BLAZE OF PERDITION - The Harrowing Of Hearts
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2020
Mehr über Blaze Of Perdition
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Metal Blade / Sony Music
- Release:
- 14.02.2020
- Suffering Made Bliss
- With Madman's Faith
- Transmutation Of Sins
- Królestwo Niebieskie
- What Christ Has Kept Apart
- The Great Seducer
- Moonchild (FIELDS OF THE NEPHILIM-Cover)
Wer mag seinen Black Metal rockig und groovend, sauber produziert und ein wenig spacey?
Bei BLAZE OF PERDITION aus dem polnischen Lublin handelt es sich um eine noch recht junge, dafür aber umso produktivere Black-Metal-Band, die in ihrer gut zehnjährigen Geschichte neben einigen EPs nun bereits ihr fünftes Studioalbum veröffentlicht und dafür auch einen Deal bei Metal Blade Records ergattern konnte. Der Wechsel von Agonia Records zum Branchenriesen passt ein gutes Stück weit ins Bild, denn ganz wie man es bei den Stahlklingen in Sachen neue Signings gerne zu haben scheint, klingt der Black Metal der Polen ziemlich zeitgemäß, und zwar sowohl stilistisch und kompositorisch als auch und vor allem in klanglichen Belangen.
Dies muss nun nicht zwingend ein Makel sein, denn manches Mal gewinnt sogar schwarzmetallische Klangkunst durch eine differenzierte Produktion, und so verhält es sich hier, denn "The Harrowing Of Hearts" ergeht sich zwar kompromisslos in wilder Raserei und fährt eine brachiale Soundwand auf, doch das Album ist blitzsauber produziert, alle Instrumente lassen sich sauber heraushören, und gerade die Rhythmusspielereien des neuen Schlagwerkers sind sehr präsent und verhindern sehr oft, dass das Werk in Beliebigkeit untergeht. Hier werden Akzente gesetzt, welche bei einer dünnen, undifferenzierten Produktion gerne von den flirrenden Gitarrenriffs hinweggefegt werden, und genau das wird hier verhindert.
Ein Song wie 'Transmutation Of Sins' kann als Paradebeispiel dafür herhalten, wie ein melodischer Groove in ansonsten harschen Black Metal Einzug halten kann. Fans der rockigen Phase von SATYRICON möchten hier aufhorchen, und auch Anhänger und Kenner des polnischen Black Metals werden unter ihren Favoriten zahlreiche Parallelen finden, an welche sie dieses Fünftwerk von BLAZE OF PERDITION erinnern könnte. Andererseits kommt aber auch die Schattenseite der etwas glatten stilistischen Ausrichtung und der sehr sauberen Produktion ein wenig zum Tragen, denn allzu viele Ecken und Kanten kennt das Klangbild der Band nicht. Die bisweilen stilistisch zitierte orthodoxe schwedische Schule mit Bands wie WATAIN oder ONDSKAPT präsentiert sich fanatischer, wilder und roher; die eigenen Landsleute von MGŁA sind stoischer und karger, während Satyr Wongraven und seine eingangs erwähnte Truppe aus Norwegen sich in meinen Ohren stets charismatischer und mit feinerem Gespür für packende Songs präsentierte.
Die Vergleich sind indes auch nicht der Weisheit letzter Schluss, denn BLAZE OF PERDITION ist sicherlich nicht der Versuch, die Zielgruppe der Genannten abzuschöpfen. Dazu hebt sich der Stilmix der Lubliner dann doch zu sehr von den genannten Referenzen ab, ist bei allen Parallelen doch irgendwo eigen, was sich beispielsweise bei 'What Christ Has Kept Apart' gut erkennen lässt, das gerade durch den transparenten Sound eine gewisse ätherische Spacigkeit abbekommt und hier und da an den Gitarren postrockig agiert und auch eine gewisse Goth-Schlagseite nicht so ganz verleugnen kann, zu welcher auch das gelungene Cover zu 'Moonchild' von FIELDS OF THE NEPHILIM hervorragend passt. Wenn das Quartett die Gunst des Rezensenten daher nicht unbedingt im Sturm nehmen kann, mag dies daher durchaus nicht zuletzt an dessen altmodischen Ohren liegen. Wer seinen Black Metal indes nicht nur ein wenig rockig und groovend mag, sondern auch noch sauber produziert und ein wenig spacey, der soll BLAZE OF PERDITION gerne eine Chance geben, denn die Band weiß, was sie will und gibt sich technisch und musikalisch keine Blöße.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle