DAWNWALKER - The Between
Mehr über Dawnwalker
- Genre:
- Post Rock / Experimental / Ambient
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Room 312
- Release:
- 24.10.2025
- The Between
- Remember Death (Bonus Track)
Auch XXL-Longtracks können spannend sein. Dieser leider nicht.
Die zweiundreißig Minuten Spieldauer sind tatsächlich nicht das Hauptproblem von 'The Between', dem Titelstück einer One-Track-EP des vielköpfigen Kollektivs DAWNWALKER aus London. Die Briten vermögen das anspruchsvolle Unterfangen, ihre Hörerschaft über eine halbe Stunde lang an einen einzigen Song zu fesseln, durchaus mit Abwechslung zu gestalten. Allerdings auch gefüllt mit Längen und ohne die eine ganz große finale Zuspitzung, die diese Reise aus der Welt des experimentellen Post Rocks dringend benötigt hätte.
Eine helle Klangschale erklingt in die Stille des ersten Augenblickes hinein, dann eine ruhige, beschwörende Frauenstimme, im Hintergrund mystisch raunende Flächenklänge; ein einsames Saxophon weckt gefühlvoll lange verschüttete Erinnerungen. Nach drei Minuten ein sanfter Drum-Groove und leicht vibrierender männlicher Gesang, während die Instrumentierung ganz allmählich die Spannung zu steigern beginnt. Ein erster Ausbruch in Form einer post-rockigen Fusion-Einlage – und nach sechs Minuten plötzlich harsche Sludge-Riffs, begleitet von böse geröchelten Vocals. Nach acht Minuten dann völliges Chaos, wildes, kakophones Gedresche, gefolgt von einem abenteuerlichen Wechsel zwischen klagendem Gesang, Gitarrengefrickel und aufgekratzten Saxophonlinien.
Etwa zur Songmitte hin erfolgt die vollständige Entschleunigung in Form flächiger, zurückgenommener Oldie-Synthies und der hypnotischen Frauenstimme vom Beginn. Über mehrere Minuten dürfen das diesmal butterweiche Saxophon und das introvertiert groovende Schlagzeug eine Ambient-Einlage geben, ehe eine verzerrte Gitarre und die Zunahme an Intensität der Drums die nächste dramatischere Phase einläuten. Schluchzen im Hintergrund, grunzend unmenschliche Vokalklänge, düster polternde Trommeln – DAWNWALKER gewährt kurzzeitig einen verstörenden Blick durch das Tor zum Purgatorium. Allerdings ist auch dieser Ausflug nur von kurzer Dauer. In den nächsten Minuten geht es ebenso pompös wie strukturlos weiter – einzelne instrumentale Schläge, mehrstimmige Gesangseinwürfe, schließlich darf auch das Sludge-Ungetüm seinen Senf zum vermeintlichen Höhepunkt von 'The Between' beisteuern. Die letzten Minuten werden im Wechsel zwischen gänzlicher Zurückhaltung und ansatzweise dramatischen Ausbrüchen gehalten, ehe das Stück sich in flächigen Synthie-Klängen und dem alles verbindenden Saxophon auflösen darf.
Neben packenderen Vocals fehlt es "The Between" an irgendeinem Element, das verlässlich für Spannung oder zumindest Faszination sorgen könnte. Das Saxophon vermag zwar gelegentlich aufzuwühlen, aber am Ende horchen wir doch eine gute halbe Stunde lang einem Experiment zwischen Post Rock und Ambient, dessen gelegentliche harschen Explosionen in Form von Sludge-Einschüben sowie kurzzeitigen Zuspitzungen durch mehrstimmigen Gesang oder wild solierenden Gitarren zu schnell wieder verpuffen. DAWNWALKER liefert weniger eine hart zu knackende Nuss als ein ziellos sinnierendes Stück, dessen hypnotischer Sog der Anfangsphase sich zu schnell auflöst und das trotz diverser irritierender Momente nicht zu fesseln vermag.
Der Bonustrack 'Remember Death' fließt nicht in die Wertung mit ein – hierbei handelt es sich um einen zwanzigminütigen Monolog über die Notwendigkeit, den Tod zu akzeptieren. Musikalisch hat dieses überflüssige Stück keine Relevanz und vergrößert eher noch das Ärgernis über dieses zwiespältige Werk.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Timon Krause


