DEAR FORBIDDEN - Dear Forbidden
Mehr über Dear Forbidden
- Genre:
- Grunge / Alternative
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 17.10.2025
- Bombs Away
- The Devil
- Knives Out
- Spotted Tiger
- Fire On The Rocks
- Television
- 7-4
- Freaks
Verneigung vor dem Grunge der Neunziger mit Luft nach oben.
Man könnte angesichts des grungigen Sounds meinen, dass die Jungs und Mädels von DEAR FORBIDDEN aus Seattle und damit der Geburtsstadt dieses Genres kommen. Doch weit gefehlt, denn die Homebase des Quartetts, das aus Gina LC (Gesang, Gitarre), Ryan (Bass), Steph (Schlagzeug) und Gitarrist Kyle besteht, liegt auf der anderen Seite der Vereinigten Staaten in Philadelphia. Trotzdem wühlt man für die acht neuen Tracks, die uns auf dem selbstbetitelten Langspieler heuer präsentiert werden, tief in den Neunzigern, was mir persönlich als Grunge-Liebhaber durchaus gut gefällt.
Und ja, auch der Opener 'Bombs Away' macht direkt Spaß. Die Gitarren sind schön spröde, Gina hat eine sehr rauhe und doch spannende Stimme und der Song an sich schielt eher in die sperrigeren Seiten des Grunge-Genres, wobei er einen Bogen um zu poppige Eingängigkeit macht, die ja etwa "Nevermind" von NIRVANA zu so einem durchschlagenden Erfolg gemacht hat. Gleiches gilt auch für das folgende 'The Devil', das fast schon als melancholische Ballade durchgeht und sehr gemäßig aus den Boxen kommt, sich schlussendlich für den letzten Refrain aber doch in hymnische Gefilde aufschwingt. Das Problem dabei ist aber, dass die Nummer etwas zu sehr auf dem gleichen musikalischen Motiv herumreitet und dadurch doch etwas monoton und langatmig wird. Schade, denn ansonsten stimmt hier handwerklich und auch klanglich eigentlich alles.
Gut, dass 'Knives Out' im Anschluss schon wieder einen deutlich besseren Job macht. Mit bissigen Gitarren, ein wenig Dissonanz und einer sehr eindringlichen Gesangslinie hat der Track nämlich jede Menge Abwechslung im Gepäck und mausert sich schnell zu meinem Höhepunkt auf "Dear Forbidden". Gänzlich alleine bleibt die Nummer in diesen Qualitätsregionen am Ende dann auch nicht, trotzdem muss ich zugeben, dass sich eher wenige Tracks einen langfristigen Platz in meinem Gedächtnis erspielt haben. Gerade 'Spotted Tiger' und 'Fire On The Rocks' treten musikalisch nämlich doch eher auf der Stelle und kreisen etwas zu sehr um das gleiche Hauptmotiv, während 'Freaks' am Ende der Spielzeit durchaus ein paar mehr wuchtig-dissonante Ausbrüche hätte vertragen können, um den melancholischen Anteilen des Songs ein entsprechendes Gegengewicht zur Seite zu stellen. So bleibt 'Television' eigentlich das einzige weitere glasklare Highlight, das mich mit punkiger Attitüde und flotten Gitarren nochmal auf ganzer Linie überzeugt.
Trotzdem bleibt "Dear Forbidden" insgesamt aber ein großes Fragezeichen, bei dem man das Gefühl nicht los wird, dass hier doch irgendwie mehr drin gewesen wäre. In der aktuellen Form ist DEAR FORBIDDEN jedenfalls "nur" ein Album gelungen, das zwar zwei echte Volltreffer präsentiert und viel Potential erahnen lässt, in vielen Phasen aber eben auch seine Längen hat und entsprechend nicht in der ersten Grunge-Liga mitschwimmen kann.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs