderbares Horror-Rock-Theater von Steve Sylvesters DEATH, das es mit den Großen des Genres aufnehmen kann und sich in meinen Ohren nicht hinter wesentlich populäreren Mitanbietern wie eben ALICE COOPER, LORDI oder auch GHOST verstecken muss, dabei aber auch das ganze Oeuvre des klassischen Hard'n'Heavy perfekt beherrscht. Auch hierzulande hätte diese Band viel mehr Aufmerksamkeit und Anerkenennung verdient. Wenn da nicht das erwähnte Problem mit Vertrieb und Livepräsenz im Raume stünde. Leute, egal wie, schaut, dass ihr die Scheibe auftreibt, habt so viel Spaß dran wie ich, und vielleicht mögt ihr ja mal der Band und den Promotern im Land mitteilen, dass wir DEATH SS auf unseren Bühnen sehen wollen!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle