ARCTIC SEA SURVIVORS - The Longest Dawn (The Souls Burn In Everlasting Fires)
Mehr über Arctic Sea Survivors
- Genre:
- Post / Doom Metal / Instrumental
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Talheim Records
- Release:
- 30.09.2021
- Enter The Realm Of Pana
- The Place That Never Thaws
- Solitary Pathways
- Novaya Semlya
- The Fires Of Archangelsk
- The March To Adlivun
Geheimtipp in eigentümlicher, musikalischer Nische.
Auch Überlebende des arktischen Meeres müssen irgendwann einmal gehen, denn dem Bandnamen wiedersprechend wird das Projekt ARCTIC SEA SURVIVORS nach dem neuen Langspieler "The Longest Dawn (The Souls Burn In Everlasting Fires)" seinen aktuellen fiktiven Titelhelden zu Grabe tragen. Trauer ist aber nicht angebracht, denn vom Beginn an war der Lebenszyklus dieser Figur auf eine Triologie ausgelegt, die nach "Into Barren Lands" (2018) und "Inuktitut Tape" aus dem Jahr 2019 mit dem neuen Album nun beendet ist. Im Zentrum der Geschichte steht dabei der einsame Reisende, der versucht, einen Weg zurück in die ihm bekannte Welt zurück zu finden, um schlussendlich sein Seelenheil als Adlivun (Geist eines Vertorbenen in der Religion der Inuit) zu finden.
Nun wird diese Geschichte aber nie explizit erzählt, denn das Quartett, das sich selbst hinter den nummerierten Pseudonymen "Survivor I - IV" versteckt, verzichtet in seiner Musik gänzlich auf Gesang, sodass der Hörer nur durch den begleitenden Text den Rahmen der vertonten Geschichte mitgegeben bekommt. Doch auch ohne explizit zu werden, verbreiten die instrumentalen Klanglandschaften, die praktisch nur so vor nordischer Kälte strotzen, doch die passende Stimmung, in der sich das Vorstellungsvermögen des Hörers oder der Hörerin die grob umrissene Geschichte ausmalen kann. Dabei hat die Truppe geografisch eigentlich überhaupt nichts mit der Arktis zu tun, sondern kreiert ihren sehr eigentümlichen Mix aus Post Rock und Doom Metal im Schutze der österreichischen Alpen. Der Atmosphäre ist dies aber nicht abträglich, denn schon im Opener 'Enter The Realm Of Pana' ist die klirrende Kälte des Nordmeers praktisch physisch fühlbar, während sich sphärische Gitarren und stoische Riffs ihren Weg durch den Song bahnen. 'The Place That Never Thaws' beginnt dagegen schon fast verträumt, nimmt aber später Fahrt auf und entwickelt sich zu einer sludigen Doom-Nummer, die auch ohne Gesang gut im Ohr bleibt.
Dennoch ist "The Longest Dawn" natürlich mitnichten ein einfaches Hörvergnügen, das sich beim Genuss nebenbei erschließen könnte. Nein, diese Platte braucht Zeit und ein gutes Paar Kopfhörer, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Lässt man sich aber auf die Musik der Österreicher ein, dann kann man stundenlang in den Landschaften des hohen Nordens schwelgen und die eigene Fantasie auf Reisen gehen lassen. Entsprechend verbietet es sich schon praktisch, einzelne Anspieltipps herauszugreifen, denn eigentlich macht "The Longest Dawn" nur am Stück genossen wirklich Sinn. Natürlich macht diese Ausgangslage die Österreicher zu einer absoluten Nischenband, die gerade dem Casual-Metalfan nicht zusagen wird, dafür eingefleischte Fans von Post- und Doom Metal aber durchaus wird begeistern können.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs