BORIS THE BLADE - Warpath
Mehr über Boris The Blade
- Genre:
- Deathcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Siege Music
- Release:
- 27.01.2017
- Warpath
- Backstabber
- Misery (ft. CJ McMahon)
- Nihilist
- Omens (ft. Scott Lewis)
- Paralysed
- Thorns
- Devastator
- Elixir (ft. Tim Goergen)
- Solace
Deathcore-Geknüppel, immerhin mit Spielwitz.
Deathcore ist nicht gleich Deathcore. Oder anders ausgedrückt: Nicht alles was als humorlose Verquickung aus Todesblei und Körnermucke das Licht der Welt erblickt, erleidet zur Geburtsstunde schon den musikalischen Hirntod. Mögen die meisten besagter Betonköppe in erster Linie ziemlich uninspiriert Stimmbänder, Nackenmuskeln und die tiefsten Stahlsaiten ihrer Gitarren malträtieren, gibt es hier und da auch verhaltene Lichtblicke im Wutkosmos. BORIS THE BLADE aus Melbourne erreicht mit Spielwitz und Detailverliebtheit immerhin das obere Drittel eines weiten kriegerischen Umfeldes.
An die DESPISED ICON-Rückkehr "Beast" kommen zwar auch die Australier nicht ganz heran. Doch wenn man sich anno 2017 das abermals überproduzierte, stumpfsinnige EMMURE-Geholze reinzieht, die breite Masse an dumpfen Breakdown-Prügelknaben wie ON BROKEN WINGS oder die endlosen Riffing-Sperrfeuer von WALKING DEAD ON BROADWAY und Konsorten betrachtet, gewinnt BORIS THE BLADE mit "Warpath" mehr als den ungeliebten Blumentopf. Schon der Einfall, sich nach dem Mafioso Boris the Blade aus dem schwarzhumorigen Guy-Ritchie-Meisterwerk "Snatch" zu benennen, bringt Pluspunkte auf der Sympathieskala. Vor allem aber sind es die kleinen Details auf "Warpath", die BORIS THE BLADE im Kampf mit der Konkurrenz voranbringt. Die fetten Riffattacken sind obligatorisch, gelegentliche Downbeats und Double-Bass-Salven ebenso, vor allem gefallen daher jene musikalischen Einsprengsel, die BORIS THE BLADE in stärkerer Nähe zu eigentlichen Death-Metal-Vorbildern stellt. Durch disharmonische Obertöne, misanthropische Grunzlaute und den Verzicht auf angeberisches Nu-Metal-Prollgehabe befindet sich die Band eher in der Nähe moderner Todesstahlcombos wie BILLY BOY IN POISON oder CARNIFEX.
Doch trotz der angenehm knappen, halbstündigen Spieldauer verliere ich nach dem starken Eröffnungsdoppelschlag 'Warpath' und 'Backstabber' leider immer wieder den Faden. Diese beiden Königstiger reißen auf bestialische Weise und mit einem Rest an bösartiger Eingängigkeit alles auseinander, was sich der Truppe in den Weg stellt. Danach flacht das Niveau keineswegs ab, doch trotz vieler intelligenter Verzierungen bei den folgenden acht Tracks fehlt etwas, das der Hörerschaft mehr als nur schädeldröhnende Ermüdung beschert. 'Misery' ist ein feist hackender Death-Metal-Berserker, 'Nihilist' atmosphärisch-misantropisch, etwas fragmentarisch ausgelegt, 'Paralyzed' ein rollendes, apokalyptisches Exekutionskommando - all diese Nummern halten einer Einzelbetrachtung durchaus stand. Trotzdem waren DESPISED ICON und BILLY BOY IN POISON zuletzt erfolgreicher im Bestreben, in einem Meer an brutalen musikalischen Rohheiten durch geschickte Dynamisierung, gelegentliche Entschleunigung und ein Grundmaß an Eingängigkeit Abnutzungserscheinungen vorzubeugen.
Wer sich für brutalen, modernen Death Metal mit markanter Core-Schlagseite begeistern kann und Kapellen wie THE BLACK DAHLIA MURDER, THY ART IS MURDER, oder den eben genannten Bands zugeneigt ist, wird mit "Warpath" auf alle Fälle richtigliegen. Ich für meinen Teil kann meine Ermüdung in Sachen Deathcore allerdings nicht leugnen. BORIS THE BLADE gehört aber zumindest zu jenen Vertretern dieser limitierten Spielart, die in der Lage sind, brachiale Urgewalt mit Raffinesse und Spielwitz zu versehen und so meine zum Prinzip generierte Abneigung gegen ihre Spielart anzukratzen.
Anspieltipps: Warpath, Backstabber, Solace
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause