COAL CREEK - Coal Creek
Mehr über Coal Creek
- Genre:
- Modern Alternative Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Timezone Records
- Release:
- 24.02.2017
- Dreaming
- Black Dream
- Till We Can Forget
- Dead
- From The Inside
- New War
- Closer
- I Am Forever
- Slow Down
- Hold On To Hope
- White Eyes
Modern Rock aus Deutschland? Geht das? Geht.
Ich muss gestehen, wenn es um Modern Rock aus deutschen Landen geht, bin ich voreingenommen - wenig Substanzielles hat in dieser Hinsicht bisher meinen Weg gekreuzt. Doch COAL CREEK aus dem westfälischen Münster bildet eine wohltuende Ausnahme, denn dem Quartett hört man die Herkunft nicht wirklich an und das Gesamtpaket ist stimmig und durchaus unterhaltsam. Wir bewegen uns hier also auf gehobenem Niveau.
Dass die Jungs bei Bands wie SHINEDOWN und THREE DOORS DOWN (massenkompatible Rockmusik) oder auch PAPA ROACH (leicht punkige Note) ganz genau hingehört haben, ist kein Geheimnis. Die Westfalen arbeiten mit schweren Riffs, die amtlich schieben und grooven, scheuen sich auch nicht vor dem ein oder anderen flotten Beat und glänzen insgesamt mit einer dicken Produktion. Elektronische Spielereien werden (zu) selten in die Musik integriert, fast schon schüchtern, und die tolle Akustikgitarre wird spät, dann aber massiv ausgepackt. Musikalisch sind die gesamten Songs aufs Wesentliche reduziert und überschreiten die magische 4-Minuten-Grenze nie. Das mag kompakt klingen, lässt dem Album aber wenig Luft zum Atmen. Da die Band auch ansonsten mit wenig kompositorischer Finesse und auflockernden Überraschungen punkten kann, läuft die Musik Gefahr, sich relativ schnell abzunutzen. Nichtsdestotrotz sind kraftvolle Songs wie 'Dead' oder 'New War', ruhig rockender Stoff wie 'Closer' und 'Till We Can Forget' oder ordentliches Breitwandkino wie 'Dreaming' tolle Einzelstücke, die Liebhabern moderner Rockmusik sicherlich gefallen dürften.
Über allem thront der Gesang von Gitarrist Julian Breucker. In der Königsdisziplin ist COAL CREEK schon fast nicht angreifbar, denn der junge Mann erledigt seine Aufgabe mit Bravour. Gelegentlich packt er sogar ein akzentuiert aggressives Organ aus, was wichtige Dynamik schafft und definitiv nicht aufgesetzt oder allzu gezwungen klingt. Noch möchte aber nicht jeder Refrain zünden, manche sind einfach nicht bissig und griffig genug ('Black Dream', 'Slow Down', 'White Eyes'). Da fehlt es am großen Spannungsbogen, an der letzten magischen Entschlossenheit, um einen Song immer und immer wieder hören zu wollen. Aber wie gesagt: das ist Jammern auf hohem Niveau. Stellt sich mir abschließend nur die Frage: gibt es überhaupt für diese Art von Musik aus Deutschland in Deutschland einen Markt? Wenn ja, sollte COAL CREEK ab sofort definitiv ernst genommen werden.
Anspieltipps: Dead, New War, Closer
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Chris Staubach