CROSS X - Emolution
Mehr über Cross X
- Genre:
- Hardcore / Crossover
- Snuff
- Hey Baby
- Landmine
- Paranoid
- Sundo
Obwohl es irgendwann mal Zeiten gab, in denen man mich mit allem hätte jagen können, was auch nur ansatzweise nach Hardcore, Crossover oder Punk klang, liegt mir nun eine Scheibe von CROSS X zur Besprechung vor. Zum Glück wird man aber älter und meistens geht damit einher, dass der Musikgeschmack sich erweitert. Deshalb müssen die Jungs von nebenan (also aus'm Raum knapp südlich von Ulm) auch keinen Verriss fürchten.
Zuallererst fällt positiv auf, dass "Emolution" heavy ist. Falkos Riffs braten ordentlich, die Gitarren sind runtergestimmt und haben vom Klang her teils eine Heftigkeit, die auch manche Death-Metal-Band nicht effektiver einzusetzen wüsste. Die Vocals sind meistens ebenso heftig und brutal, aber gut verständlich. Es bleibt weitestgehend beim für Hardcorebands typischen Shouten, gegrowlt wird nicht. Allerdings gibt's auch etliche gesprochene oder gar sprechgesangsartige Passagen, was mich bei 'Hey Baby' streckenweise an CLAWFINGER erinnert. Einige fiepende Gitarrentöne wecken ähnliche Assoziationen, einen gewissen Crossover-Touch kann man also durchaus spüren. Dafür gibt's im selben Stück aber auch ein paar schöne, clean gesungene Passagen. 'Snuff' hat irgendwie was Sludgecore-mäßiges. Mir schießen flottere Songs von CROWBAR durch den Kopf.
Das Highlight der Scheibe ist für mich definitiv 'Landmine', ein tolles Beispiel für guten Sprechgesang. Hier wird nicht gerappt, der Vers wird (wohl von Basser Steini) schön dramatisch, mit einem Tick von Melodie vorgetragen, bevor Nico in Bridge und Refrain richtig aggressiv losbrüllt. Gegen Ende erinnern mich gewisse Elemente im Gitarren- und Gesangsbereich sowohl an neuere SEPULTURA als auch an STATIC X. 'Paranoid' ist ein gerade mal eine gute Minute kurzer HC-Smasher, der Fans von S.O.D. hervorragend reinlaufen sollte. Ein paar heftige, prägnante Powerchords im Expresstempo und coole Aggro-Vocals, was braucht man mehr? Das Finale 'Sundo' zeigt in einigen Passagen dann teilweise noch eine emotionalere, ruhigere Seite der Band, hat aber auch harte Ausbrüche zu bieten.
Wie man sieht, sind die fünf Songs der EP ziemlich abwechslungsreich, wobei der rote Faden jedoch nicht verloren geht. Die Scheibe wirkt wie ein zusammenhängendes Werk, obwohl jeder der fünf Songs einen eigenen Charakter hat, der durch unterschiedliche Stilelemente und Einflüsse unterstrichen wird. Es ist also definitiv genügend Einfallsreichtum vorhanden, um die Spannung zu halten, und nicht einfach fünfmal in die exakt gleiche Kerbe schlagen zu müssen. Was mir besonders gut gefällt ist, dass die meisten Sprechgesangelemente nicht nach Rap klingen, und diejenigen, die doch was HipHop-Lastiges haben, so dezent und passend eingesetzt werden, dass sie nicht mal mich stören, und ich bin da sehr empfindlich. Also: "Emolution" ist 'ne richtig coole kleine Scheibe, die Hardcoreler genauso gut bedienen sollte wie tolerante Metaller mit Crossover-Neigung. Auch Punks, die hin und wieder mal auf die Vorschlaghammermethode stehen und Punk nicht mit amerikanischer Teeniemucke für den Surferstrand verwechseln, dürfen sich angesprochen fühlen. Das Cover sieht übrigens auch verdammt cool aus.
Anspieltipps: Landmine, Paranoid
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle