CHIRAL - Gazing Light Eternity
Mehr über Chiral
- Genre:
- Atmospheric Black Metal / Ambient
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Folkvangr Records
- Part I (The Gazer)
- Part II (The Haze)
- Part III (The Crown)
- Part IV (The Hourglass)
Anspruch und Wirklichkeit liegen noch zu weit auseinander.
Eigentlich verfolgte Matteo Gruppi konzeptionell ganz andere Ziele, als er sein Soloprojekt CHIRAL ins Leben rief. Atmosphärischer Black Metal sollte auf dem Programm stehen, und ebensolchen konnte der italienische Songwriter und Multiinstrumentalist auch auf den ersten Demos aus dem Jahr 2014 liefern. Doch mit der Fülle neuer Releases veränderten sich auch die inhaltlichen Motive, die CHIRAL schließlich zu einem eher Ambient-gesteuerten Klang brachten, der sich auf dem neuen Silberling voll und ganz manifestiert hat. "Gazing Light Eternity" war im vergangnen Jahr bereits der neunte (!) Release im dritten aktiven Jahr der Combo und der vorläufige Höhepunkt einer rasanten, aber doch wohldurchdachten Entwicklung. Die insgesamt zweite Full-Length wird nun als Tape noch einmal wiederveröffentlicht - Grund genug also, noch einmal einen Blick bzw. ein Lauschangriff zu riskieren.
Musikalisch ist die Platte nämlich über weite Strecken überzeugend, wenngleich die eingeflochtenen Keyboard- und Synthieflächen nicht jedem schmecken dürften. Denn bei CHIRAL liegt der Schwerpunkt auf der instrumentalen Darbietung, die gerade in der zweiten Hälfte des Albums immer deutlicher in den experimentellen Bereich abdriftet und sich dort vornehmlich von den Tasten nährt. Und gerade hier hakt es ein wenig, weil CHIRAL die Dynamik aus den Augen verliert und gerade die längeren Instrumentalpassagen ein bisschen träge dahinplätschern.
Umgekehrt hat "Gazing Light Eternity" gerade zum Auftakt ein paar herausragende Harmonien auf der Habenseite, die sich im finsteren Opener 'The Gazer' noch am ehesten dem Black Metal nähern - und in dieser Verbindung auch den besten Eindruck hinterlassen. Zwar gibt es auch hier kleine Ambient-Zitate, die aber tadellos ins Klangkonzept eingefügt werden und nicht wie Fremdkörper wirken. Letzteres ist in 'The Hourglass' und 'The Crown' zwar auch nicht der Fall, doch die mitreißende Wirkung bleibt aus, weil die Songs zu sehr gestreckt werden und die Melodien nicht so herausragend sind, dass man mehr von ihnen hören möchte.
Und genau das ist der Wemutstropfen dieses gewagten, vielschichtigen, am Ende aber nicht vollends bemerkenswerten Werkes: "Gazing Light Eternity" hat den Mut zum Außergewöhnlich, aber bei der Umsetzung noch ein wenig Luft nach oben. Für Kenner der Materie wird der Anspruch fehlen, wohingegen Freunde leichter Kost zu viel Brimborium beklagen werden. In der Mitte liegt die Wahrheit, und die besagt, dass CHIRAL ein gutklassiges, aber eben nicht herausragendes Album geschaffen haben. Ja, so kann man das stehen lassen.
Anspieltipps: The Gazer
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes