CALLEJON - Zombieactionhauptquartier
Mehr über Callejon
- Genre:
- Metalcore
- Label:
- Nuclear Blast/Warner
- Release:
- 28.11.2008
- ZAHQ
- Zombiefied
- Spiel Mir Das Lied Vom Sterben
- Und Wenn Der Schnee...
- Mein Puls = 0
- Tanz Der Teufel
- Phantomschmerz
- Quarantäne
- Infiziert
- Der Tag An Dem Die Schwärze Blieb
- Fremdkörper
- Das Ende Von John Wayne
- Porn From Spain
Grundsätzlich ist Metalcore nur noch bedingt originell, aber habt ihr schon mal gut gemachten mit deutschen Texten gehört?
Fünf junge, aber harte Männer aus dem Rheinland bringen tatsächlich frischen Wind in die Metalcore-Szene. Das mittlerweile zweite Album, wobei noch zwei EPs zur Diskographie gezählt werden müssen, ist jedenfalls ein echtes Brett, das die Band allerdings nicht Metalcore nennt, ist ja auch verpönt, sondern Screamo-Metal. Entgegen krampfhaften Originalitätspsychosen und Anti-Mainstream-Gehabe ist es aber doch grundsätzlich Metalcore. Und das macht gar nichts, denn was an diesem Stil etwas nervt, sind die massig auf den Markt geworfenen, gesichtlosen, austauschbaren, mittelmäßigen Releases. Doch so etwas haben CALLEJON hier nun wirklich nicht am Start!
Mit dem üblichen Rumgebrülle, mit Breakdown groovenden Rumgemoshe und nach genau vier Minuten vorhersehbar zu Ende gehenden Songs haben die Deutschen nur bedingt etwas am Hut. Zwar gibt es all das auch irgendwo zu finden, aber es wird hier eben nicht zum Selbstzweck und vor allem ist nicht jeder Song so aufgebaut. Der erste Song 'Zombified' haut in bester Manier auf die Fresse, dass der Hörer glaubt, dem Titelbild zu gleichen. Ein phantastischer Nackenbrecher mit IRON MAIDEN ähnlichen Gitarrenläufen – und mit Breakdown. Damit schlagen die Jungs alle anderen Songs dieses Metiers aus dem Jahr 2008 locker! Mit diesem Song hätten CALLEJON ihre Schublade eigentlich weg: Die deutsche Antwort auf UNEARTH. Nur: es geht nicht so weiter.
Denn anstatt einfach nur ein Brett einzuprügeln, wird hier großer Wert auf Abwechslung und Songwriting gelegt. Schon der nächste Song 'Spiel Mir Das Lied Vom Sterben' beinhaltet klaren Gesang, so dass man ein wenig an DIE ÄRZTE erinnert wird, eingebettet in heftigere Sounds natürlich. Und das meine ich als ganz großes Kompliment! Ähnlich ist auch 'Und Wenn Der Schnee...', bevor es wieder derbe abgeht. "Zombieactionhauptquartier“ bietet tatsächlich genug Melodie, ohne ausgewhimpt zu klingen.
Zwei Besonderheiten weist das Album auf, die es noch weiter abheben von möglichen Referenzbands. Da sind zum einen die deutschsprachigen Texte, was ja nun wahrlich originell ist, zumal sie intelligent und interessant sind – auch deswegen zieht der ÄRZTE-Vergleich. Auch wenn man bei den heftigeren Stücken kein Wort versteht. Trotz aller Einflüsse: Metalcore eben. Die zweite Besonderheit sind zwei Balladen. Das ist ja wohl mal außergewöhnlich. Eingearbeitet in das Gesamtwerk an den Stellen sieben und elf gehören sie essentiell zum Album, auch wenn damit Puristen sicher ihre Schwierigkeiten haben werden. Das dürfte CALLEJON aber auch egal sein, denn speziell der Song 'Phantomschmerz' ist genauso ausgezeichnet wie unerwartet. Leider fällt die zweite Ballade etwas ab.
Zum Abschluss kommt dann mit 'Porn From Spain' noch eine Zusammenarbeit mit den deutschen Rappern von K.I.Z. Zum Glück ganz am Ende, denn während der Song ganz ordentlich ist, empfinde ich ihn auch wegen der Rapperei als den Schwachpunkt des Albums und skippe lieber wieder auf 'Zombiefied'. Doch dieser "Zombieactionhauptquartier" genannte Bastard, gezeugt von UNEARTH und WIR SIND HELDEN, schafft es, das Beste beider Welten zu kombinieren. Der qualitätsbewusste Metaller muss daher auf jeden Fall ein Ohr riskieren, sonst ist es nix mehr mit mitreden!
Noch eine Anmerkung: Voice Overs sind echt nervig. Das wird sicher jeder nachempfinden können, wenn er sich vorstellt, dass gerade zu Beginn des tollen Refrains, des einfühlsamen Solos oder eines fantastischen Gitarrenlaufes die Promo-Praktikantin labert. Nun haben CALLEJON und Nuclear Blast aus der - selbst auferlegten, wie ich betonen möchte - Not eine Tugend gemacht. Die Voice Overs sind von der Band selbst und variieren in jedem Song von "Das hier is ech der letze Dreck", "Musik machen is doch keene Arbeit", "Nimm mal 'ne Mistgabel inne Hand" bis zu "Ich stech dich ab mit deine schimmelichen Zähne", vorgetragen von einem fiktiven Rheinland-Bauern mit schwerem Dialekt. Fans der Band sollten versuchen, so ein Ding irgendwo herzubekommen, da gibt es was zu lachen.
Anspieltipps zum Wegbangen: Zombiefied, Spiel Mir Das Lied Vom Sterben, Mein Puls = 0, Infiziert
Anspieltipps wenn die Freundin kommt: Phantomschmerz, Fremdkörper, Und Wenn Der Schnee…
- Redakteur:
- Frank Jaeger