BALLARD, RUSS - New Songs From The Warehouse And The Hits Rewired
Mehr über Ballard, Russ
- Genre:
- Rock
- Label:
- Frontiers Music s.r.l.
- Release:
- 25.04.2025
- Resurrection
- Courageous
- Journey Man
- The One Who Breathes Me
- The Wild
- Charlatan
- Soul Music
- Sleepwalking
- Last Man Standing
- Make Believe World
- The Family Way
- Fearless
- The Last Amen
- Since You've Been Gone
- Winning
- God Gave Rock And Roll To You
- Voices
- New York Groove
- You Can Do Magic
- Liar
- I Know There's Something Going On
- I Surrender
- No More The Fool
- So You Win Again
- Free Me
- On The Rebound
Ein Stück Rockgeschichte geht weiter.
RUSS BALLARD war in den Siebzigern Gitarrist und Sänger bei der britischen Rockband ARGENT, seit seinem Ausstieg aus der Gruppe 1974 macht er Soloalben. Bekannter denn als Musiker dürfte er als Autor etlicher Hits sein, die er für andere Künstler schrieb oder die von anderen gecovert wurden. Seine neueste Veröffentlichung ist das Doppelalbum "New Songs From The Warehouse And The Hits Rewired". Das ist nicht irgendein Titel, sondern beschreibt den Inhalt der zwei Scheiben. Auf der ersten befinden sich neue Stücke, die er in der Corona-Zeit, als wir alle im Hausarrest saßen, in seinem Studio geschrieben und aufgenommen hat. Disc zwei enthält Neueinspielungen seiner größten Hits, und vermutlich jeder von uns wird zumindest einige davon kennen.
Zunächst also gibt es frisches Futter von RUSS BALLARD. Als "New Songs From The Warehouse" finden sich 13 neue Stücke, die Mr. Ballards Ruf als kundigen Komponisten bestätigen. Durchgängig sind nette bis ziemlich gute Melodien mit gut ins Gehör gehenden Refrains zu hören. Insofern ist diese Scheibe eine Lehrstunde für so manche junge Band, die das Aneinanderreihen von Riffs und Soundeffekten mit Songschreiben verwechselt. Die Nummern sind außerdem gekonnt arrangiert - oder sollte man routiniert sagen? Und damit sind wir beim Problem, das zugegebenermaßen ein Luxusproblem ist. So gut die Lieder einzeln sind, als Ganzes rauscht die Scheibe jedoch leicht am Hörer vorbei. Ein Poprock-Midtempo-Sound liegt auf dem Album, der grundsätzlich sowohl Gitarre als auch Keyboards einsetzt, spätestens zum Refrain reichlich Hintergrundchöre hören lässt und der die Stücke in ihrer Individualität einschränkt.
So hätte dem forschen Rocksong 'Courageous' eine härtere und straffere Erscheinung sicher gutgetan. 'Last Man Standing' legt als lakonischer Rocker mit schroffen Gitarren los, bevor er die Einheitskrause mit Tasten, Chören und 08/15-Drumming verpasst bekommt. 'The One Who Breathes Me' hingegen fängt langsam als verhalten-düstere Nummer an, wird dann aber auch mit den üblichen Zutaten zugekleistert. Hörenswerte Gegenbeispiele sind der fast schon gespenstische Schleicher 'Charlatan', der mit Klavier, akustischer Gitarre, Streichern und eindringlichem Sologesang seine Eigenart durchhält, sowie das schlanke, rhythmische 'The Family Way', das ebenso wenig überfrachtet wird und zudem mit einem originellen Gitarrensolo endet.
Unter dem Titel "The Hits Rewired" folgt dann die Zeitreise in RUSS BALLARDs erfolgreiche Vergangenheit als Autor. Hier liegt natürlich ein völlig anderes Hörerlebnis vor. Hier erkundet man keine Neuheiten, sondern man kann in altbekannten Klassikern schwelgen und eventuell mit dem einen oder anderen Geheimtip noch eine Wissenslücke schließen.
Los geht es mit 'Since You've Been Gone' und 'Winning', zwei Stücken von seinem Soloalbum "Winning" (1976), die aber erst in den Coverversionen durch RAINBOW bzw. SANTANA richtig bekannt wurden. Mit 'I Surrender' ist eine weitere von RAINBOW interpretierte Nummer dabei. Dann gibt es mehrere Titel aus seinem Soloschaffen ('On The Rebound', auch von URIAH HEEP gecovert, 'Voices') oder von ARGENT ('God Gave Rock And Roll To You', auch von KISS gecovert, 'Liar'). Es fällt auf, dass zwischen Musikern verschiedener Stilrichtungen offenbar kaum Berührungsängste vorlagen. So wurden Lieder von Russ Ballard nicht nur von Rockgrößen wie ROGER DALTREY ('Free Me'), sondern auch von nicht unbedingt erwartbaren Interpreten wie HOT CHOCOLATE ('So You Win Again') oder der früheren ABBA-Sängerin FRIDA ('I Know There's Something Going On') aufgenommen. Natürlich waren die meisten Hits schon früher sehr gut arrangiert. 'You Can Do Magic' hatte Russ Ballard fast im Alleingang für AMERICA eingespielt, und auch die anderen Künstler hatten passende Versionen. Aber hier geht es um das Wiederhören und in zweiter Linie das Entdecken kleinerer Interpretationsunterschiede.
So ist dieses Album eine interessante Begegnung mit Vergangenheit und Gegenwart eines bedeutenden Musikers, dessen Werke viele von uns in den letzten Jahrzehnten begleitet haben. Da "New Songs From The Warehouse And The Hits Rewired" wie gesagt aus zwei Teilen mit völlig unterschiedlichen Konzepten besteht, verzichte ich auf eine Punktewertung. Dass an die Zielgruppe eine Empfehlung ergeht, dürfte auch so klar geworden sein.
- Redakteur:
- Stefan Kayser