CAVALERA, MAX - Roots, Karma, Chaos
Mehr über Cavalera, Max
- Genre:
- Autobiographie
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Iron Pages
- Release:
- 27.02.2015
- 1969 - 1981: Meine "Bloody Roots"
- 1981 - 1983: Schadel, Schulen, Rattenschwänze
- 1984 - 1985: "Wir Sind Sepultura, und ihr könnt uns alle mal!"
- 1986 - 1996: Ultra-Violence
- 1986 - 1987: Bestialische Tage, morbide Zeiten
- 1988 - 1989: Unter den Trümmern und über allen Wolken
- 1990 - 1991 : Auferstehung
- 1991 - 1992: Lemmy anpissen ... und Eddie ankotzen
- 1992 - 1993: Hochzeiten und Hoch-Zeiten
- 1994 - 1995: Nailbomn - oder: Wie man ein Festival sprengt
- 1995 - 1996: Dschungelabenteuer
- 1996: Tragödie und Verrat
- 1997 - 1998: Die Geburt von Soulfly
- 1999 - 2000: Primitiv mit Probot
- 2001 - 2005: Düstere Zeiten
- 2006: Rückgriffe und Vorsätze
- 2007 - 2013
- Epilog
Ein Blick zurück, nicht nur im Zorn.
Eine Autobiographie im Alter von 46 Jahren zu schreiben ist etwas, was man machen kann, was aber nicht gezwungenermaßen auf der Hand liegt. Max Cavalera, Sänger von SOULFLY und ehemaliger Frontmann der brasilianischen Vorzeigethrasher SEPULTURA, hat sich dafür entschieden, schon einmal loszulegen. Daraufhin schlug der Iron Pages Verlag zu, sodass Max' Geschichte zeitnah auch in deutscher Sprache vorliegt. Bevor ich auf den Inhalt eingehe, zuerst einmal zur deutschen Ausgabe: Die Bearbeitung des Buches ist gut gelungen. Das Lektorat ist weitgehend fehlerlos, die Übersetzung gut bis sehr gut, wenn auch gelegentlich etwas zu sehr auf "Metal" getrimmt. Die Herren von den Iron Pages und Übersetzer Andreas Schiffmann haben gute Arbeit geleistet in der Schnittmenge zwischen Anspruch auf allgemeine Lesbarkeit und Rock-Jargon.
Soweit die Rahmenbedingungen. Inhaltlich geht das Werk wie ewartet auf die ganze Lebensgeschichte Cavaleras ein. Es werden Anekdoten erzählt, manchmal derbe, manchmal mit einer gewissen Distanz, und SEPULTURA- oder SOULFLY-Fans werden um dieses Buch sowieso nicht herumkommen. Wenn man wissen will, wie Max sich über Eddie Vedder übergeben oder wieso Lemmy ihm einen Drink über den Kopf geschüttet hat, sollte man sich gleich mal sein Exemplar bestellen. Eine kurzweilige Lektüre ist garantiert, bei der man vor allem auch Max Cavalera als völligen Musikfanatiker, aber auch als Mensch mit Schwächen kennenlernt. Das Fazit also schon jetzt: Sollte man gelesen haben.
Doch ganz ohne Kritik komme ich nicht aus, auch wenn diese natürlich sehr subjektiv ausfällt. So werden alle Releases und alle Schaffensphasen behandelt, wobei die SEPULTURA-Phase drei Viertel des Buches einnimmt. Natürlich ist das das Verkaufsargument, zu erfahren, was hinter den Kulissen von SEPULTURA wirklich geschah. Max nimmt auch kein Blatt vor den Mund, allerdings geht das Buch an zahlreichen Stellen nicht weit genug in die Tiefe. Das ist alles völlig in Ordnung - allerdings kommt SOULFLY dabei zu kurz. Während in der SEPULTURA-Phase interessante Informationen über einzelne Songs zu Tage kommen, werden die Alben nach 1996 teilweise sehr oberflächlich behandelt. Die letzten 16 Jahre des behandelten Zeitraumes bringen es gerade einmal auf 50 Seiten. Hat er da wirklich nicht mehr zu erzählen? CAVALERA CONSPIRACY und SOULFLY haben in der Zeit elf Alben veröffentlicht, aber diesbezüglich bleibt das Buch leider sehr wenig informativ. Möglicherweise wäre hier ein "Teil 1: Sepultura" besser gewesen, und SOULFLY hätte ein eigenes Buch werden können.
Trotzdem ist der Teil über SEPULTURA informativ und gut geschrieben, auch wenn Max selbst und sein Helfer Joel McIver nicht gerade preisverdächtig Spannung aufbauen können, was auch Andreas Schiffmann in seiner Übersetzung nicht immer auszubügeln vermochte. So liest sich das Buch schnell und flüssig, zieht den Leser aber trotz auch privater Details nur selten in seinen Bann, was aber für eine Autobiographie auch, zugegebenermaßen, nicht leicht ist. Schön sind dagegen die zahlreichen kurzen Einschübe zu Aussagen Max', in denen Wegbegleiter und Szeneikonen zu Wort kommen. Beispiel gefällig? Gerne. Max hat von Mille von KREATOR 1987 ein Autogramm geschickt bekommen, das er für $20 veräußerte. Mille kommentiert das lapidar mit "es wäre mindestens $30 wert gewesen!"
"Roots, Karma, Chaos" ist eine gute, empfehlenswerte Ergänzung der Musik-Bibliothek und wird durch zahlreiche Bilder aus Max' persönlichem Fundus abgerundet. Dass einge Episoden zu kurz behandelt werden, ist schade, aber vielleicht deswegen auch für den Gelegeneheits-Cavalera-Hörer leichter verdaulich. Was ich mir wünschen würde, wäre der zweite Band mit dem Titel: "SOULFLY: Alle Platten und alle Songs in meinen eigenen Worten", so dass wir an die Einzelheiten hinter den Kompositionen, Texten und Ideen kommen. Bis dahin ist "Roots, Karma, Chaos" eine kurzweilige und bemerkenswerte Lektüre.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger