CARCASS - Choice Cuts
Mehr über Carcass
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Earache
- Release:
- 25.05.2004
- Genital Grinder
- Maggot Colony
- Exhume To Consume
- Swarming Vulgar Mass Of Infected Virulency
- Tools Of The Trade
- Corporal Jigsore Quandary
- Incarnated Solvent Abuse
- Buried Dreams
- No Love Lost
- Heartwork
- Keep On Rotting In The Free World
- R**k The Vote
- This Is Your Life
- Crepitating Bowel Erosion (Peel Sessions '89)
- Slash Dementia (Peel Sessions '89)
- Cadaveric Incubator Of Endoparasites (Peel Sessions '89)
- Reek Of Putrefaction (Peel Sessions '89)
- Empathological Necroticism (Peel Sessions '90)
- Foeticide (Peel Sessions '90)
- Fermenting Innards (Peel Sessions '90)
- Exhume To Consume (Peel Sessions '90)
Dieses Album ist kein normales "Best Of", es ist ein Stück Musikhistorie. Die Geschichte auf "Choice Cuts" ist von CARCASS geschrieben - knapp 80 Minuten blättern sie in ihrer Ideenwelt zwischen Splatter-Lyrics, Grindcore und melodischem Death Metal mit weltproblembewussten Texten - kaum eine Band hat so stilprägend für gleich zwei Genres gewirkt. Bizarre Grindcore-Perlen wie "Genital Grinder" müssen Ende der 80er so ziemlich das verrohteste Klang-Gekotze überhaupt gewesen sein. Die armen Fans von damals - gerade dieses unverkennbare, fies knurrende Kratz-Organ von Gitarrist Jeff Walker ist auch heute noch der Hammer. Dazu kam von Beginn an diese Liebe zu anatomischen Details, mit liebevoller Präzision erklärten CARCASS unappetitliche Sachen wie die "Maggot Colony" - und wurden sofort Kult. Schon der Name CARCASS alleine bedeutet auf Deutsch in etwa "verrottende Tierleiche". Bands wie PATHOLOGIST aus Tschechien folgten diesem Beispiel, kamen jedoch nie an die Sickness-Dichte der Briten heran. Unvergessen bleibt auch das Cover des CARCASS-Debüts "Reek Of Putrefaction" - eine Collage aus unzähligen Leichenteilen, da können sich selbst EXHUMED heutzutage noch einige Scheiben abschneiden...
Gleichzeitig zeigt "Choice Cuts" wunderbar, warum ihre Nacheiferer nie den Erfolg wie CARCASS hatten. Denn die Briten blieben nicht beim Grindcore stehen und erkannten immer weiter ihr stilistischen und technischen Möglichkeiten, um dann 1994 ein unerreichtes Werk wie "Heartwork" aufzunehmen - die Scheibe ist mit Tracks wie 'No Love Lost' oder dem Titeltrack immer noch eine der brillantesten Death-Metal-Scheiben aller Zeiten. Was auf dieser CD und ihren Stücken musikalisch passiert, lässt heute noch einen Großteil der extremen Musikszene im Regen der Bedeutungslosigkeit untergehen - passende Namen kann sich hier jeder selbst denken. Ich habe heute keine Lust zu stänkern. Vielmehr soll auch noch das völlig unterbewertete "Swansong"-Album von 1996 gewürdigt werden: Inzwischen waren CARCASS Death 'n' Roll, ein Stück wie 'Keep On Rotting In The Free World' ist Moshgranate und Protestsong zugleich. Göttlich. Und konsequent, so ehrlich wie der anschließende Split nach dem Motto: "Wir haben nichts mehr zu sagen, wir lösen uns also auf." Die Leute von CARCASS sind inzwischen aber wieder gut versorgt. Gitarrist Bill Steer zockt zum Beispiel Rock bei seiner Band FIREBIRD, der andere Saitenhexer Michael Amott spielt bei ARCH ENEMY und den SPIRITUAL BEGGARS.
Zusätzlich zu den 13 regulären Tracks von den fünf erschienenen CARCASS-Scheiben finden sich auf "Choice Cuts" noch die legendären Radio-Peel-Sessions, stilecht im original '89/90er Metzelsound. Wie müssen die Radiohörer damals gelitten haben, harhar. Nun aber wieder zum Ernst des Lebens: Eigentlich hätte das Album schon 1999 erscheinen sollen. Dann hatte Drummer Ken Owen aber eine schwere Gehirnblutung und starb fast - erst danach konnte er sich wieder der Gestaltung der CD widmen. Der geniale Stöckeschwinger produzierte dabei leider den einzigen Tiefpunkt von "Choice Cuts": So ein lustloses Blutcover gab es selten - irgendwie passt das Motiv nicht zu CARCASS. Eine Collage mit Kriegsopfern hätte da besser gewirkt, so als Brücke zwischen den frühen Pathologie-Lyrics und den späteren Textthemen über Kriege und Religionen. Dennoch ist "Choice Cuts" ein amtliches Schlachtfest, wer CARCASS nicht kennt, darf blind kaufen. Der Rest hat sowieso schon alle Alben inklusive der anderen Best-of "Wake Up And Smell The Carcass" in der eigenen Hartwurst-Sammlung stehen - dann am besten amtliche Nachfolger-Schlächter wie NASUM oder INHUME nach Hause holen. Doch zurück zum Thema: "Was für eine Legende" CARCASS wird ewig weiterleben!
Anspieltipps: Heartwork, Keep On Rotting In The Free World, Exhume To Consume
- Redakteur:
- Henri Kramer